Diskussionsthema zum Artikel: Machtspiele auf dem Betze: FCK-Führung im Krisenmodus
Machtspiele auf dem Betze: FCK-Führung im Krisenmodus
Nach einer turbulenten Saison steht der FCK vor einer weichenstellenden Sommerpause. Damit diese gelingt, müssen die Unruheherde in „Chaoslautern“ erneut gelöscht werden.
„Saison aufarbeiten - Konsequenzen ziehen. Kaderverplaner Hajri raus!“. So verabschiedete die Westkurve ihren Technischen Direktor in die Sommerpause, die er als Kaderplaner und Sportdirektor der Roten Teufel möglicherweise nicht mehr erleben wird. Zwar stürmte der 1. FC Kaiserslautern mit einem famosen 5:0-Kantersieg auf den 13. Tabellenplatz und steht im Pokalfinale, doch zuvor schipperte der Verein durch mehrere sportliche Krisen, in denen der Eindruck entstand, dass kein klarer Kurs gefahren wird. Dieser scheint immer noch nicht gefunden zu sein. Zwar verteidigte FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen seinen Mitarbeiter ("Es wird ein Schuldiger herausgepickt. Er macht die Kaderplanung ja nicht alleine. Dann müsste auch gegen mich ein Plakat aufgehängt werden"), aber verschiedene Medien berichteten bereits über einen Abschied Hajris im Sommer.
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Sündenbock Hajri?
Die Gerüchte um einen Abgang kommen nicht von ungefähr, schließlich genießt der 41-Jährige bei Fans und Medien kein allzu hohes Standing. Auch deshalb wurde der ehemalige Scout von Hertha BSC und Eintracht Frankfurt zum Hauptsündenbock für das verkorkste Wintertransferfenster, für Trainerentscheidungen und sogar für die gesamte Kaderplanung. So attestierte der Kicker Hengen eine „Kursabweichung“, die auf Hajri zurückzuführen sei. Die Alleinschuld an der Chaos-Saison trägt der Ex-Duisburger allerdings nicht. Ihm allein den schwarzen Peter zuzuschieben, wäre nicht nur zu kurz gegriffen, sondern schlichtweg unfair. Denn Spielertransfers wie Filip Kaloc, Ragnar Ache oder die Ausleihe von Publikumsliebling Tymo Puchachz sprechen auch für den Quasi-Sportdirektor. Zudem konnte Hajri das Scouting-Netzwerk vor allem international ausbauen und war wohl maßgeblich an der Verpflichtung von Almamy Touré beteiligt. Kritisch zu betrachten sind allerdings Entscheidungen wie die sehr kurzfristig anmutende Trennung von Dirk Schuster, die anschließende Fehlbesetzung des Trainerstuhls mit Dimitrios Grammozis und zuletzt der sehr unausgewogene Kader. Allerdings ist der gebürtige Tunesier auch für diese Entwicklung nicht allein verantwortlich.
Muss auch Thomas Hengen seinen Hut nehmen?
In der abgelaufenen Saison wurde alles und jeder in Frage gestellt. Namhafte Spieler wurden verkauft, Trainer gefeuert und sogar über die Absetzung der sportlichen Leiter Hengen und Hajri wurde nachgedacht. Denn eines ist klar: Auch der in Fankreisen beliebte „Don“ Hengen hat seinen Anteil an der sportlichen Talfahrt der Roten Teufel. Der FCK-Boss suchte in der vergangenen Saison häufig den Weg in die Öffentlichkeit. Mit zunehmendem Druck wurde auch der Ton rauer. Beim Trainerwechsel im November sprach der Geschäftsführer von „Stagnation als Rückschritt“. Eine Aussage, die sich im Nachhinein als fatal erwies, denn mit jener Stagnation stand der FCK gar zwei Plätze vor dem aktuellen Saisonergebnis. Zudem befanden sich die Pfälzer in der schwierigen zweiten Saison in Liga 2. Die Ruhe, das sonst aus der Führungsetage zu hörende Mantra, man wolle „Schritt für Schritt gehen“ und den Größenwahn der vergangenen Jahre ablegen, schienen vergessen. Zuletzt war von „Hosenscheißer-Fußball“ und zu vielen Egoisten im Kader die Rede. Thomas Hengen kritisierte öffentlich mal den Trainer, mal die Mannschaft und zuletzt das Umfeld ("Ich finde es im Moment too much hier in der Umgebung, Bei uns ist im Moment zu viel Druck"), das er im Sommer noch gelobt hatte, weil es die Verpflichtung neuer Spieler erleichtere. Fakt ist, auf dem Betze bekommt man eine Emotionalität wie nur selten in Fußballdeutschland. Die Kehrseite der Medaille ist die Unruhe, die entsteht, wenn der sportliche Erfolg ausbleibt. Aber das gehört dazu und macht den Betze aus.
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Finanziell hat der gebürtige Pfälzer zwar seine Qualitäten unter Beweis gestellt und den FCK aus der Insolvenz und dem Beinahe-Absturz in die Regionalliga zu einem gesunden Zweitligisten geführt, der zudem im Pokalfinale steht. Von der erhofften Entlastung durch die Arbeitsteilung in der Geschäftsführung ist im sportlichen Bereich nach dieser Saison allerdings wenig zu spüren. Hengen zu entlassen, würde auf dem Betzenberg allerdings wieder die Unruhe ausbrechen lassen, der man gerade erst entkommen ist. Zum Glück ist das nicht zu erwarten, laut Rheinpfalz genießt Hengen bei der Trainersuche volles Vertrauen.
Ein Sommer für die Geschichtsbücher
Fest steht: Egal, wer am 25. Mai den Pokal in den Berliner Nachthimmel reckt, die Wochen und Monate danach werden von unglaublicher Bedeutung sein. Denn der FCK erhält nicht nur durch den Pokalerfolg eine Finanzspritze, sondern auch durch die genehmigte Kapitalerhöhung. Wenn man das frische Geld richtig einsetzt, braucht es nicht viel Phantasie, um zu sehen, wohin der Weg mit dieser Mannschaft gehen kann. Mit den fantastischen Leistungen im DFB-Pokal hat sich der FCK eine Chance erspielt, die man nicht oft bekommt. Jetzt gilt es auf dem Betzenberg, die richtigen Schlüsse aus der Saison zu ziehen und diese Chance zu nutzen.