ZitatAlles anzeigenFUSSBALL: 1. FC Kaiserslautern hat trotz verpassten Aufstiegs positiv überrascht - Robles und Amedick top
VON HORST KONZOK
UND OLIVER SPERK
KAISERSLAUTERN. Platz 7 und 52 Punkte. Für den 1. FC Kaiserslautern ist die Saison 2008/2009 besser gelaufen als es vor Rundenbeginn zu erwarten war. Aber auch schlechter als es der zweite Platz nach der Hinserie verhieß. Zu naiv waren die Roten Teufel in der Rückrunde und zu sehr geschwächt, als Torjäger Srdjan Lakic ausfiel. Auf Vorstandschef Stefan Kuntz und den neuen Trainer warten viele Baustellen, will man wieder oben mitspielen.
Gerade die letzten Saisonauftritte gegen die starken Widersacher Aachen, Duisburg und Meister Freiburg - sie alle haben den FCK in der Rückrunde überholt - haben gezeigt, dass den Lauterern noch viel zur Rückkehr in die Bundesliga fehlt. Nach derzeitigem Stand auch zu viel, um die am 7. August beginnende neue Spielzeit erfolgreicher zu gestalten als die gerade zu Ende gegangene.
Herausragend allerdings ist die erste Sturmreihe: Erik Jendrisek (14 Saisontore) und Srdjan Lakic (12) sind als Schützen wie als Vorbereiter in der Spitzengruppe der Liga anzusiedeln. Ersatz gab es vor allem für den im Januar im Test gegen den FC Bayern München verletzten Lakic nur auf dem Papier. Kai Hesse hatte stets mit sich selbst zu kämpfen und blieb als „Chancentod" weitgehend das schuldig, woran ein Stürmer gemessen wird: Tore. Der glücklose und mit sich selbst zu nachlässige Marcel Ziemer wurde nach verbummeltem Hallentraining auf eigenen Wunsch an den SV Wehen Wiesbaden verliehen und wird wohl jetzt nach dem Abstieg der Wehener wieder zurückkommen. Ein Zentrumsstürmer als Lakic-Alternative wurde für Ziemer nicht geholt. Offensivmann Said Husejinovic, die Winter-Leihgabe vom SV Werder Bremen, entpuppte sich als größter Flop der Saison.
Ein kurioses Wechselbad der Gefühle erlebten die beiden Torhüter. Tobias Sippel ging als Nummer 1 in die Saison, die nach seinen starken Leistungen in der vorigen Doch-nicht-Abstiegsspielzeit für den U21-Nationaltorwart zu einer schweren Probe wurde. Nach anfänglichen Patzern fing er sich - und verletzte sich just dann schwer. Von Sippels Unterarmbruch profitierte Luis Robles, der seine Sache prima machte und als Nummer 1 in die Rückrunde ging. Seinem Bänderriss folgte Sippels Muskelfaserriss. Fazit: Die Torwartposition wird - gleichwie - auch künftig prima besetzt sein. Nach RHEINPFALZ-Noten war Robles (Schnitt 2,8) der beste aller FCK-Spieler in der abgelaufenen Saison.
Davor ist Martin Amedick der Chef der Innenverteidigung. Der RHEINPFALZ-Spieler der Saison und beste Feldspieler nach Noten (2,87) war gemeinsam mit Lakic der Top-Transfer von Stefan Kuntz. Moussa Ouattara spielte an Amedicks Seite eine gute Hinrunde, in der Rückserie aber zeigte er sich wieder von seiner leichtsinnigen, zu unbeschwerten Seite.
Winter-Einkauf Dario Damjanovic ist ein guter Fußballer mit Übersicht und prima Stellungsspiel. Wohl wegen seines konditionellen Rückstandes kassierte er aber zu viele Gelbe Karten. Dennoch: Die Innenverteidigung steht, zumal Dauerpatient Mathias Abel Fortschritte macht.
Links in der Abwehrkette ist Alexander Bugera eine solide Konstante. Wenn der nun bis 2012 gebundene Manuel Hornig wieder fit ist, ist er dort, aber auch innen oder rechts eine echte Alternative.
Im linken Mittelfeld allerdings drückt der Schuh genauso stark wie auf der gesamten rechten Seite. Kapitän Axel Bellinghausen geht nach Augsburg, der 33 Jahre alte, zu langsame Leihspieler Danny Fuchs hat seine besten Fußball-Jahre wohl hinter sich, dem bemühten Dribbler Dragan Paljic fehlt die Effizienz. Und Josh Simpson enttäuschte zuletzt.
Rechts in der Viererkette begann der stets fleißige Florian Dick gut, später war er fast nur noch damit beschäftigt, seinen eigenen Fehlern hinterherzulaufen. Winterzugang Fabian Müller ist nicht besser als der zu Wehen wechselnde Sebastian Reinert. Sascha Kotysch kam kaum zum Zug, spielte dann prima - und erlitt einen Wadenbeinbruch.
Im rechten Mittelfeld glänzt Sidney Sam mit einzelnen überragenden Offensivaktionen. In der Defensive jedoch, vor allem bei Auswärtsspielen das A und O auf der rechten Bahn, zahlte die Leihgabe vom Hamburger SV zu viel Lehrgeld. Die Verhandlungen über die Zukunft des 21-Jährigen laufen.
Im zentralen defensiven Mittelfeld verliert der FCK in Aimen Demai Qualität und eine oft unscheinbare, aber sehr konstante feste Größe. Jiri Bilek, der Wintereinkauf aus Tschechien, verriet nach der Entlassung von Cheftrainer Milan Sasic gute Ansätze und soll den vielseitigen Demai ersetzen.
Vakant: die Spielmacherrolle. Anel Dzaka ist stets engagiert, strahlte aber zu wenig Torgefahr aus - gemessen an den Ansprüchen einer Mannschaft, die sich in der Spitzengruppe etablieren möchte.
Die Entlassung des Retters Sasic am 4. Mai war der Paukenschlag dieser Saison. Trotz seiner oft unbequemen Art hat der 50-Jährige mit konsequenter, harter Arbeit Maßstäbe gesetzt. Aber auch seine Ära war wegen der Differenzen mit Kuntz und der gestörten Chemie zur Mannschaft eine zu kurze. So blieb Kontinuität auf dem Trainerstuhl beim FCK ein Wunschtraum.
Der Vorstandsvorsitzende und der noch nicht feststehende neue Trainer haben ein kniffliges Personal-Puzzle in einem nach wie vor engen finanziellen Rahmen zu lösen.
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau
Ausgabe: Nr.120
Datum: Dienstag, den 26. Mai 2009
Seite: Nr.8
"Deep-Link"-Referenznummer: '4663197'
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