Samstag, 28. August 2010 "Aufsteiger blamiert den Meister" (Die Rheinpfalz)

Zitat

1. FC Kaiserslautern schlägt Bayern München mit 2:0 - Doppelschlag durch Ilicevic und Lakic

Von Oliver Sperk

Ein echter Bundesliga-Knaller: Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern hat gestern Abend sensationell gegen den Deutschen Meister FC Bayern München mit 2:0 (2:0) gewonnen. Ivo Ilicevic und Srdjan Lakic landeten vor der Pause den entscheidenden Doppelschlag.

[IMG: https://img541.imageshack.us/img541/2143/sooooo.jpg]

So geht das: Das signalisiert Torschütze Ivo Ilicevic nach seinem Treffer zum 1:0. Links freut sich Jiri Bilek.

Welch energiegeladene, temporeiche 60 Sekunden im Hexenkessel Fritz-Walter-Stadion kurz vor der Pause: Um 21.06 Uhr vollstreckte Ivo Ilicevic eiskalt aus 18 Metern zum 1:0 (36.), nachdem Dauer-Rackerer Adam Nemec den Ball klug durchgelassen hatte. Der deutsche WM-Kapitän Philipp Lahm, der Rechtsverteidiger der Münchner, war auch eine Minute später nicht zur Stelle. Wieder startete Ivo Ilicevic über die linke Außenbahn durch und legte den Liga-Ball mustergültig für Srdjan Lakic quer, der seine große Chance nutzte (37.). Da sah der junge Holger Badstuber in der Bayern-Innenverteidigung alt aus.

Im ersten Bundesliga-Heimspiel des FCK seit dem 6. Mai 2006 drängte der Champions-League-Finalist der vergangenen Saison, der außer Diego Contento ausschließlich Nationalspieler in der Anfangsformation aufbot, nach der Pause auf den Ausgleich. So hatten die Lauterer Platz zum Kontern. Etwa, als der junge Clemens Walch Franck Ribéry den Ball abknöpfte. Als es brenzlig wurde, klärte erst der umsichtige Rodnei gegen Thomas Müller, dann Sippel furios gegen Toni Kroos.

Dabei versuchte der FC Bayern vom Anpfiff weg, sein dominantes Spiel aufzubauen. Etwas überraschend rückte Ivica Olic nach nur wenigen Tagen im Mannschaftstraining nach seiner Verletzung auf den rechten Flügel und WM-Torschützenkönig Müller für Kroos ins zentrale Mittelfeld. Müller hatte auch die erste Riesenchance der Partie, zu der die leidenschaftlichen FCK-Fans ihre Mannschaft mit einer Choreographie unter dem Motto „Erste Liga" begrüßten. Nach feinem Steilpass Bastian Schweinsteigers schoss Müller aber freistehend am Tor vorbei.

Der kampfstarke und auch taktisch klug, mit vielen intelligenten Seitenwechseln spielende FCK aber hielt vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw sehr gut dagegen, attackierte die Bayern früh und energisch. Und suchte seine Chance in Kontern, hätte im zweiten Abschnitt etwa durch Joker Erwin Hoffer sogar noch erhöhen können, als Jörg Butt prima hielt (84.). Der wie alle seine Kollegen sehr konzentriert und couragiert zugleich spielende Innenverteidiger Rodnei wagte sich in der zweiten Hälfte gar zu einem Kopfball nach vorne. Den nötigen Platz hatten sich die Lauterer geschaffen. Überragend: Florian Dick.

Der starke Ilicevic, der die linke Außenbahn wie zuletzt beim 3:1-Auftaktsieg des FCK in Köln mächtig belebte, legte schon vor dem 1:0 den Ball auf Leon Jessen, für den Alexander Bugera, einer der Aufstiegshelden, auf die Bank musste. Der dänische Neuzugang aber verzog (30.).

Gestern mit viel Beifall begrüßt und bei seiner Auswechslung ebenso freundlich verabschiedet wurde Bayern-Stürmer Miroslav Klose, der Ex-Lauterer. Unter den Zuschauern: FCK-Legende Josef „Seppl" Pirrung. Der 61-Jährige sah - natürlich bei Fritz-Walter-Wetter - ein tolles Spiel seiner Roten Teufel und den ersten Bundesliga-Sieg der Lauterer gegen die Bayern seit dem 13. April 1999. Der Klassiker unter den Fan-Liedern gestern Nacht nach zwei Siegen in den ersten beiden Bundesliga-Spielen der neuen Saison für den Zweitliga-Meister: „Der FCK ist wieder da!"

SO SPIELTEN SIE

1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Amedick, Rodnei, Jessen - Kirch, Bilek, Tiffert (90. Schulz), Ilicevic - Lakic (78. Hoffer), Nemec (53. Walch)

FC Bayern München: Butt - Lahm, van Buyten, Badstuber, Contento (63. Pranjic) - van Bommel, Schweinsteiger - Olic (63. Kroos), Müller, Ribéry - Klose (75. Gomez)

Tore: 1:0 Ilicevic (36.), 2:0 Lakic (37.) - Gelbe Karte: Müller - Gelb-Rote Karte: Ilicevic (90.+2, wiederholtes Foulspiel) - Beste Spieler: Ilicevic, Rodnei, Dick, Sippel - Schweinsteiger - Zuschauer: 49.780 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf).

Die Noten:

Sippel 2
Dick 1,5
Amedick 2
Rodnei 1,5
Jessen 2,5
Kirch 2,5
Bilek 2,5
Tiffert 2,5
Ilicevic 1,5
Lakic 2
Nemec 2,5

Walch 2,5

Alles anzeigen

Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Zweibrücker Rundschau

Zitat

Um 20.30 Uhr war es gestern Abend soweit: Nach vier Jahren Verbannung in der Zweiten Bundesliga läutete der Anpfiff von Schiedsrichter Florian Meyer die neue Ära des Erstliga-Fußballs vor 49.780 Zuschauern auf dem Betzenberg ein.

[IMG: https://img412.imageshack.us/img412/1899/westy.jpg]

Die FCK-Fans auf der Westtribüne brachten es auf den Punkt: Der FCK ist wieder da, verziert mit den Noten aus dem Betze-Lied und einem riesigen FCK-Wappen.

Von Steffen Gall

Ein erstes gellendes Pfeifkonzert gab"s schon kurz vor acht - als die Bayern den Rasen des Fritz-Walter-Stadions betraten, um sich aufzuwärmen. Auch beim Verlesen der Mannschaftsaufstellungen (gepflegte Pfiffe für den Gegner, große Begeisterung für die eigene Truppe) wurde es laut. Ebenso beim Betze-Lied, das schon lange nicht mehr so zutreffend war: „Der FCK ist wieder da". Den Satz hatten die Fans auf der Westtribüne auch in die Choreografie eingearbeitet, außerdem ein riesengroßes FCK-Wappen. Beeindruckend.

Aber das war alles nichts gegen die 35. Minute: Ivo Ilicevic packt den Hammer aus - 1:0. Ohrenbetäubend!

Aber es ging noch lauter. Keine zwei Minuten später: Ilicevic setzt den mitgelaufenen Srdjan Lakic in Szene, und der trifft auch - 2:0. Hörsturzartig!

Das erste Heimspiel nach dem Aufstieg ins Fußball-Oberhaus. Das erste Erstliga-Heimspiel seit 2006. Und dann zwei FCK-Tore innerhalb von zwei Minuten. Und das gegen die Bayern. Den deutschen Rekordmeister, das sündhaft teure Starensemble aus der bayerischen Metropole. Unglaublich. Aber wahr.

Natürlich machten die Bayern nach der Halbzeit mehr Druck. Natürlich erspielten sie sich ein Übergewicht. Natürlich kamen sie zu Torchancen. Aber die Roten Teufel warfen sich zur hellen Freude ihrer Anhänger mit großer Leidenschaft dagegen. Da retteten Torhüter Tobias Sippel und Rodnei mit letztem Einsatz. Da attackierte Florian Dick den Filigrantechniker Franck Ribery solange, bis dieser den Ball verlor. Da riskierten die Lauterer Abwehrspieler Kopf und Kragen, nur um irgendwie den Ball abzuwehren. Die in den vielen vor der Aufstiegssaison so unerfreulichen FCK-Jahren gebetsmühlenartig geforderten Tugenden - da waren sie. In geballter Form. Und dazu kam das Glück des Tüchtigen. Auf diese Art kann das Fritz-Walter-Stadion zu einer Festung in der Bundesliga werden. Kann die Fußball-Trutzburg auf dem Betzenberg zum Fels in der Brandung gedeihen. „Oh, wie ist das schön", sangen die Fans. Und übertönten den Schlusspfiff mit dem krönendem Siegesjubel.

Alles anzeigen

Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzische Volkszeitung