Ich denke, Betze Fensi hat völlig Recht: Man muss definitiv unterscheiden, zwischen Ultra-Szenen und Nicht-Ultra-Szenen. Da ich kein Verlangen danach hab, derartigen Gruppierungen anzugehören, kann ich über deren Einstellung und Verhalten in Hinblick auf Frauen auch nix sagen. Will ich auch gar nicht.
Die Erfahrungen, die ICH generell im Hinblick auf „Fan-Sein als Frau “ in meinem Fanclub, im Stadion, hier im Forum oder im alltäglichen Leben gemacht hab, kann ich allerdings schildern, wenns jemanden interessiert.
Seit ich denken kann bin ich Fan des FCK.
Liegt wohl an der Erziehung und den Genen (Danke Papa) -und meinen ersten überwältigenden Erlebnissen im Stadion.
Da ich noch nicht mal aus der Pfalz komme und zudem weiblich bin, wurde ich schon in der Schulzeit mit meiner seltsamen Neigung zum Fußball im allgemeinen und zum FCK im speziellen aufgezogen. Verständnis für mein – naja - abweichendes Verhalten hatte im tiefsten Bayern kaum jemand. Hat mich aber nie gestört. Ich hatte mich in „meinen“ Verein verliebt und beschlossen mit ihm zu leiden und zu feiern und es war mir egal, was alle anderen sagten.
Und als Lautern 98 Meister wurde, bin ich mit meinem „Buck“ -Trikot in die Dorfdisco gegangen, wohl wissend, dass es dort nur Bayern-Fans gab und sonst nix.
Als ich dann nach München zog, fand ich sehr schnell einen Fanclub, der in keinster Weise Unterschiede machte, ob Mann oder Frau. Wir hatten überwältigende Erlebnisse- die ich niemals missen möchte. Wir fuhren mit dem Fahrrad von München nach Lautern oder flogen kurzentschlossen für einen Tag nach Hamburg zum Spiel. Ob männlich oder weiblich interessiert dort niemanden. Was zählt ist der Charakter und die Liebe zum FCK.
Ich kaufte mir eine Dauerkarte in der West, flog um 3 Uhr nachts allein von Dublin zum letzten Saisonspiel und buchte, um rechtzeitig zum Relegationsspiel gegen Hoffenheim dabei sein zu können, einen Flug von München nach Frankfurt, da ich zuvor im Urlaub war und der Zug nicht rechtzeitig angekommen wäre...
Ich denke schon, dass ich ein „echter“ Fan des Vereins bin und nicht nur Fan von „dem und demjenigen.“ Woran erkennt man eigentlich, dass man Fan von „dem und demjenigen“ ist, Hoschy? Bzw. ab wann darf man denn an „echten“ Diskussionen teilnehmen?
In dem Artikel stand:
„Die Mädchen die präsenter sind, sind es zu einem guten Teil auch deswegen, weil sie hegemonial männliche Verhaltensweisen annehmen können und/oder wollen. Laut und vielleicht etwas gröber sein, gehört beim Fußball nach wie vor zum guten Ton, den müssen sich alle ein bisschen angewöhnen.“
Ich hatte auch nie das Gefühl , mir „typisch männliche Eigenschaften“ wie fluchen oder pöbeln aneignen zu müssen, um im Fanclub oder der Kurve akzeptiert zu werden. Ich finde es nach wie vor peinlich und lächerlich, wenn gewisse Fangesänge angestimmt werden. (Aber ich denke, dass es auch Männer gibt, die gewissen Respekt gegenüber Gegner und Mannschaft als selbstverständlich erachten...)
Ich bin überzeugt davon, dass ich mir meinen weiblichen Attribute behalten habe - und das ist auch gut so.
Auch hier im Forum fühle ich mich durchaus akzeptiert. Ich schreibe nicht viel, lese aber sehr interessiert mit, was geschrieben wird. Da ich selbst nie Fußball gespielt habe, möchte ich mir nicht anmaßen, in fußballtechnischen Fragen mitreden zu müssen. Ehemalige oder Aktive - Spieler oder Trainer haben bestimmt mehr Ahnung als ich. (Womit ich nicht sagen möchte, dass dies typisch weiblich ist. Es gibt bestimmt Frauen, die in der Hinsicht durchaus auf dem Niveau männlicher User sind. ) Aber es interessiert mich, was geschrieben wird und ich bin ganz froh, dass hier sachlich und konstruktiv unterschiedliche Meinungen diskutiert werden und ich mich ein bisschen weiterbilden kann.
Wenn ich hier einen Beitrag schreibe, bezieht sich dieser in erster Linie auf den emotionalen Bereich. Vielleicht ist das typisch weiblich, mag sein.
Für mich bedeutet „Fan-sein“ (und nicht nur von „dem und demjenigen“) eben auch ganz explizit, mitzuleiden und mitzufeiern, Enttäuschung und Freude mitzuerleben und nicht nur vorm PC zu sitzen und zu kritisieren.
Ich habe ein Problem damit, wenn nur gemeckert und geschimpft wird, einzelne Spieler des eigenen Vereins über jegliches objektives Maß hinaus kritisiert und angegangen werden.
Für mich ist es der Zusammenhalt der zählt. Momente und Erlebnisse, wie damals im Relegationsspiel gegen Hoffenheim, als wir trotz Niederlage geschlossen hinter der Mannschaft standen und unsere Schals hochhielten, sind es, die mich berühren und mir immer wieder zeigen, dass es die absolut richtige Entscheidung ist, Fan dieses Vereins zu sein (und 300 Euro in die Tickets nach KL und zurück investiert zu haben. ☺ )
Natürlich kann man unterschiedlicher Meinung sein, ob Runjaic der richtige Trainer ist, natürlich kann man darüber diskutieren, welche Aufstellung am jeweiligen Spieltag die sinnvollste ist - oder ähnliches. Man kann nach Niederlagen enttäuscht sein und das zum Ausdruck bringen. Völlig legitim und wichtig und angebracht.
Aber wenn nur noch das Negative geschrieben wird, sich User gegenseitig beleidigen und Mannschaft, einzelne Spieler und der Verein aufs Übelste beschimpft werden, dann finde ich das sehr traurig und schade.
Solches Verhalten hat meiner Meinung nach sehr viel weniger, mit „Fan-Sein“ zu tun, als die Tatsache, nun mal als Frau mit weiblichen Attributen auf die Welt gekommen zu sein.
Ob MEINE Einstellung nun wiederum typisch weiblich ist, lasse ich jetzt mal so dahingestellt. Kann jeder selber beurteilen.
Ob diese Einstellung in einem von Männern dominierten Fußball-Forum seinen Platz haben kann, auch.
Ach ja, noch eins....Vor 1,2 Wochen hab ich nen Beitrag geschrieben für den Sippel- Thread. Ich hab ihn nicht abgeschickt, da mir schon bewusst ist, dass mir als Frau -gerade, wenn es um einzelne Spieler geht - schwerwiegendes „Groupie-tum“ unterstellt werden wird.
Vielleicht stell ich ihn jetzt trotzdem irgendwann rein - um weibliche Präsenz zu zeigen.