Zum Auspfeifen von Spielern und dem Sasic-Beispiel: Ich verstehe gar nicht, wie man jetzt darauf kommen kann, dass man Spieler nicht mehr auspfeifen sollte. Robert Enke hat sich schließlich nicht umgebracht, weil ihn die gegnerischen Fans ausgepfiffen haben. Und ich vermute, dass es für so etwas auch sonst keinen einschlägigen Fall gibt. Ich denke schon, dass ein Profi-Fußballer mit den Emotionen auf dem Platz und auf den Rängen klarkommen muss, sonst muss er halt einen anderen Beruf ausüben. Das Thema ist aus meiner Sicht ein völlig anderes: Was passiert, wenn man als Spieler nicht exakt so tickt wie es Verein und Öffentlichkeit erwarten? Und dabei muss es nicht um eine "Schwäche" gehen: Depression ist keine "Schwäche" sondern eine Krankheit. Schwulsein ist keine Schwäche sondern eine sexuelle Orientierung, für manche vielleicht auch Habitus und Lebensstil. Die einzige Gemeinsamkeit: Es handelt sich um eine Abweichung von der erwarteten Norm. Und die prägen wir Fans entscheidend mit.
Es geht daher auch nicht ums Auspfeifen-Dürfen oder darum, die Herren Profis nur noch mit verbalen Samthandschuhen anzufassen, sondern darum, sie nicht als Menschen zu verunglimpfen, nur weil sie beispielsweise in einem Spiel ihre Leistung nicht gebracht haben. Das lag dann im Zweifelsfall nicht daran, dass sie satte "Scheiß-Millionäre" sind, sondern dass sie vielleicht schlecht geschlafen haben, gesundheitlich gerade nicht ganz auf der Höhe oder im Moment kopfmäßig blockiert sind (letzteres ist gerade bei Stürmern häufig zu beobachten). Dinge, die wir alle von uns selbst kennen! Dinge, die nicht deswegen keine Rolle mehr spielen, weil einer das zig-fache verdient wie ich selbst. Wenn ein Spieler oder auch ein Schiri auf dem Platz versagt, werde ich ihn also auch künftig auspfeifen. Aber ich würde seine schlechte Leistung niemals mit seiner Hautfarbe, Herkunft, sexuellen Orientierung oder dem Wissen um eine psychische Erkrankung in Verbindung bringen.