Mag sein, dass man das Ganze unter Achtung vor den Opfern laufen lassen kann. Ich persönlich empfinde viele Aussagen zu so Themen eher als geheucheltes Mitgefühl. Ich mag damit falsch liegen, aber wenn mal wieder einer uns erklärt wie barbarisch die Welt ist wegen sowas, dann entsteht bei mir das Gefühl halt. An anderen Orten dieser Welt sterben auch regelmässig Menschen unter tragischen Umständen, oftmals sogar unter Voraussetzungen, die mit dazu beitragen, dass unsere überfressene Gesellschaft sich in Mitleid und Anteilnahme zergehn kann. Komischerweise kräht da aber nie ein Hahn danach, kommt ja auch net im Dauerrepeat im TV. Das stört mich. Das hat nix damit zu tun, dass ich was verharmlosen möchte oder nicht verstehen kann, dass es für die Angehörigen ein dramatisches Erlebnis ist. Aber ich hab halt oft das Gefühl, man kommt in diesem Land in so Foren, drückt sein Mitgefühl aus, verspürt eine gewisse Selbstzufriedenheit und dann geht die Verdrängung weiter. Das nervt mich. Unsere Politik ist von den Menschen in diesem Land soweit weg wie Peter Altmeier vom Idealgewicht. Und dieses ständige mitleidvolle Geseiere nervt mich halt. Anstatt mal die Gründe für diese Entwicklung zu hinterfragen, wird auf das Ergebnis geschaut und man ist entsetzt. Meine Fresse. So wird man sich weiter verständnislos fragen, woher sowas kommt und immer wieder erschreckt sein, wenn was "schlimmes" passiert. Wie gesagt mich stört dieses Gefühl der Heuchelei dabei. Sind wir doch ehrlich. Wir schauen auch keine Actionfilme, weil da so wenig passiert. Der Mensch ergötzt sich an solchen Dramen, zumindest wenn er nicht persönlich betroffen ist. Auf diese Art Mitgefühl könnte ich ehrlichgesagt verzichten. Natürlich ist mir aber auch bewusst, dass man dies nicht verallgemeinern kann, aber auch große Teile der Bevölkerung trifft es zu. Deswegen ist die BILD die "Zeitung" mit der größten Auflage in Deutschland und deswegen konnten sich irgendwelche peinlichen Sendungen wie Britt am Mittag, Vera in der Tonne und wie sie alle heissen so lange so erfolgreich halten. Weil diese sensationsgeile Gesellschaft in großen Teilen eben nicht wirklich Mitgefühl entwickelt, sondern das Gehirn einfach nur auf den Reiz reagiert, den die zu erwartende Action auslöst. Das muss man doch einfach mal net beschönigen. An den Taten von irgendwelchen Irren kann ich nix ändern, aber am Umgang mit solchen Dingen könnt jeder von uns arbeiten. Heuchelei scheint mir jedenfalls absolut der falsche Weg.
@nrw-teufel
den Straßenverkehr hab ich gebracht, weil es ein gutes Beispiel ist, wie irrational dieses Empfinden ist. Und würden unsere Nachrichten bei großen Unfällen nicht nur zermatschte Autos und umgekippte Lkws zeigen, sondern auch denjenigen, der auf der Straße verblutet, weil grad die Gedärme rausquillen, dann wär auch Straßenverkehr ein größeres Thema. Zumindest soweit, dass man 95jährigen mit nem Sehvermögen von nem Maulwurf den Führerschein entziehn würde. Gerade die Woche wieder ne Omi gehabt, die linksrum durch den Kreisel fährt. Da ist echt alles gesagt.
Und was die RAF angeht, halt ich deine Aussage für großen Käse. Angestellte im Springerhochhaus, Fahrer und begleitende Polizisten, Edward Primenthal (getöteter GI, um an die ID Card für die US-Base zu kommen), die Menschen in der Landshut. Getroffen hat es oft genug auch dort Leute, die keineswegs in irgendeiner abstrakten Weise irgend einer Elite zuzuordnen gewesen wären. Und in diesem Zusammenhang ist auch der Terrorismus heute nicht ziellos. Er richtet sich gegen Bürger der industriellen westlichen Welt. Gegen alle. Das ist ne klare Zielgruppe. Nur ne grössere halt. Warum es uns trifft, wissen wir doch, wenn wir ehrlich sind. Man muss sich nicht dümmer stellen wie man ist. Und für mich gehört Terrorismus genauso zum Alltag wie Straßenverkehr. Die erste Welle des modernen Terrorismus geht ins russische Zarenreich zurück. Das gehört zu unserem Leben. Es passt uns nur nicht in den Kram. Stattdessen könnte man hinterfragen, warum es so weit kam, dass wir zum Ziel wurden und dann komm ich an den Punkt, wo ich dir uneingeschränkt recht gebe. Unsere Politiker sind die Obersülzer und stellen sich der Problematik nicht auf die Art und Weise, wie das in meinen Augen passieren sollte. Ausser es lassen sich mit populistischem Geschwätz evtl. noch 1-2 Wählerstimmen fangen. Denn das ist das wahre Ziel der Politik - Stimmenfang. Nicht den Leuten zu nem besseren LEben zu verhelfen. Das passiert nur, wenn man VW, Siemens, Bank xyz oder sonst wie heisst und mit Scheinen wedelt. Da kanns der Politik nicht schnell genug gehn, den Kopf möglichst tief im Arsch der Wirtschaft zu versenken. Die zahlen halt auch besser wie der gammlige Bürger, der möglichst alle 4 Jahre ein belangloses Kreuz machen und ansonsten die Fresse halten soll.
Edit: Ich hab im Musikthread mal ein Lied verlinkt. Den Text kann man sich ja bei Interesse mal anhören. Das drückt recht gut aus, was mich stört. Vielleicht komm ich dann net immer wie das mitleidlose A...loch rüber...