ZitatAlles anzeigen"Wenn am Wochenende die Massen in die Fußballstadien zieh'n, dann kann ich es nicht lassen, mich zieht's zum Betze hin. Da war schon bei Fritz Walter so und wird nie anders sein, der FCK wird niemals untergeh'n, darauf stimmen alle ein. Olé-olé, olé-ola…"
Von Kathrin Engelskircher
Ich bin das, was man einen FCK-Fan mit "Herzblut" nennt. Ich schlafe am besten in meiner Kaiserslautern-Bettwäsche, habe das Stadionheft abonniert, und morgens trinke ich meinen Kaffee aus einer Tasse, die sich von dem Wappen in einen roten Teufel ändert, wenn man warme Flüssigkeit hineingießt. Mein erster Blick in der Zeitung gilt stets den Sportseiten, Rot und Weiß sind meine Lieblingsfarben, und wenn ich bei den Heimspielen in der Westkurve stehe, bekomme ich immer wieder ein Gänsehautgefühl.
So schwimme ich auch dieses Mal in einem Meer von rot-weißen Fahnen davon und singe inbrünstig und aus voller Kehle das FCK-Lied kurz vor dem Anpfiff. Die als Teufel verkleideten Mädels laufen auf dem Spielfeld auf und ab, der Stadionsprecher sagt die Mannschaftsaufstellung durch. Die Westkurve agiert bei dem Nachnamen eines jeden Akteurs, inklusive denjenigen auf der Einsatzbank, als großer Chor. Wir kennen unsre Jungs - und sie zumindest manche von uns auch.
"Schiri, brauchst du einen Blindenhund?"
Dann geht es los, Anpfiff durch den Schiedsrichter. Zunächst spielen die Gäste auf "unser" Tor in der Westkurve. In der ersten Halbzeit ein unterirdischer Grottenkick und kaum Torchancen. Die paar Schüsse aufs FCK-Tor hält unser "Sippelche" jedoch problemlos fest. Leider haben wir bei der Leistung unsrer "Teufel" weniger Grund zur Freude. Egal, feiern wir halt uns selbst. Die Trommler in der ersten Reihe geben den Takt vor, und alle klatschen gemeinsam, "Auf geht's, Lautern, schießt ein Tor". Wenn wir schon nicht durch Jubel zum Hüpfen kommen, müssen wir uns eben durch ein "Steht auf, wenn ihr Lautrer seid" in Bewegung halten. Am Ende der ersten Hälfte geraten die Hitzköpfigen unter uns in Rage. "Hat der Schiri denn Tomaten auf den Augen?" "Ich glaub, ich kauf mir auch mal einen Blindenhund und tarn' mich als Unparteiischer". Unglaublich, da hätte er auch Gelb-Rot geben können und einen Elfer sowieso.
Auf zur Pinkelpause oder Fachsimpelei am Würstelstand
Die Halbzeitpause ist vor allem mit Warten verbunden. Warten darauf, dass die Schlange vor den Toiletten kleiner wird, dass am Wurststand die Senfflasche aufgefüllt wird und dass neuer Gerstensaft fließt, der in einer praktischen Papp-Tragetasche zurück zu den Plätzen transportiert wird. Aber natürlich bleibt noch ein bisschen Zeit für Fachsimpelei. Viele Gesichter kennt man, aber da wird auch mal mit Wildfremden diskutiert. Familienväter sind genauso FCK-Experten wie gerade eingeschulte Knirpse oder Mädels im Bellinghausen-Trikot. Und bei einem sind sich eh alle einig. In der zweiten Halbzeit geben wir so richtig Gas.
Tooooooooooooor für den FCK – ein rot-weißes Fahnenmeer
Und wir als extremst versierte Kenner unserer Mannschaft behalten natürlich Recht. Die "Roten Teufel" drehen jetzt richtig auf und ballern ein ums andere Mal auf den gegnerischen Kasten. Natürlich angefeuert von den lautstarken Rufen aus Tausenden von Kehlen, denn jetzt spielen unsre Jungs auch auf "unser" Tor. Aber was ist denn heute bloß los? Zielwasser haben sie nicht gerade getrunken, und oooooooooooooh Mann, den hätte ja sogar meine Omma mit Krückstock 'reingemacht. Da lag uns der Torschrei schon auf den Lippen, aber unsre Helden machen es richtig spannend. Schon die 90. Minute, aber der Schiri lässt noch nachspielen. Und man glaubt es oder nicht, am Ende zappelt der Ball doch im Netz. Ein Aufschrei geht durch's Stadion, alle Fahnen, Schals, Trommeln und Sirenen kommen noch mal zum Einsatz. Alle liegen sich in den Armen, wir vom "Betze" sind einfach eine große Familie. Und wenn unser FCK dann noch gewinnt, lieben wir uns alle noch mal so sehr. Jede Sekunde muss Schluss sein. Der Schiri greift zur Pfeife, aus, vorbei, Siiiiiiiiiiiiiieg!!! Unsre Jungs bilden erst mal einen Kreis, umarmen sich und hüpfen, bevor sie zu uns in die Westkurve kommen und sich für die tatkräftige Unterstützung bedanken.
Eins steht fest: Beim nächsten Heimspiel stehen wir wieder hinter unserm FCK. Und bis dahin bleibt mir ja noch meine "Betze"-CD, und ich kann mich schon mal einstimmen: "Wenn am Wochenende die Massen…"
Quelle : Die Rheinpfalz
Link : http://www.rheinpfalz.de/cgi-b…hier&id=RON_1240943419814