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GLÜCKLOS : Srdjan Lakic hat viel getan und versucht. Aber er blieb gestern glück- und erfolglos.
Die Bilder wurden gestern Abend quer durch Deutschland gesendet. Tenor: Selbstzerfleischung beim FCK mit seinem Torjäger als Sündenbock für die Fans.
VON OLIVER SPERK
Es war ein schlimmer Tag für die beiden Kapitäne des 1. FC Kaiserslautern: Innenverteidiger Martin Amedick musste sich gestern erstmals unter Trainer Marco Kurz in einem Pflichtspiel auf die Ersatzbank setzen; von dort sah der 28-Jährige das gerechte 1:1 (1:0) gegen den Hamburger SV. Und musste zudem miterleben, wie sein Kapitänskollege Lakic - dem gestern nichts gelang - in der zweiten Halbzeit und nach dem Schlusspfiff von den eigenen Fans verbal massiv angegangen wurde. „Lakic raus”, rief die eine Hälfte der Westkurve, teils mit „Schaum vor dem Mund”. Die Rufe übertönten die „Lakic, Lakic”-Anfeuerungen, die es auch gab. Der im Sommer zum VfL Wolfsburg wechselnde Angreifer, der in der Hinrunde elf Tore erzielte, musste als Sündenbock herhalten und wurde zum Ziel des Frustabbaus vieler Fans, denen ein Punkt angesichts der prekären Lage des FCK zu wenig war.
„Ich will nicht von der Gesamtheit der Fans sprechen”, betonte FCK-Trainer Marco Kurz sehr aufgewühlt, bewegt, mit Zorn in der Stimme, „es ist eine Gruppierung, die das forciert hat. Später habe ich auch einen Selbstreinigungsprozess unter den Fans festgestellt. Wenn wir jetzt die Nerven verlieren, die Mannschaft und die Fans, sind wir verloren. Wir müssen die Kräfte bündeln.”
Lakic stellte sich den Fans nach der Partie am Westtribünen-Zaun, erntete aber wütende Drohungen und böse Pfiffe. Einige Minuten später rang er im Kabinengang um Fassung und konnte sich die Tränen nur gerade so verkneifen. „Ich finde es schade, und es ist enttäuschend für mich, ich habe mich nie versteckt”, sagte Lakic mit brüchiger Stimme mit Blick auf das Bekanntwerden seines Wechsels vor einem Monat und das unglückliche Foto im „Wölfe”-
Trikot, „auch wenn ich die Unzufriedenheit der Fans verstehe. Ich finde, dass wir das nur alle gemeinsam schaffen können.”
FCK-Trainer Kurz versuchte mit Lakics Mitspielern am Westtribünen-Zaun, die Wogen zu glätten. Später sagte er mit einigem Nachdruck in der Stimme: „Ich habe so etwas in Kaiserslautern noch nie erlebt, auch nicht zu meiner Zeit als aktiver Spieler. Für mich ist relevant, dass der Junge arbeitet wie ein Verrückter, auch wenn er im Moment in einem Loch ist, sein Aufwand ist bestechend. Von seinen Leistungen im Aufstiegsjahr und in der Hinrunde gar nicht zu reden.”
Negative Energie von den Rängen statt positiver Anfeuerung, als sie nötig gewesen wäre: ein fatales Signal an eine sehr bemühte, aber in ihren Mitteln beschränkte Mannschaft, die ihr Bestes versuchte. „Solche Reaktionen sind ein Wahnsinn auch für die Mannschaft, die mit Unterstützung ihrer Fans kämpfen will”, betonte Kurz. „Wer ,Laki' kennt, weiß, dass er sich zerreißt. Er ist wichtig für uns, wir brauchen ihn”, unterstrich Rechtsverteidiger Florian Dick.
Zur Versetzung von Abwehrkapitän Amedick nach zuvor 14 Rückrunden-Gegentoren auf die Bank sagte Kurz: „Ich fand, dass wir in der Rückserie hinten nicht kompakt standen, und ,Matze' hat hervorragend trainiert. Dann muss man auch unpopuläre Entscheidungen treffen, wenn man als Trainer von ihnen überzeugt ist, um die Ausrichtung zu ändern.”
Gesprächsthema des Abends aber war das Drama um den anderen Kapitän und die von einigen Fans angestoßene Selbstzerfleischung auf dem einst eher von den Gegnern gefürchteten „Betze”.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau