Einspruch: Man hat so gut wie nie den Richtigen verpflichtet.
Im Prinzip ging das schon direkt nach der Rehhagel-Ära los. Seitdem hatten wir 19 Cheftrainer (die ganzen kurzfristigen Interimslösungen jetzt mal außen vor gelassen). Bis auf Eric Gerets, der nach der Station bei uns auch noch Wolfsburg, Galatasaray, Olympique Marseille und die marokkanische Nationalmannschaft trainiert hat und eben Franco Foda, der bei Sturm Graz nochmal 2018 Pokalsieger wurde und nun Österreich zur EM-Qualifikation geführt hat, gab es sonst KEINEN Trainer, der nach dem FCK noch eine großartige Trainerlaufbahn hingelegt hat. Man kann ja mal gerne die restlichen Kandidaten durchgehen:
- Trainerduo Brehme/Stumpf: Brehme hatte nur noch eine Cheftrainerstation 2004/05 bei Unterhaching. Nach 28 Spieltagen wegen Erfolglosigkeit und akkuter Abstiegsgefahr entlassen. Danach noch einmal kurz Co-Trainer in Stuttgart unter Trapattoni und das wars.
Stumpf hatte nach uns nur noch einen Cheftrainerposten in einer europäischen Top-Liga: Bei Genclerbirligi Ankara und die Nummer war bereits nach 4 Spieltagen auch schon wieder gegessen. Danach folgten noch Stationen in Tunesien, Burghausen und Saudi-Arabien.
- Kurt Jara: Hat nach dem FCK-Engagement bei Red Bull Salzburg angeheuert, ist nur Dritter geworden und seit 2006 ohne Trainerjob.
- Michael Henke: Dazu brauch ich nicht viel sagen oder? Nach dem Desaster bei uns auch in Saarbrücken als Cheftrainer komplett gescheitert. Seitdem nur noch als Co-Trainer oder Scout tätig.
- Wolfgang Wolf: Nach dem Rauswurf bei uns zwei Jahre ohne Job. 2009 ein Intermezzo in Griechenland, danach ein Jahr in Offenbach, mit Rostock aus der zweiten Liga abgestiegen und dann nach verpatztem Drittliga-Start auf Platz 12 entlassen. Mittlerweile Trainer bei Lok Leipzig.
- Kjetil Rekdal: Seit 2008 durchgängig nur noch in Norwegen als Trainer tätig. Fairerweise muss man sagen, dass er zwei Mal Pokalsieger wurde. Aber ganz ehrlich: Die norwegische Liga ist jetzt nun wahrlich auch kein europäisches Top-Niveau.
- Milan Sasic: Ich bin ihm ewig dankbar für den Klassenerhalt 2008. Nach uns kam er mit Duisburg noch sensationell ins Pokalfinale, aber danach folgte auch kein Erfolg mehr.
- Marco Kurz: Im Endeffekt hat Kurz, rein auf Deutschland bezogen, nur bei uns funktioniert. Für mich mittlerweile so ein klassisches Trainer-One-Hit-Wonder. Seine weiteren Stationen Hoffenheim, Ingolstadt und Düsseldorf lesen sich wie aus einem Horrorfilm: Punkteschnitte von 0,8, 0,91 und 0,57. In Australien immerhin Pokalsieger geworden aber auch hier wieder: Glaube kaum, dass das fußballerische Niveau dort sonderlich hoch ist.
- Krasimir Balakov: Nach dem krassen Missverständnis bei uns nur noch in Bulgarien aktiv. Zuletzt war er bulgarischer Nationaltrainer mit einem Punkteschnitt von 0,17.
- Kosta Runjaic: Tja, da denke ich mir heute noch was wäre gewesen, wenn wir 2015 aufgestiegen wären? Ich glaube auch die Karriere von Runjaic wäre anders verlaufen. Bei 1860 nach wenigen Monaten entlassen. Scheint nun sein Glück in Polen bei Pogon Stettin gefunden zu haben.
- Konrad Fünfstück: Erfolgreicher Jugendtrainer, der in meinen Augen bei Profis an seine Grenzen stößt. Der Verdacht erhärtet sich, wenn man sieht, dass er nach anderthalb Jahren in der zweiten Schweizer Liga beim FC Wil entlassen wurde und nun wieder im Nachwuchsbereich bei Werder Bremens U23 agiert.
- Tayfun Korkut: Nach dem komischen Abgang bei uns mit einer, ziemlich ordentlich besetzten, Leverkusener Mannschaft teilweise noch in den Abstiegskampf geraten, weil er gerade mal zwei (!) Siege in 11 Spielen holte und selbst die waren wenig aussagekräftig: Beim abgeschlagenen Schlusslicht Darmstadt und am letzten Spieltag in Berlin, wo es bei beiden nur noch um die goldene Ananas ging. Bei Stuttgart dann eine wirklich krasse Rückrunde gespielt, aber bereits in der Saison darauf war der Zauber wieder schnell verflogen und die Entlassung folgte.
- Norbert Meier: Als Feuerwehrmann war er der Richtige. Aber um nochmal was Neues aufzubauen der Falsche. Wagte sich nach uns noch auf den Uerdinger Schleudersitz und war nach zwei Punkten aus 7 Spielen auch schnell wieder Geschichte.
- Jeff Strasser: Die Geschichte ist halt echt blöd gelaufen. Fitnessmäßig hat er die Mannschaft, meiner Meinung nach, komplett auf Vordermann gebracht. Die reine Ergebnis- und Punktestatistik liest sich trotzdem sehr bescheiden. Wechselt jetzt zur neuen Saison innerhalb Luxemburgs von Fola Esch zu Swift Hesperingen.
- Michael Frontzeck: Hat als Feuerwehrmann zwei Mal in seiner Trainerkarriere gut funktioniert (Bielefeld 2008 und Hannover 2015), konnte aber bei keinem einzigen Klub nachhaltig irgendwas aufbauen und überzeugen.
- Sascha Hildmann: Gut, der steht noch am Anfang seiner Trainerkarriere. Denke schon, dass er fachlich was drauf hat. Bei uns letztlich an mangelnder Konsequenz im Umgang mit so ein paar Lustlos-Kickern gescheitert. Bin mal gespannt, ob er Münster retten kann.
Was ich damit eigentlich sagen will: Es wird ja auch wie bei Spielern ganz gerne behauptet, dass die auf einmal alle aufblühen, wenn sie vom FCK, mit seiner Unruhe und der ach so übermäßigen Erwartungshaltung des Umfelds, weg sind. Also wenn ich mir so die weiteren Laufbahnen unserer ehemaligen Trainer anschaue, dann haben 90% von denen auch nach uns keine Welt-Karriere hingelegt. Und wie gesagt: Die Liste geht zurück bis ins Jahr 2000! Das stützt in meinen Augen komplett die These, dass hier auch in Sachen Trainer, über zwei Jahrehnte hinweg, ziemlich oft ins Klo gegriffen wurde.
Wie das jetzt letztlich bei Schommers in Zukunft aussehen wird, muss man abwarten. Ich stelle jetzt auch nicht direkt wieder den Trainer infrage, nur weil man jetzt mal wirklich nur mit viel Dusel gewonnen hat. Aber ich denke, dass man schon durchaus drauf hinweisen darf, dass man nicht in jedem Spiel so viel Glück haben wird und auf Dauer mal wieder besseren Fußball, vor allem in der Offensive, zeigen muss, wenn man irgendwelche Ambitionen hat.
Gut, jetzt aktuell muss man halt 10 Spiele in knapp 30 Tagen irgendwie durchdrücken. Alleine schon aus fitnesstechnischen Gründen wird man da nicht in jedem Spiel Powerplay aufziehen können. Da wird es mit Sicherheit auch weiterhin Spiele geben, die über weite Strecken eher langweilig werden, um Kräfte zu schonen. Da müssen jetzt halt alle irgendwie durch.
Nur wenn die Saison beendet ist, wir hoffentlich den Klassenerhalt geschafft haben und dann eventuell auch mal eine finanzielle Lösung haben, die nicht immer nur ein "Von Monat zu Monat irgendwie durchquälen" bedeutet, dann muss endlich mal erfolgsorientiert gearbeitet werden. Und da meine ich nicht nur den Trainer. Es muss endlich mal aufhören, dass externe Neuzugänge, die teilweise auch Leistungsträger in ihren vorigen Vereinen waren, hier nach wenigen Monaten teilweise über den Platz schlurfen, als hätten sie das erste Mal 'nen Ball am Fuß. Das neueste Beispiel hierfür ist Manfred Starke. Der hat mir anfangs so gut gefallen. Spritzig, gute Pässe und auch kämpferisch top. Mittlerweile siehst du nix mehr davon und das ist in den letzten Jahren wahrlich nicht der einzige Fall, der so abläuft.
Also ganz im Ernst, ich hoffe, dass Merk und Voigt genau hinsehen, was da sportlich abläuft. Dass Notzon wohl wieder den Kader mit zusammenstellen darf, gefällt mir ehrlich gesagt nicht. Aber okay, wenn die Führungsetage weiterhin von ihm überzeugt ist, soll er seine Chance als alleiniger Sportdirektor erhalten. Wenn es aber wieder so kommt, dass man von Beginn an mal wieder den Ansprüchen meilenweit hinterherhinkt, gehört alles hinterfragt. Und dazu gehört nicht nur ein Trainer sondern auch ein Notzon.