ZitatAlles anzeigenDer Vorstand setzt auf Trainer Strasser und will einen erfahrenen Manager
Der 1. FC Kaiserslautern steht vor einer richtungsweisenden Jahreshauptversammlung. Am Sonntag (11 Uhr) wird ein neuer Aufsichtsrat gewählt. Aufgrund des drohenden Abstiegs aus der Zweiten Fußball-Bundesliga wird eine sehr emotionale Versammlung erwartet.
Thomas Gries, der Vorstandsvorsitzende, und Michael Klatt, der Finanzvorstand, appellieren, respekt- und stilvoll miteinander umzugehen. Eine Schlammschlacht würde dem Image des Vereins, würde „der Marke FCK“, schaden, Investoren abschrecken. Am Sonntag will der Vorstand über die angestrebte Ausgliederung informieren, Anfang 2018 soll darüber in einer außerordentlichen Jahreshauptversammlung abgestimmt werden.
Eine der vier Säulen einer Ausgliederung sind die Mitglieder selbst, die Eigentümer einer Kapitalgesellschaft würden. „Die Fananleihe von 6,7 Millionen Euro ist im August 2019 zurückzuzahlen, da ist die Ausgliederung ein wesentlicher Punkt“, sagt Klatt. Für ihn ist die Ausgliederung alternativlos, um den FCK zu retten.
„Nur zusammen sind wir Lautern – sicher ein Marketingspruch. Aber nur zusammen geht’s“, bittet Vorstandschef Gries, dass die Fans die Mannschaft geschlossen unterstützen, die durch Winter-Transfers verstärkt werden soll. „Wir haben uns noch nicht aufgegeben und wir geben uns auch nicht auf. Es gibt genügend Beispiele, dass man es schaffen kann“, betont Gries. „Wir haben großes Vertrauen zum Trainer, und wir stärken Jeff Strasser den Rücken. Es ist wichtig, dass er weiß, dass wir hinter ihm stehen“, betont Gries. Er räumt ein, „dass er erstmals für einen Fußballverein arbeitet und damit überrascht wurde, auf einmal auch für den sportlichen Bereich verantwortlich zu sein, was nicht meine Kompetenz ist.“ „Es ist keine Kritik an Boris Notzon, der Sportdirektor Profifußball ist, und einen guten Job macht, aber wir brauchen einen erfahrenen Kapitän im Bereich Sport. Der Titel ist egal. Wir brauchen einen, der mittel- und langfristig arbeitet – alles verantwortet, plant – von dem U-9-Perspektivteam bis zu den Profis“, betont Gries. Diese Personalie solle zeitnah mit dem neuen Aufsichtsrat geklärt werden.
Finanzchef Klatt sieht den FCK wirtschaftlich konsolidiert und wertet dies als Erfolg der gemeinsamen Arbeit mit Gries. „Die Finanzen sind eine große Herausforderung. Ich hatte, als ich kam, schlaflose Nächte, wie ich im April 2016 die Gehälter bezahlen sollte. Nur durch vorgezogene Zahlungen aus Stuttgart für den Zimmer-Transfer, allerdings mit Abschlägen, sind wir da raus gekommen.“
Die Rotstift-Politik trage Früchte. „Der Gürtel wurde enger geschnallt – das begann bei den Gehältern der Vorstände. Die Verträge, die wir unterschrieben haben, liegen nur noch bei 65 bis 70 Prozent von dem, was früher gezahlt wurde“, versichert Klatt. „Wir haben 20 Prozent Kosten in der Verwaltung, zehn Prozent im NLZ gespart, auch Einsparungen bei den anderen Abteilungen vorgenommen. Das war für uns unheimlich schmerzhaft, aber leider alternativlos, um den Lizenzspieleretat von 10,5 Millionen nicht anzutasten.“ Dennoch ist der FCK Letzter, Neuling Holstein Kiel mit einem Etat von rund 6,5 Millionen ist Tabellenführer.
„Ganz wichtig ist, wir haben das Vertrauen der Finanzgemeinde wieder gewonnen. Dieses Vertrauen ist unsere Lebensversicherung“, sagt Klatt. Die Dritte Liga wirtschaftlich zu stemmen sei ein Kraftakt, der nur mit den bewährten Partnern möglich sei.
Dass er im Sommer 2016 einen Drei-Millionen-Kredit, mit acht Prozent verzinst, bei Quatrix für den FCK aufgenommen habe, rückzahlbar binnen sieben Jahren, sei ihm als Kaufmann schwergefallen: „Das haben wir gemacht, damit wir handlungsunfähig waren. Aber trotzdem sind unsere Verbindlichkeiten nur um 1,8 Millionen auf jetzt 14,5 Millionen Euro gestiegen. Und wir haben die 1,2 Millionen Euro für die gestundete Stadionpacht zurückgezahlt.“
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung