ZitatAlles anzeigen
HEISSES DUELL - FCK-Sturmtank Dorge Kouemaha (links) und VfL-Verteidiger Sotirios Kyrgiakos, der später die Rote Karte sieht.
Der 1. FC Kaiserslautern ist nach Kyrgiakos' Roter Karte eine Halbzeit in Überzahl und verliert in Wolfsburg. Ashkan Dejagah köpft das „goldene Tor”. Die Lauterer spielen wie die Angsthasen.
In Überzahl dilettierte der 1. FC Kaiserslautern im Offensivspiel und kassierte beim VfL Wolfsburg eine ebenso verdiente wie vermeidbare 0:1 (0:0)-Niederlage. Die Entscheidung - umstritten in der Entstehungsgeschichte. Nach Srdjan Lakics Fallrückzieher am Fünfmeterraum konnte Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer auf Foul entscheiden, tat es aber nicht. Über die linke Außenbahn legte Marko Mandzukic den abgewehrten Ball mit einem Hackentrick auf den gut aufgelegten Marcel Schäfer, dessen Flanke der oft überforderte Florian Dick nicht verhindern konnte, Ashkan Dejagah gewann das Kopfballduell gegen Leon Jessen - 1:0 (63. Minute). „Man kann Foul pfeifen oder auch nicht”, sagte Lakic später dazu.
Das Spiel war durch die Harmlosigkeit der Lauterer in der Offensive besiegelt. In 93 Minuten brachte der FCK trotz 63 Prozent Ballbesitz nur eine karge Tormöglichkeit zuwege. Die geschenkte Chance nach Alexander Madlungs Fehler verschenkte Dorge Kouemaha (9.), der mit großem Einsatz unterwegs war, im Ansatz durchaus gefährlich auftrat, aber letztlich ohne Wirkung blieb.
Mit dem Neu-Wolfsburger Sotirios Kyrgiakos lieferte sich der Lauterer Sturmtank ein heißes Duell. Kurz vor der Pause sah Wolfsburgs Grieche nach einer Textilbremse gegen Itay Shechter Rot. Die Entscheidung - konsequent. Aber der FCK wusste mit der Überzahl nichts anzufangen, zumal VfL-Trainer Felix Magath mit Marco Russ anstelle des schwachen Patrick Helmes einen Stabilisator brachte.
Nach der Pause mobilisierte Magath mit Mandzukic für Rasmus Jönsson einen cleveren Mann mit Stürmerblut auf der linken Außenbahn. Im Zusammenwirken mit Offensivverteidiger Schäfer rissen die „Wölfe” die rechte Seite des FCK mehrfach auf. Auf der linken Seite vermochte Jessen den sehr gradlinigen Dejagah nicht wirklich zu kontrollieren. „Es ist nicht böse gemeint, aber in der ersten Halbzeit war Wolfsburg mausetot. Gegen eine so verunsicherte Mannschaft darf man so nicht verlieren”, gestand FCK-Kapitän Christian Tiffert.
Der FCK, der im Derby gegen Mainz so beherzt aufgetreten ist, spielte gestern im letzten Viertel vor Benaglios Tor Angsthasenfußball. Ein Schritt vor - und zwei zurück. Das galt gestern ganz besonders für Clemens Walch, der ohne Offensiv-Wirkung blieb und im Rückwärtsgang zur steten Verunsicherung von Hintermann Dick beitrug. Was für Walch gilt, trifft auch auf Leon Jessen zu, der fehlerhaft agierte, seine Mannschaft nicht zu beflügeln wusste. Aus dem Mittelfeld kam zu wenig. Ein Christian Tiffert reichte gestern nicht, zumal der eifrig bemühte Oliver Kirch bei seinen Schussversuchen verriet, kein Zielwasser getrunken zu haben. Thanos Petsos fand nicht zu seinem Spiel, hatte drei böse Ballverluste und vermasselte eine große Freistoßchance nach Kyrgiakos' Platzverweis.
„Das Spiel lief in die richtige Richtung”, meinte FCK-Trainer Marco Kurz angesichts der Spielkontrolle. Doch er vermisste die „Entschlossenheit, den finalen Pass, die Gier”. So war es für die Wolfsburger nach dem Führungstor relativ leicht, Kouemaha und Shechter nicht zum Abschluss kommen zu lassen, zumal Debütant Gil Vermouth, der Walch abgelöst hatte, nicht ins Spiel fand.
Der Ex-Lauterer Srdjan Lakic gewann einige Kopfballduelle gegen Martin Amedick, wurde aber selbst nicht torgefährlich. Am Siegtreffer hatte er dann doch seinen Anteil.
VfL Wolfsburg: Benaglio - Ochs, Kyrgiakos, Madlung, Schäfer - Träsch, Josué - Jönsson (46. Mandzukic), Dejagah (76. Salihamidzic) - Lakic, Helmes (45.+1 Russ)
1. FC Kaiserslautern: Trapp - Dick, Amedick, Rodnei, Jessen (76. Fortounis) - Walch (58. Vermouth), Petsos, Kirch, Tiffert - Kouemaha, Shechter (83. Sukuta-Pasu)
Tor: 1:0 Dejagah (63.) - Gelbe Karten: Ochs (2) - Sukuta-Pasu (2) - Rote Karte: Kyrgiakos (45.) - Beste Spieler: Schäfer, Mandzukic, Dejagah - Tiffert, Kouemaha - Zuschauer: 26.779 - Schiedsrichter: Kinhöfer (Herne). (zkk/osp)
Bonuspunkte mutlos verschenkt
„Bitter und unnötig.” Enttäuscht beschrieb Martin Amedick, Innenverteidiger des 1. FC Kaiserslautern, die 0:1 (0:0)-Niederlage beim eigentlich ebenso harmlosen VfL Wolfsburg.
Beide Mannschaften schienen sich über den größten Teil der schwachen Erstliga-Partie einen kuriosen Wettbewerb zu liefern: Wer schafft es am besten, den Ball zu kontrollieren, um ihn dann, wenn es Richtung gegnerisches Tor geht, der anderen Mannschaft zurückzugeben oder ihn ins Aus zu kicken?
Dabei spielten die Lauterer die gesamte zweite Hälfte über mit elf gegen zehn, weil es Wolfsburgs Innenverteidiger Sotirios Kyrgiakos kurz vor der Pause zum wiederholten Mal nicht schaffte, seine Hände bei sich zu lassen. Er packte FCK-Stürmer Itay Shechter an Schulter und Oberarm und riss ihn zu Boden; Notbremse, Rot. Der vermeintliche Vorteil des FCK, in Überzahl zu spielen, war keiner, weil er die fußballerischen Mängel in der Offensive gnadenlos offenbarte. „Die Rote Karte gegen die anderen war nicht glücklich für uns”, sagte Lauterns Kapitän Christian Tiffert, „wir hatten gegen einen clevereren Gegner nicht die Mittel, die Überzahl auszuspielen”.
Der Zug zum Tor ging dem optisch klar überlegenen FCK völlig ab. Und die wenigen Szenen, die Wolfsburg hatte, reichten dem VfL. Ob des ausgebliebenen Freistoßpfiffs vor dem 0:1 (63.) beim Duell Srdjan Lakic gegen FCK-Torwart Kevin Trapp waren die Lauterer sauer. „Laki springt zum zweiten Mal hintereinander in mich rein”, klagte Trapp, „deswegen ist mir unklar, warum der Schiedsrichter das nicht abpfeift”. Lakic, der „mit einem komischen Gefühl in dieses Spiel gegen meine ehemaligen Kollegen” gegangen ist, wollte ein Foul gegen Trapp nicht ausschließen. Tiffert indes betonte: „Aber wir dürfen in dieser Szene auch nicht aufhören zu spielen, weil wir denken, dass es Foul an unserem Torwart war.”
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau