Thüringenwahl

  • Irgendwie ein beruhigendes Thema für mich. Zeigt diese Wahl doch vor allem eines. Slapstick gibts nicht nur beim FCK.


    Jetzt also Rücktritt Kemmerich auf Druck der Bundesebene, aber erstmal übergangsmäßig geschäftsführend im Amt, wenn mein Kenntnisstand noch aktuell ist. Das können sich Banf und Co mal noch ne Scheibe abschneiden. Rücktritt, aber erstmal im Amt bleiben. Und Rücktritt wegen was eigentlich jetzt genau? Wegen dem Ergebnis einer angeblich demokratischen Wahl? Oder um den großen Mengen an Protestierenden den Arsch hinzuhalten für ein kleines Kreuzchen alle paar Jahre? In manchen Fällen bestimmt auch ein Hakenkreuzchen. Ich hab das Gefühl, die wirkliche Entscheidung in ein paar Wochen spielt gar keine Rolle. Das lehrreichste aus der Sache ist doch, dass die AfD doch manch hellen Kopf besitzt, die Politik in diesem Land so absurd wirken zu lassen. Man muss einfach mal festhalten, das war geschickter als uns lieb sein kann. Im Endeffekt zeigt das Ganze eines ganz deutlich. Wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie verboten. Ein allzu wahrer Spruch, der oft Tucholsky zugeschrieben wurde.


    Den Protest kann ich übrigens absolut verstehen und finde ihn richtig. Nur um hier nicht falsch verstanden zu werden. Ab eigentlich setzt er dem Ganzen die Krone auf. Der Mann wurde gewählt, weil die "bürgerlichen" zu dumm waren. Aber er wurde gewählt. Aber momentan hört man gar nicht den Spruch, dass unsre Demokratie das aushalten muss. Vielleicht weil so langsam Zweifel aufkommen, ob sie das wirklich noch aushält. Bin insgesamt sehr zwiegespalten bei dem Thema und mich würden andre Meinungen ja doch interessieren. Ausserdem lenkts mich vom Münsterspiel ab. ;)

  • Aber momentan hört man gar nicht den Spruch, dass unsre Demokratie das aushalten muss. Vielleicht weil so langsam Zweifel aufkommen, ob sie das wirklich noch aushält.

    Eine Demokratie muss per definitionem noch viel mehr aushalten und kann das auch.

    Optimismus ist ein Schlüsselfaktor der Resilienz

  • Da hilft nur Humor. Würde ich solche Vorgänge um die Politiker und deren Politik noch ernst nehmen, würde ich in Klingenmünster landen. Das ist eine Realsatire vom Feinsten mit Hauptdarstellern aus allen Lagern.

  • Da hilft nur Humor. Würde ich solche Vorgänge um die Politiker und deren Politik noch ernst nehmen, würde ich in Klingenmünster landen. Das ist eine Realsatire vom Feinsten mit Hauptdarstellern aus allen Lagern.

    Da hast du Recht. Hier sollte keiner mit dem Finger auf die anderen zeigen. Aber Politiker können die Finger nicht krümmen, so dass diese auf sich selbst zeigen.

    Das Geheimnis des Fußballs ist der Ball (Fußballweisheit von Uwe S.)

  • Ich muss euch zwar allen recht geben, halte es allerdings für bedenklich, dass wir diese Realsatire lieber ausblenden. Obwohl ich das zu 1000% verstehen kann. Ich mach es ja genauso.


    Und natürlich muss und kann eine Demokratie sowas aushalten, nur bei unserer bin ich langsam unsicher. Ich wähle jetzt mal drastische Worte, auch welche, die ich gar nicht ernst meinen möchte, auch wenn mir das immer schwerer fällt. Aber ich kann mittlerweile gut verstehen, wie Nationalsozialisten an die Macht kommen konnten als Ergebnis der Enttäuschung über die politischen Alternativen. Auch ich würde anfangen zu überlegen, ob ich mein Kreuz nicht jemandem geben würde, der ein Buch mit (leeren) Versprechungen schreibt, dieses selbstverliebte Pack entfernen zu wollen. Und wenn sie in nem Lager Steine klopfen müssten. Soviel Produktivität hätten die eh in ihrem ganzen vorherigen Leben nicht gebracht. Und selbst dann, wenn derjenige in seinem Buch einen Holocaust ankündigen würde, müsste ich noch nachdenken, was das geringere Übel wäre. Und ich fürchte mich selbst vor meiner Antwort. Und das sag ich als jemand, der sein ganzes Leben lang links der Mitte gestanden hat und sich über Jahre im linken Flügel der SPD gesehn hätte.


    Aber es sind Geschichten wie die von Maaßen, bei dem jeder noch glaubt, wie konnte man mit so Gedankengut Verfassungsschutzpräsident werden? Jeder denkt, das war ein negativer Ausrutscher. Ich behaupte, der Mann saß genau wegen seinem Gedankengut auf diesem Posten. Hat auch was mit Traditionspflege zu tun. Oder die von Scheuer, wo jeder weitere Kommentar zu viel ist. Oder von der Leyen, die den halben Etat der Bundeswehr in nem Segelschiff versenkt. Gut, das waren wohl eher die überbezahlten externen Berater. Selbst kriegt die eh nix aufn Appel. Auch sehr passend finde ich, dass ein ehemaliger SPD-Vorsitzender in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank wechselt und dann noch jammert, dass er gar nicht versteht, warum sich Leute daran stören. Aber das sind alles nur Symptome wie übrigens auch die AfD. Das wahre Problem ist Lobbyismus. Wobei ich diesen Begriff ablehne, denn er soll nur beschönigen. Würden wir über andere Länder reden, wäre man da nicht so pinkelisch in der Wortwahl und würde dies als Korruption bezeichnen. Aber der Begriff würde viel zu negativ klingen. Einen Unterschied sehe ich allerdings nicht.


    Dabei will ich nicht mal sagen, früher war alles besser, (früher war alles gut). Ich bin mir sicher, das ist kein neues Phänomen (siehe zb. Flickaffäre). Aber früher hat der handelnde Politiker sich noch die Mühe gemacht, so zu wirken, als handele er für die Menschen in diesem Land. Und das parteiunabhängig. Da kann ich Brandt und Schmidt aufzählen, aber genauso Adenauer, ja sogar Kohl. Heute hält man es nicht mal mehr für nötig sowas zu verschleiern. Das ist der Unterschied.


    Und dass diese Demokratie sich von der AfD so "vorführen" lässt, zeigt nur eins ganz deutlich. Nämlich welche geistigen Tiefflieger uns mittlerweile regieren. Hauptsache die Gelfrisur sitzt wie im Falle Scheuer. Und diesen Vorwurf kenn ich doch auch vom Fussball irgendwoher. Da schliesst sich dann ja der Kreis quasi wieder.


    Ach es ist einfach nur traurig. Ein letztes Beispiel möchte ich jetzt noch anführen, auch wenn der Text eh schon zu lang ist. Letztens hat Angela Merkel Bäume gepflanzt (oder gegossen. weiss es nicht mehr genau), um den Opfern des NSU zu gedenken. Eigentlich ne gute Sache. Am selben Tag weiht ironischerweise allerdings Walter Steinmeier ein Denkmal für Georg Elser (Bombenattentat auf Hitler im Brauhauskeller 1939) ein. Bin ich der einzige, der hier eine Opferumkehr sieht? Wir können doch nicht das eine verurteilen und dem anderen gedenken. Denn das Attentat 1939 in einer vollbesetzten Halle mag in Anbetracht dessen, was danach folgte, sich heute richtig anfühlen, aber damals wars doch nix anderes als ein feiges Attentat auf Menschenleben. Da darf doch nicht nur die Zielperson entscheidend dafür sein, wie ich so etwas werte. Das ist alles so verlogen. Deswegen feier ich Thüringen und ich freue mich auf Neuwahlen, auch wenn das Ergebnis nach meinen Erwartungen noch viel bedenklicher sein wird. Aber das hat man sich auch lange erarbeitet in unserer Politik.

  • Die AfD hat hier Mechanismen ausgenutzt, eine Krise ausgelöst und ein gigantisches Medienecho erhalten. Projekt erfolgriech abgeschlossen!


    Gucken wir uns die Geschichte einmal anders an:

    Thüringen ist latent rechstsextremistisch. Das läßt sich "vom kleinen Mann" bis zum Polizeiapparat belegen.

    Offfensichtlich wußten die Bundesgremien (zuminest) von FDP und CDU) im Vorfeld Bescheid und stimmten zu. SPD und Grüne sollten es wissen. Ramelow ist absolut naiv in die Falle getappt. Faziit: Für alle Parteien kein Ruhmesblatt!

    Aber:

    Man hatte die Folgen und die Reaktionen des "gemeinen Volkes" unterschätzt. Ansonsten wäre de Deal m.E. durchgewunken worden.

    Die AfD in Thüringen ist zumindes teilweise faschistisch. Viele Wähler wissen das. Beides macht mir Angst.


    Die CDU setzttdie Linke und die AfD mehr oder minder gleich. Das gibt mir zu denken.

    Natürlich gibt es bei der Linken immer noh einen kleinen, harten Kern sogenannter Kommunisten (einen kommunistischen Staat gab es m-E. nie, nur Parteidiktaturen. Kommunismus setzt ein Menschenbild voraus das ich für unerreichbar halte) die andere - meisten erfolglos - vereinnahmen wollen.

    Der Haß der CDU irritiert mich aus einem Grund:

    Die CDU war ein Teil der Einheitsregierung der DDRmnund ist schätzungsweise eine Woche vor der jetzigen Linken ausgetreten. Frau Merkel war in ihrer Studdienzeit FDJ-Sekretärin für Propaganda, also keine Mitläuferin.

    Es sind nicht immer die Lauten stark, nur weil sie lautstark sind. Es gibt so viele denen das Leben ganz leise viel besser gelingt.
    ...
    Die schützt kein Programm. Die sind Melodie. So aufrecht zu gehen lerne ich nie