ZitatAlles anzeigenMit dem 1:4 beim FC Augsburg hat es der Zweitliga-Herbstmeister 1. FC Kaiserslautern verpasst, seinen komfortablen Vorsprung weiter auszubauen. Torwart Tobias Sippel will aus seinem Leichtsinnsfehler lernen. Seine Kollegen und er haben dennoch eine tolle Hinserie gespielt.
VON OLIVER SPERK
KAISERSLAUTERN. Fast wäre Tobias Sippel auch noch die schwere Glastür vor der Nase zugefallen, als er die Augsburger Arena am späten Montagabend gesenkten Hauptes und tief enttäuscht verließ. Es hätte zu diesem für den jungen Torwart des Fußball-Zweitliga-Tabellenführers 1. FC Kaiserslautern unglücklichen Tag und der 1:4 (0:2)-Schlappe gepasst.
Mit einem Leichtsinnsfehler hat der 21-Jährige dem nicht unbedingt besseren, aber am Montag deutlich effizienteren Verfolger FC Augsburg die frühe 1:0-Führung (3.) geschenkt. „Ich hab" gedacht, ich hätte ein bisschen mehr Zeit und hab" mir dann den Ball zu weit vorgelegt", beschrieb Sippel die Szene, die Stephan Hain zum 1:0 nutzte. Auch nach Marcel Ndjengs sensationellem Hacken-Tor zum 2:0 (31.) und Michael Thurks 3:1 (76.) nach Erik Jendriseks 1:2-Anschlusstreffer (69.) hatten die Lauterer mehrere gute Chancen. Aber es haperte beim FCK im letzten Hinrundenspiel an Präzision und Konzentration im Abschluss.
So stand für die Lauterer nach dem 17. von 34 Spieltagen die zweite Saisonniederlage zu Buche, die erste Auswärtsschlappe. Symptomatisch für den „schwarzen" Montag bei Sippel und Co., an dem bei Augsburg hingegen alles klappte: Sandor Torghelles toller Heber zum 4:1 (90. +1). „Uns hat die Effizienz gefehlt", analysierte FCK-Torschütze Erik Jendrisek. Er fühlte mit seinem Kollegen Sippel mit. „Das passiert, Tobi wollte eben mit Übersicht spielen und nicht bloß den Ball weghauen", sagte der Stürmer, „wir wollten dann für Tobi spielen, der in der Hinrunde auch viele Spiele für uns gewonnen hat. Aber es hat diesmal nicht gereicht."
„Es wäre von der Tabellenkonstellation her eine Riesenchance gewesen, den Vorsprung auszubauen", sagte FCK-Kapitän Martin Amedick, „wir hatten unsere Chancen, was für uns spricht. Aber wir haben sie nicht genutzt, was gegen uns spricht." Florian Dick meinte: „Es ist ärgerlich, dass wir die Patzer unserer Verfolger nicht ausnutzen konnten."
Eine gute halbe Stunde, bevor Sippel die Arena verließ, bot der am Montag stark aufspielende Ibrahima Traoré das ganz andere Bild des Abends: Jubilierend trabte der 21 Jahre alte Franzose mit libanesischen Wurzeln Richtung Kabine, auf dem Kopf eine rot-weiße Nikolausmütze, in der Hand ein paar rosa Tulpen. Den Augsburger Ambitionen ordnete sich auch der ehemalige FCK-Kapitän Axel Bellinghausen unter, der bei seinem neuen Klub am Montag zum wiederholten Male nicht zum Einsatz kam. „In so einem Moment ist die Mannschaft das einzige, was zählt", bekannte Bellinghausen.
Kollegial zeigte sich der 26 Jahre alte Rheinländer auch in der Halbzeitpause, als er seinem ehemaligen Mitspieler Sippel einen aufmunternden Klaps auf dem Weg in Kabine gab. Eine nette Geste, die den FCK-Keeper aber nur wenig aufmuntern konnte. Sippel meinte: „Ich bin ein junger Torwart und muss noch lernen, aber der Fehler hat weh getan. Zwei Tage wird mich das alles schon noch verfolgen, aber dann geht der Blick wieder nach vorne."
FCK-FAHRPLAN
2. Januar: Harder-Cup in der Mannheimer SAP-Arena. Testspiele: 6. Januar (15 Uhr) bei 1899 Hoffenheim und 10. Januar (15.30 Uhr) zu Hause gegen den FSV Mainz 05. Rückrundenstart: 16. Januar (13 Uhr) bei Greuther Fürth
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau
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ZitatAlles anzeigenDaten & Fakten
FC Augsburg - FCK in der Statistik
Schüsse: 12:19
Schüsse aufs Tor: 6:6
Schüsse nebens Tor: 6:7
Abgeblockte Schüsse: 0:6
Chancen: 7:7
Ecken: 1:5
Flanken: 12:22
Ballbesitz in Prozent: 39:61
Gewonnene Zweikämpfe in Prozent: 54:46
Gelungene Pässe in Prozent: 67:76
Fouls: 19:15
Abseits: 5:2
Meiste Schüsse: Ndjeng, Thurk (je 3) - Jendrisek, Nemec (je 3)
Meiste Vorlagen: Brinkmann, Hain (je 2) - Sam (4)
Meiste Ballkontakte: Sinkala (69) - Ilicevic (100)
Meiste Fouls: Reinhardt, Thurk (je 4) - Bilek (4).
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau
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ZitatAlles anzeigenKommentar
Aufstieg ist kein Selbstläufer
Die Mission 40 plus x schien zu Saisonbeginn realistisch. 39 Punkte zur Saison-Halbzeit sind traumhaft für den FCK.
Am Ende der Dienstfahrt nach Augsburg durften sich Trainer Marco Kurz und die Seinen nochmal so richtig ärgern: In Augsburg musste der Tabellenführer wahrhaft nicht verlieren. Das nackte Resultat, das satte 1:4, zeigt nicht auf, wie es wirklich war.
Der frühe Rückstand, Sippels Schuld, die in den folgenden 87 Minuten getilgt hätte werden können. Kurz" sonst so hungrige Elf aber erging sich zu lange in brotloser Kunst, ergötzte sich zu sehr an der Demonstration spielerischer Überlegenheit. Vor der Pause hätte das Augsburger Tor auch abgebaut werden können! Immer wieder war"s ein Haken zu viel, sei es bei Sam, sei es bei Ilicevic oder auch bei Mandjeck und Jendrisek. Effektivität sieht anders aus. Ivo Ilicevic hatte 100 Ballkontakte in 90 Minuten, Andrew Sinkala war auf der Gegenseite mit 69 Kontakten am häufigsten am Spielgerät - seine Mannschaft aber hat klar gewonnen.
Das lag aber nicht nur daran, dass die Lauterer tollste Chancen versemmelten (Mandjeck, Jendrisek, Lakic und Nemec), dass der finale Pass von Mandjeck nicht kam, dass Bilek den Weg auf Gegners Tor scheute, dass Dick und Bugera schlecht wie lange nicht flankten. Im Zweikampfverhalten gab es entscheidende Mängel. Die nutzten die Augsburger mit Eiseskälte. Und auch dank Thurk!
39 Punkte, Platz eins, neun Punkte vor Relegationsplatz drei - die junge Mannschaft des FCK hat glänzende Perspektiven. Vorausgesetzt, sie bleibt sich treu, trainiert engagiert weiter, bewahrt sich ihren Siegeswillen und ihre Leidenschaft.
Wichtig ist, dass sich Amedick und Kollegen durch die Loblieder nicht einlullen lassen. Der Aufstieg ist auch bei neun Heimspielen kein Selbstläufer. Um erstklassig zu werden, braucht es 64, besser 65 oder 66 Punkte. Neun von 17 Spielen müssten demnach gewonnen werden. Ein langer Weg für diese junge Mannschaft. Sie hat als Kollektiv voll Harmonie überzeugt - und jetzt ist auch Srdjan Lakic wieder zurück.
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Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau