Diskussionsthema zum Artikel: Klement und Opoku: Technik, Tempo, Torgefahr
Klement und Opoku: Technik, Tempo, Torgefahr
Mit Philipp Klement und Aaron Opoku konnte sich der FCK zum Schluss der langen Transferphase nochmals verstärken. Eine datenbasierte Analyse der beiden vermeintlichen Boeings.
Philipp Klement ist in Kaiserslautern kein Unbekannter. Der gebürtige Ludwigshafener verbrachte in seiner Jugend sieben Jahre auf dem Fröhnerhof, kehrt nun nach elf Jahren auf den Betzenberg zurück und soll das Team mit seinen Spielmacher-Qualitäten bereichern. Bereits in seinem ersten Auftritt gegen Magdeburg war zu erkennen, dass er dafür alle Anlagen mitbringt. Seine neuen Mitspieler suchten ihn in vielen Situationen, stattliche 31 Pässe hat er in diesem Spiel erhalten. Zum Vergleich: Marlon Ritter wurde nur 17 Mal angespielt. In der vergangenen Spielzeit waren es auf Klement sogar über 45 Anspiele pro 90 Minuten.
Philipp Klement: Technisches Upgrade im Mittelfeldzentrum
Klements größte Qualitäten kommen schließlich bei seinem eigenen Passspiel zum Tragen. 59,3 Pässe spielt die neue Nummer 10 pro Spiel, knapp 22 davon vertikal, mehr als elf ins letzte Spielfelddrittel. Herausragend ist außerdem die Erfolgsquote von 67 Prozent bei Bällen in den Strafraum. Des Weiteren versucht sich der Linksfuß mehr als zwei Mal pro Partie an tödlichen Schnittstellenpässen hinter die Abwehrreihe, wobei er in 41 Prozent der Fälle erfolgreich ist. Kaum ein anderer Zweitliga-Spieler bringt derart viele kreative Pässe mit einer solchen Präzision an den Mann. Aber auch einige Zonen weiter hinten kann Klement schon entscheidend zum Spielaufbau beitragen: Pro Spiel spielt er zehn progressive Pässe mit einer Quote von 82 Prozent - mehr als zwei Mal setzt er selbst einen progressiven Lauf mit Ball an, der zur Folge hat, dass das Spiel in eine andere Zone verlagert wird.
Zudem ist Klement selbst sehr abschlussstark, in der Zweitliga-Saison 18/19 gelangen ihm starke 16 Treffer für den SC Paderborn. Generell fliegt fast jeder zweite Schuss des Kreativspielers tatsächlich aufs Tor.
Klements Manko: Deutliche Defizite im Defensivverhalten
Bei all den Lobeshymnen auf Klements technische Fähigkeiten, seine Übersicht und seine Torgefährlichkeit, dürfen einige Defizite nicht übersehen werden. Im Spiel gegen Magdeburg fiel deutlich auf, dass der 29-Jährige große Probleme hatte seinen Gegenspielern bei Tempoläufen hinterherzukommen. Ob dies zumindest teilweise seiner noch nicht vollends vorhandenen Fitness geschuldet ist, wird sich zeigen. Die fehlende Geschwindigkeit könnte auch mit ein Grund für seine schwache Dribblingquote von nur 45 Prozent in der vergangenen Saison sein. Des Weiteren zeigen sich deutliche Defizite im Defensivverhalten: Klement führt pro Spiel nur 3,8 defensive Duelle, von denen er nur die Hälfte gewinnt - was sicherlich auch auf seinen eher schmächtigen Körperbau zurückzuführen ist.
Generell ist fraglich, ob eine Doppelsechs bestehend aus Ritter und Klement dem Team die nötige Stabilität vor der Abwehr geben kann. Vor einer Fünferkette, wie in der 2. Halbzeit gegen den FCM, wäre das schon eher denkbar. Die Zeit unter Antwerpen hat gezeigt, dass ein eher offensiv ausgerichtetes zentrales Mittelfeld (Ritter und Wunderlich, wahlweise mit Sessa, Klingenburg oder Götze) vor einer Fünferkette gut funktionieren kann, da die Innenverteidiger hierbei mehr Freiheiten beim Vorwärtsverteidigen und Herausrücken aus der Kette haben als im Falle einer Viererkette.
Aaron Opoku: Tempodribbler mit viel Potenzial
Schon zu Vorbereitungsbeginn hatte Geschäftsführer Thomas Hengen definiert, der eigenen Offensive mit möglichen Neuzugängen in erster Linie Tempo hinzufügen zu wollen. Perfekt in dieses Profil passt der letzte Neuzugang, welcher nach langem Hin und Her vom Hamburger Sportverein in die Pfalz gewechselt ist. Aaron Opoku kommt mit der Empfehlung von 18 Scorer-Punkten aus 32 Drittligaspielen, die er bei seiner Leihe in Osnabrück absolviert hat, zum Betzenberg. Herausragend ist vor allem der Wert von 0,55 Assists pro 90 Minuten. In mehr als jedem zweiten Spiel bereitet der gebürtige Hamburger also ein Tor vor. Seine hohe offensive Arbeitsrate zeigt sich darüber hinaus in 2,2 Torschussvorlagen oder 6,0 Hereingaben in den Strafraum pro Partie. Auch die Flankenquote liegt mit 35 Prozent bei einem sehr ordentlichen Wert.
Sein grundlegend nicht immer sauberes Passspiel (Passquote 67 Prozent) zeichnet sich durch eine - für einen Flügelspieler - außergewöhnlich hohe Kreativität aus. So spielt er pro 90 Minuten 1,1 tödliche Bälle hinter die Abwehr oder auch zusätzlich zu den Flanken weitere fünf Pässe in den Strafraum. Zudem hat der 23-Jährige selbst pro Partie mehr als vier Ballkontakte im Sechzehner und sorgt so stets für Unruhe in der gegnerischen Gefahrenzone.
Opokus Manko: Schwächen im Torabschluss
Allerdings muss Opoku noch stark an seiner Effizienz in der Offensive arbeiten. Nur etwas weniger als die Hälfte seiner Dribblings sind erfolgreich - generell entscheidet der flinke Außenstürmer nur 34 Prozent seiner offensiven Duelle für sich. Seine größte Schwäche ist aber der Torabschluss: Nur 29 Prozent seiner Schüsse kommen aufs Tor, des Weiteren gelangen ihm in Osnabrück trotz eines xG-Werts von 5,25 nur drei Treffer. Gelingt es ihm, sich an dieser Stelle entscheidend zu verbessern, sind von ihm einige Scorerpunkte zu erwarten.
Grundsätzlich können sich die Anhänger der Roten Teufel auf einen schnellen und wendigen Flügelspieler freuen, der den Kader mit seinem Spielerprofil qualitativ aufwertet. Redondo und Hercher sind zwar ebenfalls sehr schnell, allerdings deutlich eindimensionaler in ihren Aktionen. Vor allem für das Konterspiel kann Opoku mit seinem Mix aus Tempo und kreativem Passspiel zum entscheidenden Faktor werden.
Fazit: Chance auf den Klassenerhalt erhöht
Aus der Datenanalyse geht zweifelsfrei hervor, dass die beiden Neuzugänge das Team sportlich bereichern können. Da beide Spieler durchaus flexibel einsetzbar sind, ergeben sich für das Trainerteam mehrere Möglichkeiten, sie in unterschiedlichen Systemen einzubauen. So kann Klement völlig systemunabhängig im Mittelfeldzentrum sowohl als 8er als auch als Nummer 10 eingesetzt werden. Opoku hingegen sollte mit seinem Skillset in der Lage sein, nicht nur auf dem Flügel zu agieren, sondern ebenso als zweiter, flexibler Stürmer neben Boyd beziehungsweise um diesen herum. Schlussendlich ist auch ein gutes direktes Zusammenspiel der analysierten Spieler denkbar. Opoku bringt alle Anlagen mit, die vielen Bälle, die Klement präzise hinter die Abwehrreihen spielt, zu erlaufen und daraus etwas zu kreieren.
Fazit: Wie dargestellt bringen Aaron Opoku und Philipp Klement Qualitäten mit, die sich in der zweiten Liga sehen lassen können. Doch bekanntlich sind es nicht nur Daten und Statistiken, die eine Mannschaft erfolgreich werden lassen. Neben der Tagesform, die auch mal in beide Richtungen ausschlagen kann, kommt es auf die Integration der Neuen in das bestehende Teamgefüge an. Die Erwartungen an Opoku und Klement dürften hoch sein - entsprechend wichtig wird es sein, dass beide ihre Qualitäten regelmäßig auf Platz bekommen, um die Chance auf den Klassenerhalt deutlich zu erhöhen.
Quelle: Treffpunkt Betze