Etwas älter aber interessant:
Der VfB-Neuzugang aus Kamerun geht engagiert zu Werk - und der Trainerstab fordert ihn zu etwas Zurückhaltung auf
Im VfB-Trainingslager in Irdning hat sich ein Spieler in den Vordergrund gekämpft, von dem das kaum jemand erwartet hätte. Georges Mandjeck ist der Gewinner dieser Tage. Aber wie sieht seine Zukunft aus? Der VfB prüft drei Möglichkeiten.
Wenn Horst Heldt so von einem Spieler schwärmt, muss der ein ganz besonderes Kaliber sein. "Eines ist sicher - der Junge wird eine Bombe. Er hat unglaubliche Qualitäten", sagt der VfB-Teammanager. Mit dieser Lobeshymne meint er nicht Mario Gomez, Sami Khedira, Roberto Hilbert oder Serdar Tasci, sondern einen, der sich im Trainingslager in Irdning so energisch in Szene setzt, dass ihn sogar der Trainerstab laut Heldt zu etwas Zurückhaltung in den Zweikämpfen auffordern musste: Georges Mandjeck.
Vor ein paar Tagen hätte das kaum einer gedacht, aber der gerade erst 18-jährige Neuzugang überzeugte nach seiner Einwechslung in den Testspielen am Samstag gegen Mlada Boleslav (2:1) und am Dienstag gegen Lazio Rom (1:1) alle beim VfB. "Er war jedes Mal eine Belebung und immer zur Stelle, wenn es gebrannt hat", sagt Heldt, "er ist präsent, es macht Spaß, ihm zuzuschauen."
Aber aus dieser Bestandsaufnahme ergibt sich auch ein Problem, denn als Nicht-EU-Ausländer darf Mandjeck nicht in der Regionalligamannschaft eingesetzt werden. Dabei bräuchte er in seinem Alter dringend Spielpraxis, um sich weiterentwickeln zu können. In der Bundesliga wird das schwer, weil das VfB-Mittelfeld mit Pardo, Khedira, Hilbert, Hitzlsperger, Bastürk, Farnerud, da Silva oder Meißner hochkarätig besetzt ist. Da dürfte es trotz der mehr als viel versprechenden Anlagen kaum einen Platz für Mandjeck geben - schon gar keinen Stammplatz. Also erwägt Heldt zurzeit drei Möglichkeiten.
Erstens: Mandjeck bleibt trotzdem beim VfB. Im Normalfall würde er dann zwar nur in Freundschaftsspielen der Profis und Amateure auflaufen, was kein Ersatz für den Wettkampf ist. Der Vorteil wäre jedoch, dass Mandjeck vom VfB ständig beobachtet werden könnte, beispielsweise auch was seine Integration insgesamt oder die Verbesserung seiner Sprachkenntnisse betrifft. "Außerdem war dieser Spieler nicht als kurzfristige Verstärkung gedacht - eigentlich", sagt Heldt.
Zweitens: Mandjeck wird jetzt an einen Zweitligisten oder auch an einen Klub in der Schweiz oder in Österreich ausgeliehen. Ein Kandidat könnte 1899 Hoffenheim sein, das ohnehin mit dem VfB eine Kooperation auf dieser Ebene anstrebt. "Bisher kenne ich Mandjeck zwar noch nicht so genau, aber ich werde mich schlau machen", sagt der Hoffenheimer Trainer Ralf Rangnick bereits. Bei dem Zweitligaaufsteiger wären die Chancen auf regelmäßige Auftritte groß. "Aber es würde auch die Gefahr bestehen, dass uns der Spieler entgleitet, weil wir keinen direkten Zugriff mehr auf ihn haben", sagt Heldt.
Drittens: Mandjeck absolviert die Hinrunde in Stuttgart - und in der Winterpause sieht man dann weiter. Schließlich öffnet die Transferliste im Januar wieder. Aber was ist, wenn er ein halbes Jahr nur auf der Bank sitzen sollte? Förderlich wäre das nicht. Deshalb ist Heldt unentschlossen. "Wir haben noch keine Entscheidung getroffen", sagt er.
Nur die, dass Mandjeck verpflichtet wird. "Da hat unsere Scoutingabteilung ganze Arbeit geleistet", sagt Heldt. Erstmals aufgefallen ist das Talent den Spähern im Januar, als im Kongo der Afrikacup der U-20-Junioren stattgefunden hat. Der VfB war durch Christoph Rempp vor Ort vertreten. Der hat Mandjeck quasi entdeckt. Nach der Rückkehr informierte er seinen Chef Herbert Briem, der die Sache prüfte. Es stellte sich heraus, dass Mandjek zu haben ist - zu einem vernünftigen Preis. Wenn sich der Defensivspezialist bewährt, kann die Ablöse von 100 000 Euro zwar noch um einiges steigen, aber ein Schnäppchen bleibt das auf jeden Fall.
Vor dem Abschluss des Transfers zog der VfB dennoch weitere Erkundigungen ein. So besuchte Rempp sogar die Eltern des Spielers, die in der 1,3 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt Jaunde wohnen. Mandjeck wurde da in der gleichen Fußballschule ausgebildet wie der Weltstar Samuel Eto"o vom FC Barcelona - und er bringt die Tugenden mit, die vielen Profis aus Kamerun nachgesagt werden: Selbstvertrauen, Biss, Durchsetzungsvermögen. Nicht umsonst wird die Nationalmannschaft "Die Löwen" genannt. "Mandjeck ist einfach zu gut, als dass man ihn abschiebt", sagt Heldt am Ende noch.
Stuttgarter Zeitung 19. Juli 2007