ZitatAlles anzeigenVöllig losgelöst hat FCK-Boss Stefan Kuntz den Aufstieg gefeiert. „Von mir ist ein unheimlicher Druck abgefallen", sagte Kuntz am Rande der Aufstiegsfeier am Montag vor der Westtribüne des Fritz-Walter-Stadions. Nun wartet viel Arbeit auf den Vorstandsvorsitzenden: Arbeit auf dem Transfermarkt, Vertrags- und Ablöseverhandlungen. „Es ist nicht einfach, ohne Geld gute Spieler zu holen", sagt Kuntz. Er muss aber auch offene Fragen im eigenen Haus klären. Da sind ausgeliehene Profis, da sind die Profis mit auslaufenden Verträgen. Und die „Schwellenspieler", die Lizenzspieler, die wenig oder gar nicht zum Einsatz kamen.
Ausgeliehene Profis: Sidney Sam (22; Hamburger SV) soll mit aller Macht gehalten werden. „Der HSV hat jetzt andere, größere Probleme als Sidney. Das muss man akzeptieren, aber wir sind dran, wollen alles tun, um ihn hier zu behalten", versichert Stefan Kuntz. Georges Mandjeck (21; VfB Stuttgart) soll ebenfalls gehalten werden, wenn die Ablösesumme zu stemmen ist. Offen ist die sportliche Zukunft von Ivo llicevic (23; VfL Bochum) und Daniel Pavlovic (22; FC Schaffhausen). Markus Steinhöfer (24) geht - Stand heute - vertragsgemäß zu Eintracht Frankfurt zurück.
Auslaufende Verträge: Torhüter Luis Robles (bald 27 Jahre alt) hat sich noch nicht entschieden, ob er das Angebot zur Vertragsverlängerung annimmt. Mit Sascha Kotysch (21), der lange verletzt war, soll über eine Vertragsverlängerung und eine mögliche Ausleihe gesprochen werden. Erik Jendrisek (23) soll mit Schalke 04 klar sein.
Als Kandidaten, die trotz laufender Verträge mangels Perspektiven gehen könnten, gelten: Fabian Müller (23), Dario Damjanovic (2, Danny Fuchs (34) und Dragan Paljic (27). Anel Dzaka (29; an TuS Koblenz ausgeliehen) spielt in der FCK-Planung keine Rolle.
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„Mehr FCK-Fans in die City locken"
Einzelhandelsverband für zentrale Fan-Haltestelle
Der Kaiserslauterer Einzelhandelsverband rechnet durch die Rückkehr des 1. FCK in die Erste Liga und die damit verbundenen geänderten Anstoßzeiten mit positiven Impulsen für die Stadt und den Einkaufsstandort. Der Vorsitzende des Verbands, Matthias Pallmann, sprach sich gestern dafür aus, über geänderte Park-and-Ride-Routen nachzudenken, um die auswärtigen Gäste gezielter als bisher vor und nach den Spielen in die City zu navigieren.
„Wir sollten den FCK mehr als bisher als Türöffner für den Tourismus nutzen", so Pallmann. Er plädierte dafür, den WM-Slogan mit dem Motto „Wer uns findet, findet uns gut" wieder aus der Schublade zu holen. Das sei eine ehrliche Aussage, die gut zu Kaiserslautern passe. „Weil es genauso ist. Wer einmal da war und die Stadt schätzen gelernt hat, kommt immer wieder." Deshalb sei es wichtig, dass die Park-and-Ride-Busse, die die auswärtigen Fans etwa vom Parkplatz Schweinsdell zum Stadion bringen, in der Innenstadt halten und an Spieltagen länger verkehren. Gute fände Pallmann eine zentrale Fan-Haltestelle etwa an der Ecke Markt- und Schneiderstraße. Eine andere Möglichkeit wäre, an Spieltagen den Fans in Verbindung mit der Eintrittskarte zum Stadion freie Fahrt in den Bussen der Technischen Werke zu gewähren. „Wir sollten die Fußballfans mehr in die Innenstadt locken", fordert Pallmann. Kaiserslautern sei eine Stadt der kurzen Wege, übersichtlich, gastfreundlich, das Stadion liege zentral. „Das sollten wir mehr als bisher ausnutzen."
Gut vorstellen kann sich Pallmann, an Spieltagen auf den Park-and-Ride-Parkplätzen oder am Hauptbahnhof Volunteers wie bei WM-Spielen einzusetzen, die Fans von außerhalb mit Infos über den Einkaufsstandort, die Gastronomie, Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungen informieren. „Ich stelle mir so etwas wie ein mobiles Tourismusbüro vor", erläutert der Geschäftsmann. Hilfreich fände er auch eine Art „ Betze-Button" auf der Homepage der Stadt im Internet, ein Infofeld für Fußballanhänger quasi, auf dem sie sich informieren können, was am FCK-Spieltag in Kaiserslautern noch läuft. Pallmann: „Kaiserslautern ist die zweitkleinste Bundesligastadt, andere Städte unserer Größe würden uns um so ein Zugpferd wie den 1. FCK beneiden. „Alle zwei Wochen haben wir ganz viele Gäste in der Stadt, das ist eine Riesenchance, diese an Kaiserslautern zu binden." Der 1. FCK sei ein ganz wichtiger touristischer Leuchtturm. Ihm gehe es darum, nach dem Aufstieg Anregungen zu geben und eine Diskussion anzuschieben, so Pallmann.
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Die Meisterschale der Zweiten Bundesliga
Ihr kennt das ja: Wer Deutscher Fußball-Meister wird, bekommt die Meisterschale. Sie ersetzt seit 1949 die Meister-Trophäe, die Viktoria, die im Krieg verschwunden ist. Seit der letzten Saison gibt"s auch in der Zweiten Liga eine Meisterschale. Das 8,5 Kilogramm schwere Stück besteht aus Sterlingsilber. Die Schale hat einen Durchmesser von einem halben Meter. In der Schalenmitte ist ein 1,2 Kilo schwerer Bergkristall, von dem geht ein siebenstrahliger Stern aus. Er soll die Strahlkraft der Liga, den Glanz des Meisters ausdrücken. Der FCK oder der FC St. Pauli erhält am 9. Mai die Schale.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzische Volkszeitung
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Ein überlebenswichtiger Aufstieg
Nach 1441 Tagen in der 2. Liga hat es der 1. FC Kaiserslautern geschafft: Die Mannschaft ist zurück in der 1. Fußball-Bundesliga. FCK-Vorsitzender Stefan Kuntz betont im Interview mit SZ-Mitarbeiter Ralph Tiné die Notwendigkeit des Aufstiegs und sagt, warum Erik Jendrisek wohl nicht bleibt.
Welchen Stellenwert hat der Aufstieg für Sie persönlich?
Stefan Kuntz: Mit früheren Spielererfolgen ist er nicht zu vergleichen. Der Gewinn mit den Kollegen ist eine andere Kategorie. Zum einen ist man als Verantwortlicher hilfloser, weil man nicht mehr aktiv mithelfen kann, zum anderen sind die Gedanken viel weitreichender für den Verein. Jetzt, wo klar ist, dass wir aufsteigen, merkt man erst, was da für ein Druck abfällt.
Vor der Saison sprachen Sie davon, den Aufstieg in ein bis zwei Jahren anpeilen zu wollen. Hand aufs Herz – hatten Sie damals vielleicht schon im Hinterkopf, dass das mit diesem Team so schnell möglich ist ?
Kuntz: So etwas kann man nicht voraussehen, das ist einfach eine Entwicklung. Wir haben mit Marco Kurz einen Trainer, der alles perfekt umgesetzt hat. Außerdem war die Stimmung so, dass überhaupt nichts erwartet wurde. Jeder war noch glücklich, dass wir 2008 nicht abgestiegen sind. Wir haben aber auch gemerkt, dass jedes Zweitliga-Jahr uns wieder ganz weit zurückwirft, weil die finanziellen Belastungen in Liga zwei nur ganz schwer zu stemmen sind. Deshalb war der Druck noch höher, als es nach außen sichtbar war. Mir war bewusst, dass noch ein Jahr 2. Liga Einsparmaßnahmen bedeutet hätten, die auch an der Qualität der Mannschaft genagt hätten.
War der Aufstieg für den FCK überlebensnotwendig ?
Kuntz: Ja, auf jeden Fall. Wir haben das nicht so nach außen getragen, weil dadurch der auf die Mannschaft zu groß geworden wäre. Wir hätten wahrscheinlich drei Viertel der Mannschaft austauschen müssen. Ich bin froh, dass uns das erspart geblieben ist.
In der Bundesliga kann es für den FCK nur um den Klassenverbleib gehen ?
Kuntz: Genau. Wir spielen seit vier Jahren in der 2. Liga. Bei den Vereinen, mit denen wir um den Klassenverbleib kämpfen werden, muss man sehen, dass die pro Jahr zehn bis zwölf Millionen mehr an Fernseheinnahmen hatten. Dadurch entwickelt sich eine gewisse Trennung der finanziellen Möglichkeiten. Um den Verein finanziell zu konsolidieren, brauchen wir drei Jahre Bundesliga.
Wann sind bezüglich der ausgeliehenen Spieler Ergebnisse zu erwarten ?
Kuntz: Es hat sich noch nichts getan. Der HSV spielt im Europapokal und macht sich zum Beispiel sicher gerade keine Gedanken, wie es mit Sidney Sam weiter geht. Wenn Erik Jendrisek, wonach es aussieht, und Sidney Sam nicht zu halten sind, müssen wir zuerst in diesen Bereich investieren. Findest du dort vielleicht einen ablösefreien Spieler, kannst du das Budget natürlich wieder für Spieler investieren, die in der Priorität jetzt noch an zweiter oder dritter Stelle stehen. Gelingt es uns, Sidney zu halten, würde das sicher schon viel von diesem Budget vereinnahmen. Deshalb müssen wir diese Entwicklung erst abwarten.
Geht Jendrisek zu Schalke ?
Kuntz: Da sein Vertrag ausläuft, bin ich da außen vor. Er hat mir aber offen und ehrlich gesagt, dass es schwer bis unmöglich ist, ihn zu halten.
Bei George Mandjeck wird es wohl auch schwer, ihn zu halten?
Kuntz: Das würde ich im Moment auch so einschätzen. Da herrscht die Situation, dass wir erst wissen müssen, wie viel wir von unserem Budget aufgebraucht haben, bevor wir an die Personalie Mandjeck gehen. Es ist schwierig.
Entspricht der von den Medien genannte Etat von 13,5 bis 15 Millionen in etwa der Realität ?
Kuntz: Das ist meines Erachtens zu hoch. Wir werden sicherlich mit dem kleinsten Etat in die Bundesliga-Saison gehen. Ich glaube sogar, dass St. Pauli einen höheren Etat hat. Das ist uns bewusst, aber das erschreckt uns nicht.
Sie haben schon oft bewiesen, dass Sie mit wenig Geld viel erreichen können. Was ist Ihr Geheimnis ?
Kuntz: Ich glaube, dass ich ein Auge habe für Fußballer und auch ein ganz gutes Gespür für Menschen. Aber es gehört auch Glück dazu.
Was sind jetzt noch Ihre persönlichen Ziele für die Zukunft ?
Kuntz: Es gab erfahrene Leute, die mir geraten haben, jetzt aufzuhören. Auf die will ich nicht hören, weil ich noch viele Ideen für den FCK habe. Ich sehe meine Mission, einen modernen und erfolgreichen Verein mitzukreieren, noch nicht als erfüllt an.
Quelle : Saarbrücker Zeitung Printausgabe 27.04.2010 Seite D2