ZitatAlles anzeigenBundesliga-Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern im Kellerduell bei Hertha BSC - Sippel fraglich - Wooten hofft auf Einsatz
Nur noch dreimal Bundesliga im Kalenderjahr 2012: Für den 1. FC Kaiserslautern gilt dies zu 99,9 Prozent. Hertha BSC Berlin will morgen (15.30 Uhr) im Olympiastadion versuchen, dem rettenden Ufer ein gutes Stück näher zu kommen - und somit den FCK endgültig ein Stockwerk tiefer zu schießen.
Fünf Niederlagen in fünf Partien unter Trainer Krassimir Balakov, kein FCK-Sieg mehr seit einem halben Jahr. Den letzten drei Punkte bringenden Treffer erzielte am 22. Oktober 2011 Itay Shechter zum 1:0 über den SC Freiburg. Der zuletzt immer wieder verletzte Israeli ist erst seit Montag wieder im Training. Erste Wahl wird er daher morgen wohl nicht sein. Definitiv fehlen werden der gelbgesperrte Christian Tiffert und der erkrankte Julian Derstroff (Bronchitis). Fraglich ist der Einsatz von Torhüter Tobias Sippel, der wegen Rückenproblemen nicht trainieren konnte. „Wenn er am Freitag nicht trainieren kann, spielt Kevin Trapp”, sagte Balakov gestern Abend.
Womöglich kommt beim Gastspiel des Bundesliga-Schlusslichts beim Tabellen-Zweitletzten Stürmer Andrew Wooten zu seinem ersten Einsatz von Anfang an. Der Regionalliga-Torjäger, der für den FCK II in dieser Saison bislang 20 Treffer erzielt hat und in der Bundesliga viermal eingewechselt wurde, spielt wie alle seine Kollegen in den letzten drei Partien vor, um sich für die kommende Zweitliga-Saison zum empfehlen. Und für einen neuen Vertrag - seine derzeitigen Arbeitspapiere laufen in zwei Monaten aus. „Mein Berater und ich sind in Gesprächen mit Stefan Kuntz”, sagt der 22-Jährige mit Blick auf die Verhandlungen mit dem FCK-Vorstandsvorsitzenden.
Der in Bamberg geborene Deutsch-Amerikaner - sein Vater war dort stationiert - will sich Balakov mit „so viel Einsatzzeit wie möglich” in den letzen drei Partien empfehlen. Wooten wäre gerne Teil des runderneuerten FCK-Teams, das in der kommenden Spielzeit mit einem um etwa 40 Prozent auf zehn Millionen Euro verringerten Etat den direkten Wiederaufstieg anstrebt.
Im Training gestern stürmte Wooten, der mit seinen Eltern in Worms lebt und dessen Freundin an der dortigen Fachhochschule studiert, im 4-4-2-System mit Richard Sukuta-Pasu, später im 4-1-4-1 als einzige Spitze, als Sukuta-Pasu über den rechten Flügel kam. Das treffsicherste Duo in den intensiven Trainingsspielen aber hieß Sandro Wagner/Shechter.
„Potenzial und Persönlichkeit”, sagt Trainer Balakov, seien die beiden Kriterien, die für ihn bei der Zusammenstellung einer neuen Mannschaft für die Zweite Liga ausschlaggebend seien. Neben den fußballerischen Qualitäten fordert der 46-Jährige von seinen Spielern auf dem Platz eine Körpersprache, die Siegeswillen, Energie und Entschlossenheit ausdrückt. Unter diesem Aspekt will der Bulgare auch die letzten drei Spiele seines derzeitigen Teams begutachten - und danach die notwendigen Gespräche mit den Spielern über ihre sportliche Zukunft führen.
Eine umfassende Analyse und eine detaillierte Planung für den Neuanfang in Liga zwei werde er in Abstimmung mit dem Vorstand aber erst einige Tage nach dem Saisonfinale am 5. Mai präsentieren können.
-------
Verschlossene Auster
Otto Rehhagel vor dem FCK-Spiel
Die Branche ist, wie es ist. Sie lässt keinen Raum für Sentimentalitäten. Nur der Erfolg zählt. Otto Rehhagel hat das verinnerlicht. Und so bleibt das Herz des Trainer-Methusalems von Hertha BSC Berlin verschlossen wie eine Auster.
Seine emotionale Beziehung zum 1. FC Kaiserslautern, dem morgigen Gegner? Seine Erinnerung an die Zeit auf dem „Betze” als Spieler (1966 bis 1972) und als Trainer (1996 bis 2000)? „Ich habe da ein ganzes Stück meines Lebens zugebracht. Das kann man nicht in zwei Sätzen beschreiben. Das will ich auch gar nicht.” Und dann sprudelt es heraus aus dem Fußball-Lehrer, nur anders als erfragt. Rehhagel spricht über die Leidenschaft, die er von seinen Berlinern „im wichtigsten Spiel überhaupt” verlangt. Und warnt - bekanntes Stichwort: kontrollierte Offensive! - nicht kopflos ins Verderben zu rennen, sondern den Verstand einzuschalten.
Ein paar Minuten später, zweiter Versuch: Welche Erinnerung hat Rehhagel an die Saison 1996/97, als der FCK und die Hertha aufgestiegen und 75.000 Zuschauer (Zweitligarekord!) ins Olympia-Stadion gepilgert sind? „Kaiserslautern, das waren zwei Stationen in meinem langen Fußballerleben als Spieler und als Trainer. Das war eine schöne Zeit. Aber darüber kann man später mal sprechen. Heute spreche ich nur über das Spiel.”
Rehhagel lässt keinen öffentlichen Blick in sein Innenleben zu. Er ist viel zu sehr Profi und alter Fuchs, als dass er sich von Journalisten aus der Reserve locken ließe. Man kann das auch verstehen. Würde er über alte Zeiten in Kaiserslautern schwelgen, der raubeinige Berliner Boulevard fiele anschließend über ihn her. Denn Herthas Lage ist prekär. Während aber der FCK so gut wie abgestiegen ist, haben die Berliner eine realistische Chance auf den Relegationsplatz 16. Den strebt die „die alte Dame” als Nahziel an.
Nicht einfach. Denn daheim ist Hertha keine Macht. Von möglichen 21 Punkten in der Rückrunde haben die Berliner drei geholt. „Ich weiß auch nicht, woran das liegt”, sagt Rehhagel. Außerdem gehen ihm die Abwehrspieler aus. Verletzungen!
Ach ja, noch einer fehlt: Levan Kobiashvili ist gesperrt. Beim Stichwort Kobiashvili kommt Rehhagel so richtig in Fahrt. Er zürnt „Schiri” Michael Weiner immer noch. Der hatte Kobiashvili nach einem Zupfer gegen den Leverkusener Eren Derdiyok mit der Roten Karte bedacht - eine Fehlentscheidung, wie die Berliner glauben. Rehhagel aufgebracht: „Kobiashvili ist der fairste Spieler seit dem Zweiten Weltkrieg.”
So ist er halt, der Otto Rehhagel! Manchmal lässt er dann doch einen Blick in sein Innenleben zu ...
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau