ZitatAlles anzeigenMassenweise Pyrotechnik gezündet, zahlreiche Sachbeschädigungen, zwei verletzte Ordner, zwölf Strafanzeigen, acht Festnahmen vor und während des Spiels und ein Löwenburgkreisel, der 50 Minuten gesperrt war: das ist die Bilanz rund um das Spiel des FCK gegen Mainz. Eine Chronologie der Krawalle.
Von Gerhard Dürnberger
Sonntagabend, Vorspiel. 20 Problemfans aus Kaiserslautern fahren nach Mainz, wollen sich mit Anhängern der 05er prügeln. Sie fallen in die Szenegaststätte am Mainzer Stadion ein, der Wirt ruft die Polizei. Die Lauterer gehen stiften, ein halbes Dutzend Mainzer erhält Betretungsverbot für das Fritz-Walter-Stadion.
Montagabend, 18 Uhr. Thomas Brühl, Leiter der Polizeidirektion, leitet den Polizeieinsatz in Kaiserslautern. 500 Beamte sind auf den Füßen. Sie konzentrieren sich auf den Löwenburgkreisel, wo der Weg der gewaltbereiten Anhänger aus Mainz den der friedlichen Fans kreuzt und wo Problemfans aus Lautern lauern. Das Eisenbahnviadukt am Kreisel wird gesperrt, Autofahrer müssen über die Kantstraße auf den Betzenberg fahren.
Szenenwechsel. Der Sonderzug aus Mainz ist auf dem Weg nach Kaiserslautern. Die Bahn hat alte Waggons zusammengestellt. 500 Mainzer Fans, davon 300 gewaltbereite Männer, sind im Zug. Zwei Beamte der Bundespolizei werden durch Flaschenwürfe verletzt. In Ingelheim werden zwei „Fans" aus dem Zug geholt, die ein bundesweites Stadionverbot haben. Im Zug wird Randale gemacht, es gibt Sachbeschädigungen, der Alkohol fließt in Strömen.
18.15 Uhr. Rund um den Löwenburgkreisel haben sich etwa 500 gewaltbereite FCK-Fans zusammengerottet. 300 stehen im Durchgang des Gebäudes am Löwenburgkreisel, die Polizei sperrt ihn mit Fahrzeugen ab. Die Beamten haben Polizeihunde dabei.
200 weitere Lauterer Problemfans treiben sich an der Ecke Bremerstraße/Zum Betzenberg herum, Polizisten bilden eine Sperrkette. Busse können teilweise nicht die Straße „Zum Betzenberg" hochfahren.
18.40. Uhr. Der Sonderzug aus Mainz fährt gleich in den Bahnhof ein, die Polizei sperrt den Löwenburgkreisel auch für Fußgänger ab.
18.45 Uhr. Der Zug rollt ein. 300 gewaltbereite Anhänger strömen in den Bahnhof, singen rechtsextreme Lieder, begehen Sachbeschädigungen, zünden Pyrotechnik, die sie größtenteils in Red-Bull-Dosen versteckt haben. Die Polizei nimmt zwei Randalierer fest.
19 Uhr. Der Abmarsch der Mainzer Fans aus dem Sonderzug verzögert sich. Sie wollen aus Solidarität mit den beiden Festgenommenen den Bahnhof nicht verlassen. Die Stimmung ist aufgeheizt, schließlich setzt sich der Tross doch in Bewegung.
19.24 Uhr. Die Meute kommt am Löwenburgkreisel an: Pyrotechnik wird gezündet, einige Randalierer haben Sonnenbrillen auf oder sind mit Sturmhauben vermummt. Die Polizei hat den Kreisel hermetisch abgeriegelt, das Viadukt ist durch Polizeiautos blockiert. Die Mainzer werden die Malzstraße hoch zur Osttribüne geführt. Auf der anderen Seite des Viadukts stehen tausende von friedlichen Fans, die entweder über die Kantstraße zum Stadion gehen oder warten müssen.
19.30 Uhr: Die Randalierer aus Mainz überqueren den Kreisel, er wird gleich danach geöffnet.
22 Uhr: Die Mainzer werden im Gästeblock festgehalten, das Stadion leert sich. Dann setzt sich der Mainzer Tross in Bewegung. Der Löwenburgkreisel wird nur kurz gesperrt, die Lauterer Fans sind schon auf dem Heimweg. Die Polizei hat einem Mainzer Problemfan das Leben gerettet. Er hatte - mit Drogen vollgepumpt - einen Kollaps erlitten, musste aus dem Gästeblock herausgeholt und sofort ins Krankenhaus gebracht werden.
Gestern Nachmittag. Die Lauterer Polizei wertet Videobänder aus, es gibt eine Vielzahl pyrotechnischer Delikte. Die Beamten wollen herausfinden, wer Pyrotechnik gezündet hat und gegen die Straftäter ein bundesweites Stadionverbot erwirken.
Quelle : Die Rheinpfalz