Diskussionsthema zum Artikel: Kommentar: Viele Fragen, kaum Antworten!
Kommentar: Viele Fragen, kaum Antworten!
Die Roten Teufel haben sich wieder einmal selbst geschlagen, die Sorgenfalten werden immer größer. Manche Entscheidungen auf dem Platz sind dabei kaum nachvollziehbar. Ein Kommentar.
Mit dem 1:1 beim Sportclub Verl am gestrigen Samstag endete für der
1. FC Kaiserslautern die Hinrunde. Wohlgemerkt, es war die
schlechteste Hinrunde während der dreijährigen
Drittligazugehörigkeit. In Zahlen bedeutet sie: 20 Punkte nach 19
Spielen, nur drei Siege und mit 17 Treffern neben dem KFC Uerdingen
die mit Abstand schlechteste Offensive der Liga. Die vielbeschworene
Qualität im Kader der Roten Teufel verkommt bei diesen Werten zu
einer nicht mehr ernst zu nehmenden Floskel. Doch damit nicht genug.
Ein Blick auf die aktuelle Tabelle der dritten Liga verheißt
ebenfalls nicht gutes. Zwickau, Magdeburg, Duisburg und Lübeck
können in Nachholspielen nachlegen und am FCK vorbeiziehen. Nur drei
Jahre nach dem Abstieg aus der zweiten Liga befindet sich der 1. FC
Kaiserslautern wieder einmal im Abstiegskampf.
Saibenes Handschrift
hemmt die Offensive
Die Bilanz des
Cheftrainers liest sich keinesfalls besser. In 17 Spielen unter Jeff
Saibene holten die Roten Teufel durchschnittlich 1.18 Punkte pro
Spiel. Das ist, um ehrlich zu sein, die Bilanz eines Absteigers.
Saibenes defensive Ausrichtung mag einerseits sinnvoll und
nachvollziehbar sein. Einer Mannschaft, der es nicht nur an
Führungsstärke, sondern auch an Mut fehlt, die voller
Verunsicherung zu sein scheint, lässt sich in einer ersten
Aufbauphase sicherlich damit helfen, den Defensivverbund zu stärken,
mit dem Ziel, erst einmal kein Tor zu kassieren. Nach Rückständen
kamen die Lautrer in dieser Saison nur drei Mal erfolgreich zurück:
Beim 2:2 in Wiesbaden, beim 1:1 gegen Mannheim und beim
Last-Minute-Doppelpack gegen Duisburg. Die Konsequenz daraus: Ein
schnelles und agiles Offensivspiel, welches den Gegner zu Fehlern
zwingt, findet kaum statt. Dabei ist die dritte Liga geprägt von
einer hohen Fehlerkultur. Die zahlreichen Unentschieden unter Jeff
Saibene belegen zudem, wie schlecht es um die Offensive der Pfälzer
steht. Ein neuer schneller Offensivmann, den die Lautrer bis zum
Abschluss der Transferperiode suchen, soll es richten. Doch ändert
sich nichts an der Ausrichtung des Spiels, wird auch Mister X wenig
bewegen können.
Viele Fragen, kaum
Antworten
Ob der FCK beim
Stande von 2:0 in den letzten 23 Minuten gegen den Dauerdruck der
Verler Stand gehalten hätte, ist müßig zu diskutieren.
Wahrscheinlich ist, hätte Marvin Pourié den fälligen Strafstoß
verwandelt, dass die Roten Teufel den dritten Auswärtssieg dieser
Saison eingefahren hätten. Doch letztlich lenkt diese Schlüsselszene
von zahlreichen anderen Baustellen und Fragen ab. Jeff Saibene sprach
im Nachgang des Spiels neben dem fehlenden Rhythmus einiger Spieler
auch davon, dass „es mit der Physis über 90 Minuten
manchmal eng ist“. Gemeint waren Carlo Sickinger, Hikmet Ciftci
und Jean Zimmer. Die Feststellung als solche ist nicht falsch, doch
stellt sich von außen betrachtet die Frage, warum Saibene dann nicht
eher reagiert. Die drei Einwechslungen von Gözütok, Bakhat und
Aydin beim Stande von 1:1 wirkten nicht nur deplatziert, sondern
erfolgten zu einem Zeitpunkt des Spiels, der von außen nicht
nachvollziehbar ist. Die Tatsache, dass drei Stammkräfte gesperrt
fehlten, kann bei der Breite des gegenwärtiges Kaders keine Ausrede
für fehlenden Spielrhythmus sein. Zumal mit Alexander Winkler ein
fitter Innenverteidiger 90 Minuten auf der Bank schmorte.
Auch sind personelle
Entscheidungen von Jeff Saibene nicht immer nachvollziehbar. Daniel
Hanslik, der kurz vor Ablauf des Transferfenster auf Leihbasis zum
FCK wechselte, sollte den Roten Teufeln als „physisch kompakter
und durchsetzungsfähiger Mittelstürmer, der eine hohe
Abschlussqualität in der Box hat“ in der Offensive helfen.
Bisher wurde Hanslik überwiegend auf der rechten Außenbahn
eingesetzt, wo es ihm noch nicht nachhaltig gelungen ist, seine
Stärken auszuspielen. Mit lediglich zwei Torvorlagen liegt Hanslik
weit hinter seinen Erwartungen. Im Spiel gegen Verl sollte Hanslik
die linke Außenbahn beackern. Sein wenigen Offensivbemühungen
endeten mit Fehlpässen oder Flanken ins Niemandsland. Und wenn sich
Adam Hlousek nach vorne wagte, wurde er regelrecht im Stich gelassen.
Aber auch Carlo Sickinger, der seine Stärken im Trikot der Roten
Teufel bisher am ehesten in der Innenverteidigung aufblitzen ließ,
traf gestern als Ersatzmann für den gesperrten Tim Rieder in der
Regel die falschen Entscheidungen. Zahlreiche Fehlpässe und Fehler
im Spielaufbau zwangen dem FCK gleich mehrfach zu einer defensiven
Umschaltbewegung. Nicht zuletzt stößt die Tatsache, dass Jeff
Saibene nach dem 2:0 gegen Uerdingen und dem 0:0 gegen Köln eine
stabile und gut funktionierende Innenverteidigung veränderte, auf
wenig Verständnis.
Englische Woche hat
es in sich
Momentan macht sich in
FCK-Kreisen Ratlosigkeit breit, daran ändert auch nichts die
kurzweilige Euphoriewelle, die durch die Rückkehr Jean Zimmers zum
Betzenberg aufkam. Ob der Trainer Boris Schommers oder Jeff Saibene
heißt, ob der Aufsichtsrat aus diesen oder jenen Personen besteht,
oder ob der Kader verändert wird oder nicht – die meisten
Entscheidungen ähneln einem Flickenteppich, der nicht zum
eigentlichen Ziel führt. Rechnet man Saibenes Punkteschnitt auf die
gesamte Saison hoch, dann beendet der 1. FC Kaiserslautern diese
Saison mit 42 Punkten. Ob das für den Klassenerhalt reicht,
erscheint fraglich.
Nun können die
Roten Teufel einige Tage verschnaufen. Es wartet dann jedoch eine
englische Woche, die es wieder einmal in sich hat. Zunächst tritt
der FCK auswärts beim Tabellenführer aus Dresden an, es folgen zwei
Heimspiele gegen Türkgücü München und den SV Wehen-Wiesbaden. In
allen drei Spielen trifft der FCK auf offensivstarke und
torgefährliche Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte. Es
braucht beim 1. FC Kaiserslautern wahrlich keinen Wahrsager, um zu
wissen, dass die nächste Trainerdebatte bereits in den Startlöchern
steht. Dem entgegen wirken kann nur eine erfolgreiche englische Woche
mit einer - den Umständen entsprechend - maximalen Punkteausbeute.
Quelle: Treffpunkt
Betze