03. Juni 2006 - Die Rheinpfalz - „Steht Fußball über der Bildung?"

  • gute Analyse...


    noch eine Ergänzung: Anderer Leute zu erziehen, kann man nur zu kleinen Teilen in der Theorie an der Uni lernen.


    Wichtig sind ein einigermaßen gefestigter Charakter, eine positive Einstellung zu Menschen und viel Erfahrung...


    Das schwierige ist eben, dass Personen, die sich aufgrund der Arbeits- und Urlaubszeiten sowie des sicheren Gehalts für den Lehrerjob entscheiden, sehr selten Persönlichkeiten sind, an denen sich Jugendliche orientieren können...


    Was ich schon in meinem ersten Beitrag schrieb: Ich habe auch jede Menge Gegenbeispiele kennengelernt, die ich nicht in den gleichen Topf werfen möchte und von denen ich viel fürs Leben mitgenommen habe. Waren nur leider in der Minderheit.

    ----------------------------------------------------
    KEINE PFIFFE GEGEN UNSERE MANNSCHAFT IN DER WEST


    :schild: :schild: :schild: :schild: :schild: :schild: :schild: :schild: :schild:

  • Nun, nachdem viele von euch sich am "typischen Lehrerbild" (viel Freizeit, extrem viele Ferientage, Surfbrett schon 5 Tage vor Ferienbeginn auf dem Auto montiert, ohne intrinsische Motivation, keine Begeisterung bei den Schülern erzeugen, keine "Persönlichkeit" usw.) orientieren und damit jede Menge Vorurteile formulieren, möchte ich als "Betroffener" einmal meine Sichtweise einbringen.
    Allerdings muss ich einschränkend erwähnen, dass ich an einer Berufsbildenden Schule unterrichte und somit zumindest in der Berufsschule noch einen "starken Partner", nämlich den Ausbildungsbetrieb an meiner Seite habe.
    Ich gehe sowohl aus intrinsischer als auch extrinsischer Motivation in die Schule, mir macht es Freude junge Menschen zu unterrichten, habe meine "Prinzipien" in Bezug auf Pünktlichkeit, Mitarbeit, Integration von ausländischen Mitschülerinnen und Mitschülern (aktiv und passiv!!) und möchte diese jungen Menschen durch meine Unterstützung an ihr Ziel "Abschlusszeugnis" führen. Das hört sich jetzt rundum "galaktisch" an, ist jedoch einigermaßen realistisch - dennoch gibt es immer mal wieder das eine oder andere Problem, wie es immer mal im Schulalltag vorkommen kann.
    Ganz kurz möchte ich erwähnen, dass ich aufgrund meiner Funktionsstelle von 12 Wochen "Ferien" letztendlich nur ca. 3 Wochen "genießen" kann. Die restliche Zeit bin ich in der Schule um Verwaltungsaufgaben zu erledigen!
    Das eigentliche Problem, dass nicht alle Schülerinnen und Schüler ihren Fähigkeiten entsprechend unterrichtet werden (können), liegt m.E. in erster Linie daran, dass der Elternwille ausschlaggebend ist, welche Schulart ein Kind nach der Grundschule besuchen soll. Bereits hier gibt es einen deutlichen Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
    Weiterhin können Lehrerinnen und Lehrer nicht das Elternhaus ersetzen! Erziehung, und das weiß eigentlich jeder, kann nicht erst nach dem sechsten Lebensjahr in der ersten Grundschulklasse einsetzen. Dafür sind nach wie vor die Erzeuger zuständig. Ein intaktes Familienleben und somit auch eine "artgerechte" Erziehung ist Grundvoraussetzung für das weitere Leben, also auch für das Leben in und um die Schule.
    Wir Lehrerinnen und Lehrer können die Versäumnisse vor allem in den ersten 6 Jahren nicht kompensieren!


    Falls mir noch etwas Wichtiges dazu einfällt werde ich es noch nachliefern. Jetzt setze ich mich auf den Balkon, um auch etwas vom Wochenende zu haben! ;)

  • @betze1963


    Es sind ja nicht alle Lehrer doof;-) Viele geben sich ja auch Mühe und sind nicht einfach nur Fachidioten, die ihr wissen nicht vermitteln können. Deshalb musst du dich auch nicht angegriffen fühlen. Du weißt doch dann selber, dass dies nicht für dich gilt. Und ich verurteile ja auch nicht pauschal, sondern bilde mir zu jedem einzeln meine Meinung. Oder willst du allen Lehrern bedingslos den Rücken stärken? Ich glaube das willst und kannst du nicht.

    Zitat

    in erster Linie daran, dass der Elternwille ausschlaggebend ist, welche Schulart ein Kind nach der Grundschule besuchen soll. Bereits hier gibt es einen deutlichen Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

    Wie ich oben schon geschrieben habe, liegt genau diese Schuld nicht bei den Eltern (bei der Erziehungsfrage muss ich dir allerdings recht geben). Eltern wollen doch nur das Beste für ihr Kind. Und das scheint in ihren Augen die höhere Schulbildung zu sein. Also schicken sie ihre Kinder schön aufs Gymnasium und die sind schön Überfordert. Stattdessen sollte man viell auf der anderen Seite ansetzen. Viell sollte man den Eltern und den Kindern/Jugendlichen anständige Perspektiven in Aussicht stellen., statt am falschen Ende zu sparen. Dann stellt sich die Frage nicht mehr "Bildung oder lieber X?".
    Dann ist das FCK-Geschimpfe in dieser Hinsicht nämlich nicht mehr das Pferd, auf das alle aufspringen wollen.
    Der FCK hat absolut nichts mit der Bildungssituation zu tun !!! Deshalb führt die Debatte ins Leere.

  • Nun, nachdem viele von euch sich am "typischen Lehrerbild" (viel Freizeit, extrem viele Ferientage, Surfbrett schon 5 Tage vor Ferienbeginn auf dem Auto montiert, ohne intrinsische Motivation, keine Begeisterung bei den Schülern erzeugen, keine "Persönlichkeit" usw.) orientieren und damit jede Menge Vorurteile formulieren,

    Wie sehr hatte ich mir erhofft, dass du antwortest :D . Und im Grunde, wenn ich mir deinen Beitrag insgesamt betrachte, liegen wir auf einer Wellenlänge. Das "typische Lehrerbild" wollte ich keineswegs zeichnen. Ich hab noch zu dem ein oder anderen Lehrer meiner Realschule und der BBS Kontakt, von daher ist mir durchaus bewußt, dass die von allen so hochgejubelte Freizeit nicht in der propagierten Art und Weise für den intrinsisch motivierten und aufgabenwahrnehmenden Bildungsbeauftragten (Lehrer) steht. Diese Form von Vorurteil, die leider durch manche Erfahrungen immer wieder mal bestätigt werden, betrifft Lehrer, die sich nicht wirklich für ihre(n) Beruf(ung) interessieren.


    Ich habe Lehrer aller Art kennengelernt, mal ohne Namen und Fächer:


    den "Experten", der immer die gleichen Tests schreibt (und daher für die nachfolgenden Klassen äußerst berechenbar ist)
    den "Fachidioten", der zwar äußerst kompetent ist aber leider von seinem Bildungsstand ausgehend den Schüler überfordert bzw. nicht richtig anleitet
    den "Wüterich", die Spezies kam bei mir häufiger vor, Lehrer die soweit eigentlich "gut" sind aber durch fehlende Autorität und schwachem Selbstbewußtsein eher konfus zum Strafenkatalog greifen, ohne die Situation richtig zu analysieren.
    den "Disziplinfanatiker", der außer strikten Richtlinien einem Schüler nicht viel Interesse am Schulstoff vermitteln kann
    der "Fremde", der im gesammten Ablauf des Unterrichts eher wie ein Fremdkörper wirkt, verfügt i.d.R. über kein ausgeprägtes Selbstbewußtsein und ist aber auch sonst nicht weiters an Konflikten interessiert. Reagiert weder auf persönliche noch auf den Stoff bezogene Kritik.


    und natürlich auch


    "DER LEHRER" - der sich seiner Klasse annimmt, Konflikte ernsthaft analysiert und durch Dialog zur Problemlösung kommt, den Stoff vermittelt und dabei auf das Klassenverhalten achtet und ggf. die Form der Lehrstunde abändert um den Bedürfnissen der Klasse gerecht zu werden. Zeichnet sich durch hohen, persönlichen Einsatz aus, weiß in welcher Form "Strafen" angemessen und wirksam sind bzw. kann sich auf verschiedene Schülertypen einstellen.


    Und JA, es gibt wirklich diese Lehrer, denen man auf Lebenszeit eigentlich nur dankbar sein kann. Oftmals stellt der ehemalige Schüler den Wert einer solchen (Aus)Bildung erst Jahre später fest. Prinzipiell denke ich, dass die Mehrheit der Lehrer eigentlich so funktionieren aber ein unterschätzter Faktor zum schwinden dieser Gattung beiträgt: unsere rauhe Ellenbogengesellschaft in Verbindung mit unserer politischen Landschaft (ebenfalls Spiegelbild der Gesellschaft bzw. dem Interesse der Bürger an gesunder Verwaltung eigener Interessen zum Wohle Aller). Im Moment stellt sich für mich die Situation so dar, dass wir bildungstechnisch unser eigenes Grab schaufeln, weil jeder das Bildungssystem in Frage stellt, die wenigsten sich ernsthaft mit dem Problem und den Ursachen befassen, scheinbar auch an einer Problemlösung wenig interessiert sind.


    MfG
    canelon


    PS: noch nen Gruß an den netten Herrn der Nordtribüne :)

  • Zitat @schaschdidsch
    "Oder willst du allen Lehrern bedingslos den Rücken stärken? Ich glaube das willst und kannst du nicht." Typisch Lehrer: bedingungslos! :P
    Ich habe nur meine Situation beschrieben!


    "Eltern wollen doch nur das Beste für ihr Kind. Und das scheint in ihren Augen die höhere Schulbildung zu sein. Also schicken sie ihre Kinder schön aufs Gymnasium und die sind schön Überfordert"
    Also sind die Eltern in erster Linie an dieser Misere schuld! Und die Lehrer sollen es ausbaden!


    "Der FCK hat absolut nichts mit der Bildungssituation zu tun!!!" Da gebe ich dir Recht


    Zitat @cancelon
    "PS: noch nen Gruß an den netten Herrn der Nordtribüne :-)" Meinst du damit mich? Wenn ja, danke und viele Grüße!

    Einmal editiert, zuletzt von BoldSalad278 ()

  • @Betze


    Zitat

    Also sind die Eltern in erster Linie an dieser Misere schuld! Und die Lehrer sollen es ausbaden!

    Ajo, in erster Linie müssen die Lehrer die schlechte Bildungs- und Wirtschaftspolitik ausbaden!


    Sebastian



    Zitat

    Und JA, es gibt wirklich diese Lehrer, denen man auf Lebenszeit eigentlich nur dankbar sein kann.

    Die meisten Lehrern, denen ich dankbar bin, ließen mich durch ihre eigenen Fehler lernen :thumbup:
    Aber es fehlt in deiner Liste noch der Lehrer, der gut kann und will, mittlerweile aber aufgegeben hat, weil ihn das ganze System ankotzt und er die Nase von arroganten Besserwisser-Eltern voll hat.

  • @Betze


    Ajo, in erster Linie müssen die Lehrer die schlechte Bildungs- und Wirtschaftspolitik ausbaden!


    Mag sein dass du schlechte Erfahrungen mit Lehrern gemacht hast und dass dadurch dein Blick etwas getrübt ist. Ich habe die Bildungs- und Wirtschaftspolitik in keinster Weise in meinem Beitrag erwähnt und bin auch nicht indirekt darauf eingegangen. Ich habe bemängelt, dass der Elternwille ausschlaggebend ist, welche Schulart nach der Grundschule die Kindern besuchen. Und da m.E. oft Anspruch und Wirklichkeit nicht deckungsgleich sind, weil die Schülerinnen und Schüler den Anforderungen der jeweiligen Schulart nicht gewachsen sind, ist in dieser Hinsicht den Eltern ein Vorwurf zu machen! Ich möchte nicht, dass irgendein Frustrierter mir etwas unterstellt, was ich nicht gemeint, nicht gesagt und nicht geschrieben habe!

  • Zitat

    Ich habe die Bildungs- und Wirtschaftspolitik in keinster Weise in meinem Beitrag erwähnt und bin auch nicht indirekt darauf eingegangen. Ich habe bemängelt, dass der Elternwille ausschlaggebend ist, welche Schulart nach der Grundschule die Kindern besuchen. Und da m.E. oft Anspruch und Wirklichkeit nicht deckungsgleich sind, weil die Schülerinnen und Schüler den Anforderungen der jeweiligen Schulart nicht gewachsen sind, ist in dieser Hinsicht den Eltern ein Vorwurf zu machen! Ich möchte nicht, dass irgendein Frustrierter mir etwas unterstellt, was ich nicht gemeint, nicht gesagt und nicht geschrieben habe!

    Huch, haben wir hier einen "Wüterich"??? :yes:


    1)ICH habe Bildungs- und Wirtschaftspolitik in den Raum geworfen....nicht mal ansatzweise erwähnt, dass du das gesagt hast
    2)Habe ich damit die Schuld der Eltern relativiert, da diese an der Schulwahl nicht alleine Schuld sind(man wird durch das System indirekt gezwungen seine Kindern auf höhere Schulen zu schicken)
    3)ICH bin nicht frustriert, weil MICH das alles persönlich nicht betrifft(hab noch keine Kinder und meine Schulzeit liegt lange zurück)
    4)Hab ich dich in keinem Satz auch nur annähernd angegriffen
    5)Wo ist das Problem?