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„Rettich nur mit Salz”
Der in Schifferstadt aufgewachsene Ex-FCK-Profi Markus Kranz trainiert heute einen Verein in der Eifel
Von Thomas Leimert
Schifferstadt. Der ehemalige Profifußballer Markus Kranz ist in Schifferstadt geboren und aufgewachsen. Er spielte für den FSV Schifferstadt, bevor er zum 1. FC Kaiserslautern wechselte, mit dem er Meister und Pokalsieger wurde. Heute lebt der 42-Jährige in der Nähe von Kerpen und trainiert einen Rheinland-Ligisten. Eine Rückkehr in die Heimat kann sich Kranz derzeit nicht vorstellen.
Schon als kleiner Junge war Markus Kranz fast täglich auf dem Fußballplatz des FSV anzutreffen. „Unsere Familie war auf die Portheide gezogen. Ich brauchte nur das Hoftor aufzumachen und war schon fast auf dem Platz”, erinnert sich Kranz. Sein Vater spielte damals in der ersten Mannschaft der „13er”. „Als Junge ist Dir der Verein erst einmal egal. Aber bei Phönix zu spielen wäre damals undenkbar gewesen, weil mein Vater FSVler mit Haut und Haaren war”, berichtet Kranz. Der FSV sei damals ein toller Verein gewesen, in dem er sich sehr wohlgefühlt habe, versichert der Fußballer, der in Schifferstadt auch die Haupt- und Realschule besuchte.
Der Vorderpfalz hat er seit rund 20 Jahren den Rücken gekehrt - Los eines Profifußballers. „Sechs-, siebenmal pro Jahr komme ich nach Schifferstadt zurück, besuche Eltern, Geschwister und Freunde. Oft an Weihnachten, sonst wie es sich gerade ergibt”, erzählt Kranz. Manchmal ist er sogar auf dem Rettichfest. Das Gemüse isst er allerdings nur hin und wieder, hat es aber auch schon mit in die Eifel genommen, wo er derzeit mit seiner Lebenspartnerin und zwei Kindern in Elsdorf bei Kerpen wohnt. Zwei weitere Kinder leben in Osthofen. „Wenn ich Rettich esse, dann nur mit Salz”, sagt Kranz. Ja, ein bisschen vermisse er die Pfalz schon aber im Nordwesten von Rheinland-Pfalz, wo er seit 1995 lebt, längst heimisch fühlt.
Über seinen ehemaligen Verein ist er bestens informiert. „Ich schaue montags immer im Internet nach, wie die Mannschaft gespielt hat und weiß, dass der FSV derzeit Letzter in der Bezirksliga ist.” Zu einigen Weggefährten aus seiner Zeit bei den „13ern” hat er heute noch Kontakt. Was sonst in Schifferstadt passiert, geht weitgehend an Markus Kranz vorbei. „Nein, das wusste ich nicht”, antwortete er zum Beispiel auf die Frage, ob er mitbekommen habe, dass Schifferstadt derzeit eine grüne Bürgermeisterin habe.
„Ich habe immer ein Paar Fußballschuhe im Auto”, sagt Markus Kranz. Nach Schifferstadt zieht es ihn nicht mehr zurück. Er will im Raum Köln bleiben. FOTOs: Gassen/Kunz
Das mag daran liegen, dass er in der Eifel genug zu tun hat. „Ich mache eine Weiterbildung zum Veranstaltungskaufmann.” Das Planen von Veranstaltungen, vorzugsweise sportlicher Natur, oder das Abrechnen von Fußballcamps wird künftig zu seinen Aufgaben gehören. In den Ferien kommt er zu den Vereinen und trainiert die sechs- bis 14-jährigen Nachwuchskicker.
Zudem ist er in der zweiten Saison Trainer der SG Schneifel, mit der er auf Anhieb Bezirksliga-Meister wurde und in die Rheinland-Liga - vergleichbar mit der Verbandsliga im Südwesten - aufstieg. Dort firmiert das Team jedoch unter dem Namen SG Stadtkyll. „Wir haben eine junge Mannschaft, keiner hat je so hoch gespielt. Finanziell ist nicht viel möglich, aber wir bringen Teamgeist, Begeisterung und Leidenschaft mit und spielen eine gute Rolle”, erläutert Kranz, dem man anmerkt, wie viel Spaß ihm die Arbeit mit den jungen Leuten macht.
Spaß hatte Kranz früher auch beim FSV Schifferstadt, weil er als B-Jugendlicher bei den A-Junioren mitspielen durfte, die damals in der Südwestliga kickten. Der Linksfuß fiel auf und Jugendtrainer Ernst Diehl wollte ihn zum FCK holen. „Ich wollte erst nicht weg, aber in der nächsten Saison bin ich doch gegangen”, sagt Kranz. Ein richtiger Schritt, denn noch als A-Junior debütierte er in der Bundesliga. „Ausgerechnet gegen Bayern München, mein Lieblingsverein als Kind. Wir haben 3:1 gewonnen”, weiß der Abwehr- und Mittelfeldspieler noch. Da schlug sein Herz längst für die Lauterer, für die er inzwischen in der Traditionsmannschaft aufläuft.
„Jedes Heimspiel auf dem Betzenberg war ein Höhepunkt”, versichert Kranz und räumt auch mit einer Mär auf. 1991 traf der FCK im Europapokal auf den FC Barcelona und stand nach 0:2-Niederlage in Spanien sowie 3:0-Führung im Rückspiel vor dem Weiterkommen. Bis Bakero per Kopf das 3:1 gelang. „Ich war bei meinem Gegenspieler und am Gegentor nicht schuld. Bakero hat sich in den Strafraum geschlichen.”
Weitere Stationen waren Bayer Uerdingen (Kranz: „Mein schönstes Jahr.”) und Dynamo Dresden. Heimisch wurde er bei Fortuna Köln, mit der er in der zweiten Liga spielte. Seine Liebe zum Fußball hat er nie verloren. „Ich habe immer ein paar Fußballschuhe im Auto”, sagt Kranz. Dass er irgendwann mal wieder nach Schifferstadt zieht, ist unwahrscheinlich. Markus Kranz will im Raum Köln bleiben.
Zur Person: Markus Kranz
Markus Kranz hat das Fußballspielen beim FSV Schifferstadt erlernt. Ab 1987 spielte er in der Bundesliga für den FCK. Er kam anfangs nur sporadisch zum Einsatz. Unter Trainer Karl-Heinz Feldkamp wurde er ab 1990 als Stammspieler. Größte Erfolge mit dem FCK waren 1990 der Gewinn des DFB-Pokals (3:2 gegen Werder Bremen) sowie 1991 die Deutsche Meisterschaft. Auch im Europapokal der Landesmeister kam er zum Einsatz und wurde U21-Nationalspieler. 1992 verließ Kranz den FCK zum Ligarivalen Bayer Uerdingen.
Nach nur einer Spielzeit heuerte er beim Bundesligisten Dynamo Dresden an, für den er bis 1995 aktiv war. Insgesamt bestritt Markus Kranz 121 Bundesligaspiele (zehn Tore). Anschließend wechselte der Abwehr- und Mittelfeldspieler für vier Jahre in die zweite Liga zu Fortuna Köln (81 Spiele/drei Tore). Nach weiteren Stationen beim FC Emmen (Niederlande), VfR Mannheim, FC Junkersdorf und VfL Rheinbach beendete er 2006 seine Karriere. Danach war er bei Wacker Burghausen Co-Trainer. Derzeit trainiert er den Rheinland-Ligisten SG Stadtkyll.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau