FCK - Nostalgie
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Ronnie tut der Abschied weh. Das sieht man ihm an.
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Heute jährt sich das Wunder von Bern zum 59.igsten Male.
04.07.1954
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Dreimal Pirrung - Eines von drei Toren von Seppl Pirrung gegen Sepp Maier beim legendären 7:4. In 305 Bundesligaspielen für den FCK traf der Dribbelkünstler zwischen 1969 und 1981 insgesamt 61-mal. Am 11. Februar 2011 starb Pirrung im Alter von nur 61 Jahren an einer heimtückischen Krankheit. (foto: imago)Heute vor 40 Jahren rang der 1. FC Kaiserslautern den FC Bayern München in einem sensationellen Fußballspiel mit 7:4 nieder. Der Betze bebte! In 50 Jahren Bundesliga sucht man eine vergleichbare Partie vergebens. Trainer, Spieler, Stadionsprecher, Zuschauer und ein Pfälzer Dichter erinnern sich.
RIBBECKS TRÄNEN
Was? Schon 40 Jahre? Die Erinnerung wird durch die Bilder im Fernsehen immer wieder aufgefrischt. Viele Dinge aus einem langen Fußballerleben vergisst man – dieses Spiel nie! Ich weiß nicht mehr, was ich damals in der Halbzeit sagte. Wahrscheinlich so etwas wie, es ist noch nichts verloren, wenn wir das 2:3 machen ist das Publikum wieder da ... Dann flog Gersdorff vom Platz – ich weiß nicht mehr, ob das vor oder nach dem 1:4 war. Ich hatte die Mannschaft ja sehr offensiv aufgestellt, wir hatten sechs Offensive auf dem Platz, sonst wäre so ein 7:4 wohl auch nicht möglich gewesen. Ich habe Seppl Pirrung, eigentlich unser Rechtsaußen, der drei Tore schoss, zweimal in der Saison auf Mittelstürmer gestellt: immer gegen Bayern, gegen Schwarzenbeck, weil Pirrung klein, schnell, beweglich war, ein Dribbler, der Schwarzenbeck gar nicht lag. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich nach einer Niederlage mal geweint hätte. Nach diesem Spiel gegen den Bayern aber schon, das waren weniger Freudentränen, das waren Tränen, weil die Last der Anspannung von einem abfiel.Erich Ribbeck, 76 Jahre alt, FCK-Trainer von 1973 - 1978
DAS BESTE SPIEL ALLER ZEITEN
Man wird immer wieder darauf angesprochen. Jetzt bei 50 Jahre Bundesliga wurde das Spiel, unser 7:4, zum besten aller Zeiten gewählt. Ich war immer total auf die Bayern fokussiert. Man wollte sich ja immer mit den Besten messen. In meinem ersten Jahr beim FCK saß ich im Olympiastadion auf der Bank, wurde eingewechselt. Als wir vom Platz gingen hatten wir 5:0 verloren – auf der Anzeigetafel stand fünfmal der Name Gerd Müller. Dann kam dieses 7:4. Es war auch das Spiel von Seppl Pirrung, der leider so früh gestorben ist. Er hat drei Tore gemacht, ich habe mich fast blind mit ihm verstanden. Er hat den Ball immer leicht über einen Gegner gelupft. Ich bin auf den ersten Pfosten gelaufen. Das hat ganz oft funktioniert! Der Seppl war ein bescheidener Mensch. Ich erinnere mich gerne an ihn.Klaus Toppmöller, 62, bis heute FCK-Rekordtorschütze, in 204 Bundesligaspielen zwischen 1973 und 1979 traf er 108 mal
ALLES ODER NICHTS
Die Erinnerung wird immer wach gehalten. Gerade jetzt bei 50 Jahre Bundesliga hat man die Bilder wieder gesehen. Beckenbauer, Sepp Maier, Uli Hoeneß. Die Bayern hatten eine super Mannschaft. Und wir? Nach dem 1:3 war wieder Hoffnung da. Dann machte Gerd Müller gleich nach der Halbzeit das 1:4, ich bin nach innen gerückt, kam zu spät. Klaus Toppmöller und Dietmar Schwager haben gesagt: „Auf, wir greifen noch mal an!“ Nach dem 2:4 hieß es alles oder nichts, dann waren fast alle nur noch im Vorwärtsgang. Außer ,Diddes’ Schwager waren alle vorne. Wir waren unheimlich offensiv aufgestellt, hatten mit Lothar Huber, Dietmar Schwager, Ernst Diehl und mir nur vier Defensive auf dem Platz. Am Ende hat Erich Ribbeck, unser Trainer, geheult wie ein Schlosshund. So habe ich ihn noch nie gesehen.“Fritz Fuchs, 70, Verteidiger. Er bestritt zwischen 1969 und 1975 167 Bundesligaspiele für den FCK, schoss zwölf Tore.
IM KOLLEKTIV-RAUSCH
Es war mein erstes Jahr als Stadionsprecher. Das war einfach sensationell! Unvergesslich, noch heute wird man oft darauf angesprochen. Wenn ich Franz Beckenbauer ab und zu treffe, dann hält er sich schon mal die Hände vor die Augen und sagt schmunzelnd: Ich hatte viele Höhepunkt, aber auch einen Tiefpunkt: das 7:4. Die Sprechanlage damals auf dem Betze war nicht mehr als eine Flüstertüte, das Flutlicht war so wie heute die Beleuchtung im Biergarten. Aber wie der Seppl Pirrung da abging! Das Größte war, wie der Ernst Diehl, unser Vorstopper, nach vorne ist und auch ein Tor gemacht hat. Ein Tor, wie er es nie wieder machte! Es war eine andere Zeit. Die Winzer kamen damals noch mit ihren Butterbroten zum Spiel, hatten auch eine Flasche Wein dabei ... Nach dem 7:4 verfiel die Pfalz in einen kollektiven Rausch. Willi Müller war damals Präsident – gerade für ihn war der Sieg gegen die Bayern eine Genugtuung.Udo Scholz, 74, FCK-Stadionsprecher von 1973 - 1994. Er gilt als Erfinder des Stadion-Evergreens „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“.
STRASSENKICK ABGEBROCHEN
Damals gab es noch kein Sky, sondern nur Aufzeichnungen von drei Bundesligaspielen in der Sportschau. Meistens aus dem Westen. Oder eben die Bayern. Aber es gab Radio, die legendäre Konferenz am Samstagnachmittag. Vom Betze berichtete meist Fritz Danco, die Stimme des Südwestfunks. Eine Legende! Mein Cousin Lothar und ich hörten fast immer Radio, nach dem 1:4 hatten wir genug. Aus und raus. Niederschlesien- gegen Oberschlesienstraße, Straßenfußball hatte Konjunktur damals in Zellertal. Was haben wir geflucht! Ribbeck feuern, die können doch alle nix! Lauter Flaschen! Bei uns war Feuer drin. Doppelpass mit dem Bordstein! Es wurde ein kurzes Spiel. Plötzlich ruft einer: 3:4. Straßenkick abgebrochen, zurück zum Radio. 4:4, 5:4, 6:4 ... 7:4! Unglaublich! Unfassbar! Aber auch wir, die Jungs aus der Niederschlesienstraße, hatten gewonnen. Und abends war unser Held im ZDF-Sportstudio: Seppl Pirrung!Horst Konzok, 57, Sportjournalist aus Ludwigshafen
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Zitat
ALLES WEGEN OPA
Sepp-Opa, ein gebürtiger Münchener, ist daran schuld, dass mein Interesse am Fußball früh geweckt wurde. Als Münchener hatte Opa die Wahl: die blauen Sechziger oder die roten Bayern. Sein Herz schlug für die Roten. Hinter den Werkstattfenstern im Hinterhof hingen die Mannschaftsfotos und Spielerbilder der Roten: Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Bulle Roth, Katsche Schwarzenbeck oder Gerd Müller. Ihre Namen waren mir geläufig. Diehl, Schwager, Pirrung oder Toppmöller? Die kannte ich nicht. Ich schwärmte wegen Opa für die Bayern. Und dann kamen Seppl Pirrung, Ernst Diehl und Herbert Laumen und sorgten dafür, dass ein gerade sechs Jahre alter Junge vor dem Radio zum ersten Mal nach einem Fußballspiel weinte. Weil die Bayern einen sicheren Sieg aus der Hand gaben. Unfassbar! Noch zu Sepp-Opas Lebzeiten wechselte ich das Lager. Wegen Real Madrid, wegen Briegel, Hellström, Geye und Bongartz. Sie wurden meine Helden. Zweimal habe ich seither nach Fußballspielen noch geweint. Am 15. Juni 1991 in Köln und am 6. November 1991 auf dem Betze.Andreas Danner, 46, Zweibrücken
VERZEHLSCHERBLUES
In meinem „Betzebercherfußballspielverzehlschersblues“ hab ich das Spiel besungen, aus Sicht zweier Lauterer, die in der Westkurve ganz hinten stehen und optisch eigentlich nix mitkriegen. Die Begeisterung der Massen teilt sich ihnen zwar mit und sie trinken sich mit jedem Betze-Tor in höhere Sphären. Aber ein bißchen neidisch sind sie schon auf einen Vorderpfälzer neben ihnen, der auf einer Weinkiste steht und im Gegensatz zu ihnen aufs Spielfeld gucken kann. Und es entringt sich ihnen der Seufzer: „Ach, hätte mer doch aa e Woikischtsche mitgebrung!“Ich selbst habe das Spiel im Gegensatz zu den armen Wichten in meinem Lied gottseidank sehen können. Mein Freund Andreas Fröhlich wohnte damals in einem der Hochhäuser neben dem Stadion. Wir standen auf seinem Balkon. Natürlich waren wir verzückt, hatten aber auch eine räumliche Distanz zum Geschehen, die uns vor einem völligen Ausflippen bewahrte. Insgesamt hat dieses Fußball-Ereignis offenbar das Zeug zu einem regionalen Mythos. Möge der sich weiter aufbauen und noch in hundert Jahren als völlig verdrehte und stilisierte Sage erzählt werden! Warum sollte es uns Pfälzern, den Erfindern der Elwetritsche, verboten sein zu behaupten, der eigentlich etwas hüftsteife Franz Beckenbauer habe sich nach diesem Spiel vor Wut in den Hintern gebissen? Los! Starten wir einen Ausschmückungswettbewerb!
Michael Bauer, 66, Dichter und Autor der Winz-Lyrik auf der Pfalzseite
SPEKTAKEL FÜR ZWEI MARK
Klar, die Bayern waren haushoher Favorit. Und zunächst sah’s auch so aus, als könnten sie ihrer Rolle gerecht werden – beim Stand von 1:4 leerte sich das Fritz-Walter-Stadion. Aus der Ostkurve, in der ich mit drei Freunden stand, verschwand urplötzlich etwa ein Drittel der Zuschauer. Als dann aber umgehend die Anschlusstreffer durch Toppmöller und Pirrung gefallen waren, füllte sich die Kurve wieder. Der laute Torjubel hatte viele Anhänger, die bereits draußen waren, wieder in den Block strömen lassen. Damals gab es noch keine elektronische Einlasskontrolle, man konnte mit seiner Karte einfach wieder zurück ins Stadion. Es sollte eine unvergessliche Schlussphase werden, die ich noch heute vor meinem geistigen Augen Revue passieren lassen kann. Jeder, der oben war, spricht noch immer gerne von diesem Spiel. Ein unvergessliches Erlebnis, das nicht mal teuer war: Ich hatte 1971 meine Schiedsrichter-Prüfung gemacht und konnte mir bei Albert Dusch, dem damaligen Vorsitzenden des SWFV-Schiedsrichterausschusses, Schiedsrichter-Karten holen. Als freiwillige Spende warf ich zumeist zwei D-Mark in die Kasse.Gerhard Keller, 67, Schellweiler, Augenzeuge in der Ostkurve
DIE ENTZAUBERUNG
Die Bayern auf dem Betzenberg, das war vor 40 Jahren wie heute ein wenig Glamour im grauen Alltag, der an diesem tristen Herbsttag noch ein wenig grauer schien als sonst. Stars gucken ist angesagt für die zwei 16-jährigen Jungs, die aus irgendwelchen trüben Bezugsquellen die beiden Stehplatzkarten ergattert haben. Drei Spieler bilden die Achse der damaligen Meistertruppe, die so abgebrüht und emotionslos ihre Gegner auf die Verliererstraße schicken: Sepp Maier, Torwart und scheinbarer Spaßvogel, der aber bei den besten Chancen der Gegner den Ball noch um den Pfosten dreht. Franz Beckenbauer, Libero und spätere Lichtgestalt, der mit lässiger Eleganz Pässe aus dem Fußgelenk in entfernte Regionen des Platzes schlägt. Und Gerd Müller, Mittelstürmer und Strafraumgespenst, beinahe das gesamte Spiel über unsichtbar und doch am Ende Schütze des Siegtores. Am Ende ist alles ganz anders. Zur Erinnerung zählt, wie schnell Gerd Müller mit seinen kurzen Beinen im Kabinengang verschwunden ist, er hat zwar zwei Tore geschossen, aber das ist eines weniger als Seppl Pirrung auf der anderen Seite. Im Gedächtnis bleibt die Leichenbittermiene des Spaßvogels im Bayern-Tor, der allein in den letzten zehn Spielminuten dreimal hinter sich greifen muss. Und vor allem die wegwerfenden Gesten des Liberos, der damit wohl sein Unverständnis ausdrückt für eine Umkehr der Ereignisse, die wohl zuvor keiner an diesem Tag in diesem engen, zugigen, ungemütlichen Betonkessel erwartet hätte. 1. FCK – Bayern München 7:4 nach 1:4 – das ist die Entzauberung der Zauberkünstler durch eine Mannschaft, die rauschhaft spürte, dass an diesem 20. Oktober 1973 Großes und Unbegreifliches möglich und begreifbar wurde.Rolf Gauweiler, 56, Herxheim, Journalist und Augenzeuge
KEINE POST VON BREITNER
Ich bin in Speyer aufgewachsen, also im Kernland des 1. FC Kaiserslautern – doch die fußballerische Liebe gehörte Borussia Mönchengladbach. Doch schon bald wand ich mich den Bayern zu, weil die öfter im Fernsehen liefen und meistens gewannen. Jährlich wiederkehrende Gefahr für den Familienfrieden in den 80ern stellten die Spiele der Bayern „uffm Betze“ dar, die Zeiten, als es da oben nichts zu ernten gab und Paul Breitner die Punkte schon mit der Post hinschicken wollte. Immer wieder kam da im Vorfeld die Rede auf jenes sagenumwobene 7:4-Spiel in grauer Vorzeit. Und mit jeder Schilderung wurde die Geschichte doller. Da war die Rede davon, dass die Zuschauer nach dem 1:4-Rückstand schon vom Betze pilgerten und dann doch wieder in Scharen zurückkehrten. Schwamm drüber, der Betze hat seinen Mythos verloren. Nun bin ich groß, hab Hobby zum Beruf gemacht und zu diesem gehört: Fußballspiele angucken. So wie letztens, als der FC Speyer gegen den SV Geinsheim schon 0:2 und 1:3 hinten lag und am Ende – 7:4 triumphierte.Martin Erbacher, 44, gebürtiger Speyerer und trotzdem Bayern-Sympathisant
FAKTEN ZUR FCK-GALA
STATISTIK ZUM SPIEL
20. Oktober 1973, 12. Spieltag der Bundesligasaison 1973/74, Stadion Betzenberg, Anpfiff: 15.30 Uhr, Zuschauer: 35.000 (ausverkauft), Schiedsrichter: Horst Bonacker (Quadrath-Ichendorf).DIE MANNSCHAFTSAUFSTELLUNGEN
1. FC Kaiserslautern: Josef Elting - Dietmar Schwager - Lothar Huber, Ernst Diehl, Fritz Fuchs - Hermann Bitz, Herbert Laumen, Klaus Ackermann - Josef Pirrung, Klaus Toppmöller, Roland Sandberg - Trainer: Erich RibbeckFC Bayern München: Sepp Maier - Franz Beckenbauer - Johnny Hansen, Georg Schwarzenbeck, Bernd Dürnberger - Rainer Zobel, Franz Roth, Bernd Gersdorff - Uli Hoeneß, Gerd Müller, Wilhelm Hoffmann - Trainer: Udo Lattek.
DIE TORE
0:1 Gersdorff (3.), 0:2 Gersdorff (12.), 0:3 Müller (36.), 1:3 Pirrung (43.), 1:4 Müller (57.), 2:4 Toppmöller (58.), 3:4 Pirrung (61.), 4:4 Pirrung (73.), 5:4 Diehl (84.), 6:4 Laumen (87.), 7:4 Laumen (89.). (zkk)DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau [/quote] -
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Hammer. Danke sehr für das Foto. So sah der Betze also 11 Jahre bevor ich das Licht der Welt erblickte aus und 22 bevor ich das erste mal im mittlerweile auch nicht mehr existierenden Block 11 stand.
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Ronnie tut der Abschied weh. Das sieht man ihm an.
erst jetzt bemerkt: schaut mal ganz links im Bild der "kleine" Ronnie... ich bin überzeugt, heute hätten unsere Heckenschützen auch an Ronnie was zu bemängeln... -
Warum auch nicht? Er war ja auch nicht der perfekte Torwart und hat - wenn ich das richtig gelesen habe - auch seine Zeit in der er nicht seine Form hatte und auch nicht gespielt hat. Was ist denn an Kritik auszusetzten wenn sie begründet und sinnvoll ist? Man muss ja nicht nur weil es der TW des FCKs ist ihn super toll finden und nichts negatives sagen/schreiben.
Er ist aber - und das merkt man immer wieder wenn er heutzutage im Stadion ist - so gut wie allen positiv in Erinnerung geblieben und ist ein gern gesehener Gast. Ich glaube aber kaum, dass es niemanden gab der ihn während seiner Zeit beim FCK nicht auch kritisch gesehen hat.