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FCK hält an Marco Kurz fest - Gerüchte über angebliche Affäre des Trainers empören Kuntz und Amedick
Zusammen wollen sie die versalzene Suppe auslöffeln, die sie sich selbst eingebrockt haben: Marco Kurz bleibt Trainer beim abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern; Klub und Fans suchten am Tag nach der 0:4 (0:3)-Derbyschlappe beim FSV Mainz 05 den Dialog. Motto: alle gemeinsam gegen den Abstieg.
Eine vollständige Erklärung für das Versagen seiner am Samstag für die schnellen, spielstarken Mainzer körperlich und geistig viel zu langsamen Mannschaft hatte Coach Kurz auch am Tag nach dem Trauerspiel in zwei Akten nicht parat. „Das war gerade in unserer ohnehin schwierigen Situation eine katastrophale Leistung, vor allem, was die Bereitschaft und die Präsentation betrifft. Es ist schwer zu erklären”, sagte Kurz nach dem 13. Spiel in Serie ohne Sieg und der vierten Niederlage in Folge, „das war natürlich ganz und gar nicht das, was es in einem Derby braucht.”
Entsprechend ließen sich die FCK-Spieler mit größtenteils gesenkten Häuptern bei einer spontan anberaumten Fan-Versammlung in der Nordtribünenhalle des Fritz-Walter-Stadions gestern Nachmittag von rund 200 Anhängern ausbuhen und beschimpfen. Die Volksseele kochte, und sie wird die ganze Woche über weiterkochen bis zum Anpfiff der nächsten Partie des FCK: Am Samstag (15.30 Uhr) gastiert der VfL Wolfsburg auf dem Betzenberg, der in diesem Winter wieder einmal zu einem Berg voller Probleme geworden ist.
„Es wird eine lange und unangenehme Trainingswoche”, sagte Kurz, der seinen Spielern den üblichen freien Montag gestrichen hat. Ab heute gilt auch eine Interviewsperre für alle Profis. „Außerdem wollen wir nicht, dass Spieler von uns außerhalb gewisser Zeiten noch groß in der Stadt herumturnen. Sie sollen zu Hause bleiben und sich auf ihren Beruf, auf den Fußball konzentrieren”, sagte Kurz gestern. Der Ton wird rauer am „Betze” - dem düsteren Tabellenbild angemessen, das den FCK nach 23 von 34 Spieltagen auf dem vorletzten Tabellenplatz zeigt. Gespielt wie ein Absteiger haben sie schon - zum Beispiel in Mainz und beim 0:1 zu Hause gegen Köln. „Wir wussten genau um die Stärke der Mainzer vom Anpfiff weg - aber sie haben das einfach auch sehr gut gespielt”, betonte Kurz, „das muss man auch sagen. Wir konnten das einfach nicht verteidigen, und wir hatten nicht die Qualität, uns nach dem Rückstand gegen die Niederlage zu stemmen.”
Er habe sich bei der Aufstellung beispielsweise mit Mathias Abel und Anthar Yahia bewusst für eine gewisse Erfahrung entschieden, sagte Kurz. Rodnei habe in München kein gutes Spiel gemacht und dem Coach zudem signalisiert, dass er selbst es für keine gute Idee halte, die durch die Verletzungen Alexander Bugeras und Leon Jessens vakante Linksverteidiger-Position auszufüllen. So waren es Yahia und sein Vordermann Christian Tiffert, die gegen den bärenstarken Nicolai Müller das Nachsehen hatten. Die Auswechslung Tifferts zur Pause sieht Kurz keineswegs als Demontage des Kapitäns. „Wenn der Spieler einen sportlich schlechten Tag erwischt, schützt auch die Kapitänsbinde nicht vor einer Auswechslung”, betonte der Trainer. Marco Kurz hat nach dem Debakel die Verantwortung für das Versagen seiner Mannschaft übernommen. „Ich bin der Kopf”, sagte der 42-Jährige, der sich seit dem Abschied von Martin Amedick zu Eintracht Frankfurt einer üblen Kampagne ausgesetzt sieht. Dem Trainer wurde via Internet eine Affäre mit Amedicks Frau nachgesagt. „Eine bösartige Stimmungsmache - einfach übel”, sagte der Coach.
Am Samstag polemisierten Fans von Mainz 05 mit einem entsprechenden Plakat im Stadion. 05-Manager Christian Heidel habe sich dafür entschuldigt, sagte Stefan Kuntz. „Dieses Plakat ist das Asozialste, das Primitivste, was ich je in einem Bundesligastadion gesehen habe”, empörte sich Kuntz. Er kündigte Klage gegen die Drahtzieher an: „Der Respekt vor dem Menschen und seiner Familie wird mit Füßen getreten. An dieser Sache ist kein Gramm Wahrheit!” Martin Amedick erklärte gestern: „Hier werden Grenzen überschritten. Da ist definitiv nichts dran! Das ist in einen Bereich übergegangen, wo ich mir überlege, dagegen vorzugehen.” Seit seinem Stammplatzverlust kursiere das üble Gerücht.
Kommentar
Brandstifter im Krisenherd
Trainer, Vorstand und Profis stellten sich den enttäuschten FCK-Fans. Unfassbar, dass Spieler bedroht und angespuckt werden.
Stefan Kuntz, dem Vorstandsvorsitzenden, ist es vorrangig zu verdanken, dass der 1. FC Kaiserslautern überhaupt noch Profifußball spielt. Der 49-Jährige hält aber auch eine Aktie an der derzeitigen Misere. Denn die Lücken, die Lakic, Ilicevic, Moravek und auch Hoffer rissen, konnten nicht geschlossen werden.
Trainer Marco Kurz muss nach nun 23 Spieltagen endlich eine Formation finden und dann auf sie bauen, sie stärken, statt sie durch permanentes Wechselspiel noch weiter zu verunsichern. Wenn Kurz auf Christian Tiffert als seinen Kapitän setzt, muss er ihn stärken, statt ihn noch weiter zu frusten. Tiffert, der beim 0:1 - mal wieder - das Eingreifen verschlief, hatte mit dem Lattenschuss kurz vor der Pause ein Lebenszeichen abgegeben. Den Kapitän danach so abzuservieren, war und ist psychologisch das falsche Signal.
Bei allen Tolpatschigkeiten - Rodnei ist ob seiner Dynamik der beste Innenverteidiger, den der FCK derzeit hat. Auch ihm muss der Trainer den Rücken stärken, ebenso wie Stürmer Itay Shechter. Er und auch der junge Jakub Swierczok passen einfach besser zu Sandro Wagner, der schleunigst zulegen muss, als Dorge Kouemaha. Und wenn schon keiner trifft - warum nicht mal ein Versuch mit Andrew Wooten als Joker, der in der Regionalliga schon 15 Tore schoss? Weniger als kein Tor kann auch er nicht schießen!
Skandalös, dass Rechtsradikale, die sich Fans schimpfen, den Israeli Shechter gestern auf dem Betzenberg beleidigten, ihn mit dem Hitlergruß provozierten und schmähten. Unfassbar!
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau