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NULLNUMMER - Richard Sukuta-Pasu scheitert. Links: Nürnbergs Dominic Maroh. (foto: kunz-moray)
Gestern um 17.18 Uhr war der Abstieg des 1. FC Kaiserslautern faktisch besiegelt. Nach dem 0:2 gegen den 1. FC Nürnberg ist der Tiefpunkt der Lauterer Bundesligageschichte erreicht. Schlecht wie nie!
Das Fritz-Walter-Stadion war einmal eine Festung. Der 1. FC Kaiserslautern war einmal eine Hausmacht. Nun verkommt der Pfälzer Fußball-Stolz zur Lachnummer der Liga: Das 0:2 (0:1) gegen den 1. FC Nürnberg besiegelt den dritten Bundesligaabstieg der Vereinsgeschichte - schlechter in 49 Jahren Bundesliga war nur Tasmania Berlin! Traurig ...
In der Halbzeit spielt die Stadionregie in dieser Saison stets den FCK-Hit der Woche ein. Gestern war's der Tote-Hosen-Song „Tage wie diese”. Welch ein Sinnbild! Tote Hose ist in dieser Saison auch in der FCK-Offensive. Bezeichnend die 18. Minute: Christian Tiffert, der sich nach einem taktischen Foul an Mike Frantz die fünfte Gelbe Karte und ein freies Wochenende einhandelte, bediente nach Ballgewinn mit herrlichem Pass Richard Sukuta-Pasu. Der Unglücksrabe, ein Stürmer ohne ein Saisontor, startete durch, scheiterte aber an Nürnbergs gutem Torhüter Raphael Schäfer (18.). „Es ist bitter. Wir sind in keiner guten Verfassung - ich weiß, dass auch ich schlecht bin”, gestand der Angreifer nach dem Versagen vor Gegners Tor. Er ist auch mental völlig am Boden.
Vier Minuten später servierte Alexander Bugera einen klasse Eckball mit links von rechts, Mathias Abel kam frei zum Kopfball, setzte das Runde aber neben das Eckige. Konstantinos Fortounis, so lange gut, wie Tiffert auf dem Platz sein durfte, vermochte seine gute Leistung nicht zu krönen. Fortounis' strammen 20-Meter-Schuss parierte Schäfer per Faust (35.), drei Minuten später aber köpfte Fortounis Tifferts gute Flanke aus kurzer Distanz übers Tor.
Zwei Minuten vor der Pause passierte, was so oft passierte in dieser Saison: Die Nürnberger durften den Ball ungehindert zirkulieren lassen, David Didavis Sonntagsschuss aus 18 Metern schlug zum 1:0 ein. Oliver Kirch, der gut begann, schlecht weitermachte, dann ab- und untertauchte, hätte eingreifen müssen. Vor dem 0:2 Tomas Pekharts gab Kirch wieder nur den Begleitservice für Didavi (73.). „Wir haben das Spiel bestimmt, wieder aus dem Nichts ein Tor bekommen”, haderte Mathias Abel nach dem „bittersten Moment meiner Karriere”: „Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass es der FCK schon zweimal geschafft hat, wieder aufzusteigen.”
„Der 1. FC Nürnberg wird auch nächstes Jahr Bundesliga spielen”, frohlockte indes „Club”-Trainer Dieter Hecking, dessen kluge Personal- und Einkaufspolitik Zinsen für die Franken trägt. Mit 38 Punkten steht der FCN wunderbar da.
Symptomatisch für das Pleiten-, Pech und Pannenjahr des FCK die 9. Minute: Olcay Sahan, der vogelwilde, völlig uneffektive Linksaußen, schießt Schiedsrichter Fritz an, der Ball landet beim elanvollen Timothy Chandler, der nur die Latte trifft.
Mit Pfiffen begrüßt wurde Sandro Wagner, der den mutigen Julian Derstroff nach 59 Minuten ablöste. In der 66. Minute lief Wagner allein aufs Nürnberger Tor zu - und scheiterte an Raphael Schäfer. Angst fressen Seele auf ...
„Ich war fit und hatte das mit der Gelben Karte in Griff”, sagte Christian Tiffert, der deutlich verbessert auftrat, aber nach 45 Minuten ausgewechselt wurde. Kein guter Zug von Krassimir Balakov. Seine Bilanz ist desaströs: fünf Spiele, fünf Niederlagen. Welch eine Hypothek!
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Kirch, Abel,Yahia (85. Rodnei), Bugera - De Wit - Derstroff (59. Wagner), Tiffert (46. Petsos), Fortounis,Sahan - Sukuta-Pasu
1. FC Nürnberg: Schäfer - Chandler, Maroh, Wollscheid, Pinola - Simons, Balitsch - Mak (69. Feulner), Didavi (85. Cohen), Frantz(60. Hegeler) - Pekhart
Tore: 0:1 Didavi (43.), 0:2 Pekhart (73.)
Gelbe Karten: Tiffert (5), Derstroff (2) - Pekhart (5/1), Chandler (4), Simons (4)
Beste Spieler: Tiffert, Fortounis - Didavi, Wollscheid, Chandler
Zuschauer: 42.552
Schiedsrichter: Fritz (Korb).
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Oje, Rot-Weiß, oje
Der 14. April 2012 war für viele FCK-Fans einer der schlimmsten Tage überhaupt auf dem „Betze”. Das 0:2 gegen den 1. FC Nürnberg war für Trainer Krassimir Balakov die fünfte Schlappe im fünften Spiel.
Die Fans des 1. FC Kaiserslautern sind Kummer gewohnt. Die meisten haben sich mit dem dritten Abstieg ihres Lieblingsvereins aus der Fußball-Bundesliga längst abgefunden. Einige seit dem 1:4 gegen den FC Schalke vor vier Wochen. Noch viel mehr seit dem 0:2 eine Woche später in Freiburg.
Tief in ihrem Innersten haben sie dann aber dennoch ein bisschen gehofft. Selbst nach der nächsten Niederlage noch, dem 0:1 zu Hause gegen einen schwachen Hamburger SV. Berufsoptimisten haben auch noch im Anschluss an den nächsten Rückschlag, die 1:2-Heimschlappe gegen Hoffenheim, auf ein pfälzisches Fußballwunder gehofft. Gestern aber wurde alles noch ein bisschen schlimmer, weil endgültig offenkundig wurde, dass der Rauswurf von Trainer Marco Kurz und die Verpflichtung von Krassimir Balakov als dessen Nachfolger rein gar nichts mehr gebracht hat in dieser Katastrophensaison der Roten Teufel.
Als Tabellenletzter haben die Lauterer drei Spiele vor der Rückkehr in die Zweite Liga nun gar acht Punkte Rückstand auf den Zweitletzten Hertha BSC Berlin, den nächsten Gegner. Holt der 1. FC Köln nur noch einen einzigen Punkt in dieser Saison, ist der praktisch feststehende FCK-Abstieg auch theoretisch besiegelt.
Vor dem Tor haben die Lauterer Spieler in dieser Saison nur in Ausnahmefällen gewusst, was sie tun sollen. Sie wussten es auch gestern nicht! „Noch mal 13 Tore werden in der Rückrunde nicht reichen”, prophezeite Ex-Trainer Kurz nach der schwachen Ausbeute in den 17 Spielen der Hinserie, als die vielen Unentschieden das Problem waren. Nach 14 von 17 Rückrundenspielen stehen gar kümmerliche sechs Treffer zu Buche, der neue Trainer Krassimir Balakov hat die Horrorbilanz von fünf Niederlagen in seinen bisher fünf Spielen aufzuweisen.
„Es bleibt dabei”, sagte der nach dem erneuten Desaster gestern gewohnt professionelle, aber innerlich arg mitgenommene FCK-Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz knapp zu der viele bewegenden Frage, ob man mit einem mit so vielen Misserfolgserlebnissen vorbelasteten Trainer Krassimir Balakov in der Zweiten Liga einen Neuanfang wagen könne.
ABGANGDie FCK-Spieler (von links) Thanos Petsos, Alexander Bugera und Richard Sukuta-Pasu schleichen vom Platz. (foto: kunz-moray)
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau
Pfälzische Volkszeitung