Hoffenheim hat keine Tradition? Klar ist das so - wozu aber braucht man denn Tradition? Wir können unser Klo mit den alten Urkunden tapezieren und demnächst auch das ganze Stadion, wenn wir in eine 2 000-Zuschauer-Hütte umziehen müssen.
Tradition ist einen Scheiß wert, wenn man sie nicht miterlebt hat. Meine Tradition beginnt Ende der Achtziger und Fritze Walter verdient zwar sicher uneingeschränkt meine Bewunderung - dass er aber beim FCK gespielt hat, darauf kann ich mir ein Ei backen. Meine Tradition sind Erinnerungen an eine schöne Zeit - eine Zeit, welche die Hoffenheimer sich erst erarbeiten werden müssen (ja - auch mit Kohle muss man arbeiten). Was dann aber für den Hoffenheimer Fan anders sein wird als es für mich damals war, verstehe ich nun überhaupt nicht.
Wenn wir mit bedauerndem Blick nach Hoffenheim linsen und nur die Geldkoffer da stehen sehen, darf man aber auch mal erkennen, dass dort keine Typen wie Buchholz oder Göbel die Kohle verbraten sondern echte Fachleute am Werk sind. Die verbindet sicher in erster Linie ihr Gehaltsscheck mit Hoffenheim - was da bei Göbel den Unterschied macht, darf man mir dann aber auch erklären.
Zu dem Thema habe ich eigentlich nur ein Schlüsselwort: Profifußball. Wer scheiße ist der fliegt und wer's kann, der bleibt. Hoffenheim hat es sicher leichter als alle anderen Vereine, die sich so nach oben gekauft haben - unabhängig davon machen sie aber das, was Euch alle so anekelt, mit einer unglaublichen Professionalität.
Ich schaue mit ein wenig Neid nach Hoffenheim (und nach anderen Städten des Fußballs) - nicht wegen der Kohle sondern weil dort nicht nur Graupen versuchen sich gegenseitig den Arsch sauber zu wischeln sondern weil dort Fachleute am Werk sind, die der kleinen Fangemeinde das bieten, was diese will: Vernünftigen Fußball und saubere Strukturen.