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AB INS NETZ,Ivo Ilicevic hat eine Flanke von Florian Dick perfekt getroffen, Kölns Torwart Varvodic hat das Nachsehen. (foto: kunz-moray)
„Einen Punkt für die Moral” nennt FCK-Trainer Marco Kurz das 1:1 beim 1. FC Köln. Das tolle Tor von Ivo Ilicevic egalisiert Mato Jajalo. Die Lauterer spielen zu hektisch und fabrizieren zu viele Fehlpässe.
VON HORST KONZOK
KÖLN. „Harakiri” nannte Marco Kurz nach dem 1:1 (1:1) das Auftreten seiner Mannschaft nach einer guten halben Stunde. Unerklärlich, welche Fehler gestandene Profis wie Oliver Kirch oder Leon Jessen dann machten. Auch Rodnei, der so stark, so konzentriert begann, leistete sich auf einmal zwei böse Fehlpässe. „Kevin hat uns erneut in einem sehr emotionalen Spiel einen Punkt gerettet”, lobte der FCK-Coach Torhüter Trapp. Grandios!
FC-Trainer Stale Solbakken musste neben dem verletzten Stamm-Torhüter Michael Rensing auch auf den grippekranken Nationalspieler Lukas Podolski verzichten. Das Tor hütete der 22 Jahre alte Miro Varvodic. Er spielte insgesamt gut, patzte bei einem Tiffert-Freistoß aber schwer (64.), allerdings folgenlos.
FCK-Trainer Marco Kurz veränderte System und Taktik. Gegenüber dem 1:1 gegen den FC Augsburg rückte Martin Amedick für Mathias Abel in die Abwehrkette. Abgesehen von einem Schnitzer im Kopfballspiel agierte der Ex-Kapitän überzeugend. Oliver Kirch übernahm die Rolle von Thanos Petsos im defensiven Mittelfeld, vermochte seine Chance nicht zu nutzen. Er bekam einfach keinen Zugriff auf Jajalo oder den bärenstarken Martin Lanig. Kirch kam nicht in die Zweikämpfe. Für Olcay Sahan stand der erst 18 Jahre alte Konstantinos Fortounis erstmals in der Startelf. Gute Szenen in der Offensive trübte er mit Schwächen im Rückwärtsgang. Richard Sukuta-Pasu rückte zu Itay Shechter in die Angriffsspitze und steigerte sich vor allem nach der Pause.
Nach drei Minuten war das rassige Kampfspiel für den Kölner Linksverteidiger Christian Eichner beendet. Nach einem Zusammenprall mit Fortounis musste der Ex-Hoffenheimer mit stark blutender Platzwunde am Kopf vom Feld; Andrezinho löste ihn drei Minuten später ab.
Die FCK-Offensive belebte Shechter mit seinem ständigen Fore-Checking und seinen Stärken in den Eins-zu-Eins-Situationen. In der 10. Minute nach einem klasse Pass Rodneis aber traf der Israeli die falsche Entscheidung. Anstatt den Freiraum mit seiner Schnelligkeit selbst zum Abschluss zu nutzen, lieferte er einen nutzlosen Pass auf Sukuta-Pasu.
Das Führungstor der Lauterer - schön anzuschauen wie Ivo Ilicevic mit herrlicher Direktabnahme eine scharfe Rechtsflanke Florian Dicks in die Maschen donnerte (17.).
Die Freude war kurz: 120 Sekunden später glich Mato Jajalo aus 14 Metern mit einem Schuss ins lange Eck aus - Slawomir Peszko, auf links völlig frei, hatte die Flanke geliefert.
Zwei große Kopfballchancen der Roten Teufel vereitelte Torhüter Varvodic: Nach Tiffert-Freistoß machte er einen Kopfball Amedicks unschädlich (24.). Nach Tifferts dritter Ecke meisterte der Schlussmann Rodneis Kopfball (28.). Das war klasse!
Dass es zur Pause 1:1 stand, hatte der FCK, anfällig über beide Flanken, dem zweimal großartig haltenden Kevin Trapp zu verdanken. Nach Peszkos Flankenlauf war Milivoje Novakovic schneller als Rodnei, mit fantastischem Reflex aber rettete Trapp zur Ecke (35.). In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit tauchte Adil Chihi nach einem bösen Amedick-Fehler frei vor dem Lauterer Tor auf, Teufelskerl Trapp hielt fantastisch. In der 52. Minute hatte er Glück, als Jajalo nach fatalem Kirch-Fehler im Abschluss versagte.
1. FC Köln: Varvodic - Brecko, McKenna (85. Matuschyk), Geromel, Eichner (6. Andrezinho) - Riether, Lanig - Chihi, Jajalo, Peszko (72. Clemens) - Novakovic
1. FC Kaiserslautern: Trapp - Dick, Amedick, Rodnei, Jessen - Fortounis (75. Sahan), Tiffert, Kirch (90. Petsos), Ilicevic - Shechter, Sukuta-Pasu (86. Kouemaha)
Tore: 0:1 Ilicevic (17.), 1:1 Jajalo (19.) - Gelbe Karten: Lanig (2), Andrezinho, Brecko - Dick (2), Jessen (2), Amedick, Kirch - Beste Spieler: Lanig, Peszko, Jajajlo - Trapp, Tiffert, Amedick - Zuschauer: 47.200 - Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg).
Teufelskerl
Kevin Trapp hält in Köln den verdienten Punkt für den FCK fest.
Der 1. FC Kaiserslautern wartet auch nach dem dritten Spieltag der Fußball-Bundesliga-Saison 2011/2012 noch auf den ersten Sieg. Nach einer Niederlage und zwei Remis kommt nun ausgerechnet hoher Bessuch ins Fritz-Walter-Stadion: Rekordmeister FC Bayern München, gestern beim 5:0 gegen den Hamburger SV sprichwörtlich gut in Schuss, ist nächsten Samstag zu Gast bei den Roten Teufeln. Die erarbeiteten gestern in einem tollen Kampfspiel beim 1. FC Köln mit dem 1:1 einen Zähler, weil das Kollektiv funktionierte.
Das Prinzip ,,Einer für alle, alle für einen” half den Lauterern, so manchen haarsträubenden Fehler auszumerzen. Großartig der 21 Jahre alte Torhüter Kevin Trapp, der mit Glanzparaden gegen Novakovic und Chihi einen Rückstand abwendete. Ein Teufelskerl!
Hoffnung verleiht die Leistung von FCK-Stürmer-Import Itay Shechter. Noch fehlt ihm in aussichtsreicher Position bisweilen der Master-Plan, die richtige Lösung: Abschluss oder Pass, Solo oder Flanke? Aber Shechter ist schnell, er ist mutig, er ist eminent lauf- und kampfstark.
Die neue Lauterer Mannschaft gewinnt Konturen. Zu den frischen Gesichtern zählt Konstantinos Fortounis. Der Grieche ist 18, technisch gut, ein Mann mit Auge. Allerdings brachte er Hintermann Florian Dick durch Defensiv-Unzulänglichkeiten mehrfach in die Bredouille. Aber: Der Junge kann was!
Licht, Schatten und noch viel Luft nach oben
FUSSBALL: Martin Amedick rechtfertigt das Vertrauen von Trainer Marco Kurz und liefert in der Innenverteidigung des 1. FC Kaiserslautern beim 1:1 in Köln nach nervösem Beginn eine solide Vorstellung ab. Trotz des Punktgewinns äußern sich der frühere Kapitän und seine Kollegen selbstkritisch.
„Licht und Schatten” - so beschrieb Martin Amedick gestern Abend nach dem 1:1 beim 1. FC Köln seine eigene Leistung. In den ersten beiden Saisonspielen hatte der ehemalige Mannschaftskapitän des 1. FC Kaiserslautern noch Mathias Abel den Vortritt lassen müssen, ebenso wie in der Schlussphase der vergangenen Saison. Gestern durfte der große Blonde mit den schwarzen Schuhen mal wieder von Beginn an ran - und machte seine Sache insgesamt gut. Am Nachmittag hatte er erfahren, dass Trainer Marco Kurz ihm das Vertrauen schenkt. Zwar war er mit der Gelben Karte in der ersten Aktion „ein bisschen unglücklich ins Spiel gekommen”. Doch dafür war wohl die Nervosität verantwortlich.
Insgesamt sah Amedick von seiner Position aus noch viele Fehler im Aufbauspiel der Roten Teufel. „Kevin Trapp hat super gehalten und den Punkt mehrmals festgehalten”, lobte der bald 29-Jährige.
Beim Lauterer Tor des Abends hatte Ivo Ilicevic den Ball per Volleyschuss in die Kölner Maschen befördert. „Die Flanke kam gut, ich habe ein bisschen darauf spekuliert, nicht nachgedacht und einfach draufgehalten”, beschrieb der 24-Jährige die Situation. Mit dem Punkt zeigte sich der trickreiche Mann mit der Nummer 22 zufrieden, sah aber ebenfalls noch viel Luft nach oben: „Viele Abspielfehler, einfache Pässe kommen nicht an, dann sind wir unkonzentriert und im Spiel nach vorne auch ein bisschen eigensinnig”, fasste Ilicevic zusammen.
Auch Kapitän Christian Tiffert hätte sich im Vorwärtsgang ein flüssigeres Zusammenspiel gewünscht: „In Eins-zu-Eins-Situationen waren wir zu eigensinnig. Außerdem haben wir Bälle versucht, die unnötig waren. Dann kommen die Bälle zurück, und es ergeben sich Chancen für den Gegner.”
Der Punktgewinn sei in Ordnung: „Wir haben bei einer guten Mannschaft 1:1 gespielt - das ist positiv”, betonte Tiffert.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau