ZitatAlles anzeigenInterview: FCK-Trainer Krassimir Balakov über Abstiegskampf, HSV, Bobby Robson und Felix Magath
Krassimir Balakov wird morgen 46 Jahre alt. Eine Party gibt es nicht. Die will der Trainer aber feiern, wenn er mit dem 1. FC Kaiserslautern den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga schafft. „Dafür will ich alles tun - ich glaube daran”, sagte Balakov gestern im Interview mit Oliver Sperk und Horst Konzok.
Herr Balakov, Sie waren auch als Trainer bei Hertha BSC im Gespräch. Warum hat es in Berlin nicht geklappt?
Wir wissen, dass Hertha einen reinen Feuerwehrmann gesucht hat. Das bin ich nicht! Das kannst du nur, wenn du solche Situationen schon erlebt und erfolgreich gemeistert hast.
Warum dann Lautern?
Ich habe sofort zugesagt, weil die Führung sehr gut über meine Stärken und meine Arbeitsweise informiert gewesen ist. Sie wussten, wie ich mit dem Umfeld umgehe. Ganz wichtig für mich war, dass sie keinen Feuerwehrmann gesucht haben, sondern eine komplette Lösung, die auch den Neuaufbau vorantreibt, wenn es schief geht. Das hat mich fasziniert, deshalb gab es bei mir keine Zweifel.
Gibt es Trainer, die Sie geprägt haben, die Sie als Vorbilder in Ihrer zweiten Karriere sehen?
Felix Magath habe ich viel zu verdanken. Es ist nicht selbstverständlich, dass man sofort nach seiner Spielerkarriere als Co-Trainer bei solch einem erfahrenen und kompetenten Mann lernen darf. Felix Magath hat sich immer intensiv um mich gekümmert. Bei Matthias Sammer habe ich viel gesehen und viel mitgenommen. Ich habe mich während meiner Laufbahn sehr früh entschieden, Trainer werden zu wollen und auch Lizenzen schon in der Spielerzeit gemacht. Ausschlaggebend war Trainer Bobby Robson bei Sporting Lissabon, der leider schon gestorben ist. Das war ein wunderbarer Mensch, ein Gentleman, den ich nie vergessen werde! Die Art und Weise, wie er mit den Spielern umgegangen ist, war faszinierend. Er hat mich schon 1992 für den Trainerberuf begeistert. Ich durfte dann in Deutschland ja, als einziger Ausländer, an einem Fußball-Lehrer-Sonderlehrgang teilnehmen - da waren Joachim Löw, Stefan Kuntz, Jürgen Kohler oder auch Jürgen Klinsmann dabei. Viele herausragende Fußballer waren dabei, das war sehr interessant.
Was haben Sie in Freiburg gedacht, als es nach 14 Minuten 0:2 stand? Haben Sie in dem Moment bereut, FCK-Trainer geworden zu sein? Haben Sie sich gesagt: Krassimir, was hast Du gemacht?
Nein - eher hätte ich ja fragen müssen: Was hast Du nicht gemacht? Nein, ernsthaft: Ich bin schon so lange im Geschäft, ich weiß, dass Kleinigkeiten Spiele entscheiden können. Bei uns waren es ein individueller Fehler und ein Stellungsfehler. Wenn du dann da unten stehst, hast du kein Glück im Spiel nach vorne und hinten auch noch Pech. Für mich war wichtig zu sehen, dass die Mannschaft Ruhe bewahrt hat. Sie hat Charakter und Moral gezeigt. Wir sind nicht untergegangen. Die Mannschaft hat signalisiert: Wir können wieder aufstehen!
Was können Sie jetzt tun?
Die Statistik zeigt ganz klar unsere Schwächen. Wir müssen trotzdem ruhig bleiben, versuchen, lockerer zu werden. Wir müssen daran glauben, dass wir nichts zu verlieren haben. Wir liegen sieben Punkte zurück. Wir sind Letzter! Wir können nur gewinnen! Ich hoffe, dass wir uns besser präsentieren, dass wir schneller und gezielter nach vorne spielen, dass wir mutiger sind.
Was zeichnet Ihren Co-Trainer Ilia Gruev aus?
Ilia ist ein hervorragender Mensch und ein kompetenter Fußball-Lehrer. Ich arbeite schon lange mit ihm zusammen, kann mich hundertprozentig auf ihn verlassen. Hier kam Olli Schäfer dazu. Ich wusste, wer er ist, lerne ihn jetzt kennen - er ist genau so ein Typ. Über Gerry Ehrmann muss ich nichts sagen - den kennt jeder. Da bin ich gut aufgestellt.
Wie sehen Sie das Spiel am Samstag gegen den HSV?
Egal, wer der Gegner ist - wir müssen gewinnen! Grundsätzlich möchte ich mich zu 80 Prozent mit unserem Spiel beschäftigen und nicht so sehr mit den Informationen über unseren Gegner. Ich habe die Atmosphäre hier im Stadion immer gemocht - bei meinem ersten Spiel möchte ich keine Pfiffe erleben müssen. Die Leute wollen die Mannschaft kämpfen sehen - wenn sie das tut, und wir steigen am Ende trotzdem ab, verzeihen sie. Dann kommen sie wieder. Ich will meine Mannschaft aggressiv und mutig nach vorne spielen, aber nicht blind anrennen sehen!
HSV-Trainer Thorsten Fink sagte, es sei gut, dass es jetzt zum FCK gehe, der sei schließlich Letzter. Zusätzliche Motivation für Euch?
Ich schätze ihn sehr, weil ich weiß, was er in Basel geleistet hat. Wenn er das so gesagt hat, verstehe ich nicht, warum er das gesagt hat, obwohl ich verstehe, was er gesagt hat. Aber ich kommentiere Aussagen von Trainerkollegen grundsätzlich nicht.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau