ZitatAlles anzeigenBundesliga-Abschied des FCK in Hannover - Muss Tiffert gehen?
Beim 1. FC Kaiserslautern sind sie fast alle froh, dass die Fußball-Bundesliga-Saison für die längst abgestiegenen Roten Teufel mit der Partie heute (15.30 Uhr) bei Hannover 96 zu Ende geht. Für die kommende Zweitliga-Saison stehen zwei Neuzugänge fest: Mimoun Azaouagh und Albert Bunjaku.
Der offensive Mittelfeldspieler Azaouagh (29/1,75 Meter groß) kommt ablösefrei vom Zweitligisten VfL Bochum. Angreifer Bunjaku (28 ) wechselt vom Bundesligisten 1. FC Nürnberg in die Pfalz; auch für ihn wird keine Ablöse fällig. Bunjaku hat in dieser Saison 16 Punktspiele für den „Club” bestritten, wurde dabei 13-mal ein- und zweimal ausgewechselt und erzielte ein Tor.
Mit seinen 1,79 Metern ist der in Gjilan/Kosovo geborene Schweizer ein ähnlicher Stürmertyp wie Itay Shechter (1,80 Meter), Ilian Micanski (1,82) und der zum FCK II abgeordnete Jakub Swierczok (1,79). Sie alle sind eher Strafraumspieler als Kopfballungeheuer, was auch auf den mit 1,86 Meter etwas längeren Andrew Wooten zutrifft. Der noch verletzte Dorge Kouemaha (1,88/FC Brügge) und Sandro Wagner (1,94/Werder Bremen), beide im zweiten Stockwerk stark, kehren wohl zu den Leihgebern zurück.
Gleiches gilt für die Leverkusener Nicolai Jörgensen und Thanos Petsos. Wie Wagner stehen beide nicht im Kader von Trainer Krassimir Balakov für den heutigen Schlussakkord. Sie trainierten gestern mit dem FCK II - wie Christian Tiffert, der Kapitän der Profimannschaft, noch bis 2013 beim FCK unter Vertrag. Balakov begründet den Schritt, heute auf Tiffert zu verzichten, damit, er wisse, was der erfahrene Mittelfeldspieler könne und wolle daher beim Saisonfinale andere vorspielen lassen. „Ich will eine andere Konstellation probieren, Christian als Kapitän aber auch nicht auf die Bank setzen”, sagt Balakov. Auf die Frage, ob dies bedeute, dass der FCK den Neuanfang in Liga zwei ohne den bisherigen Kapitän anstrebe, verweisen der Trainer und Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz auf die angekündigte große Analyse in der kommenden Woche. Ein Vertrauensbeweis indes sieht anders aus.
Azaouagh und Bunjaku sind in jedem Fall Teil des neuen Kaders, der am Montag, 18. Juni, sein erstes Training absolviert. Die Zweitliga-Spielzeit beginnt am ersten August-Wochenende (3. bis 6. August).
Zum vorläufigen Abschied aus der Bundesliga wartet heute noch einmal eine sehr schwere Aufgabe auf die Lauterer, die die Saison als Tabellenletzter beenden werden. Hannover 96 hat zu Hause in dieser Runde noch nicht verloren und kann sich mit einem Sieg gegen den FCK den letzten Startplatz in der Europa League sichern.
Bei Kaiserslautern fällt Innenverteidiger Rodnei mit Adduktorenproblemen aus. In der Hinrunde hatten die Roten Teufel gegen 96 ein klares Chancenplus, kamen aber über ein 1:1 nicht hinaus. FCK-Stürmer Itay Shechter verlor zudem die Beherrschung, trat nach und quittierte zwei Minuten vor der Winterpause eine schmerzhafte Rote Karte. Wie im Dezember heißt der Schiedsrichter auch heute Felix Brych.
So spielen sie
Hannover 96: Zieler - Cherundolo, Haggui, Pogatetz, Schulz - Schmiedebach, Pinto - Stindl, Rausch - Schlaudraff, Ya Konan - Es fehlen: Pander (Hüftverletzung), Diouf (Sprunggelenk-Operation)
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Yahia, Abel, Bugera - Borysiuk - Fortounis, Kirch, De Wit, Derstroff - Shechter - Ersatz: Trapp, Heintz, Jessen, Zellner, Sahan, Sukuta-Pasu, Wooten - Es fehlen: Rodnei (Adduktorenprobleme), Wagner, Jörgensen (Trainingsrückstand), Simunek (Achillessehnenreizung), Kouemaha (Achillessehnenriss)
Hinrunde: 1:1
Schiedsrichter: Brych (München).
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Betze-Geflüster
Der Pausenraum
Die Stimmung ist seltsam. Wie nach einem großen Streit, wenn alles gesagt ist, klar ist, dass man zusammenbleibt, weil da trotz aller Differenzen noch was Größeres ist. Die Fans haben beschlossen, dass sie ihrem FCK die Treue halten, mit ihren Teufeln durch die Hölle gehen. Trotzdem lässt sich ihre Enttäuschung nicht wegleugnen, dieses Gefühl, dass die Mannschaft sie im Stich gelassen hat.
Ratinho, der die Tribüne von oben und von unten kennt und das Stadion auch zu großen, siegreichen Zeiten erlebt hat, leidet mit. „Als die Taschentücher kamen beim Spiel gegen Nürnberg hatte ich Tränen in den Augen”, gesteht der Wahl-Lauterer. „Die Mannschaft hat den Bezug zu den Fans verloren”, sagt der Brasilianer und klingt dabei traurig. „Die Spieler kommen von überall her. Sie wissen nicht, was dieser Club für die Menschen und die Region bedeutet, welche Tradition da dahintersteckt”, klagt er und plaudert aus seinem Nähkästchen: „Als ich in China war, galt ich als integriert. Ich sehe ja ein bisschen aus wie ein Chinese”, scherzt er. „Wenn ich dort gespielt habe, war es mir nicht so wichtig, ob wir gewinnen oder verlieren. Ich habe mich nicht mit dem Club identifiziert.” Die Frage, ob die China-Theorie auch auf den FCK anwendbar ist, steht einfach mal im luftleeren Raum.
Traurige Stimmung, schwere Vorwürfe, unbeantwortete Fragen. Es ist gut, dass bald Pause ist. Zeit zum Durchatmen, Zeit zum Verarbeiten, für die Trainer Zeit zum Analysieren, für die Spieler Zeit zum Verhandeln und Nachdenken. Und für die Fans Zeit, um Abstand zu gewinnen, die Enttäuschung vom Abstieg zu verarbeiten und Kräfte zu sammeln für den schweren Kampf durch die Zweite Liga. In der Zwischenzeit laufen die Uhren weiter. Manches ist so wie immer, anderes ganz anders. So wie am Mittwoch im Training. Da kam ein Mann auf Krassimir Balakov zu und flehte ihn auf dem Weg zum Rasenplatz an, ob es nicht möglich sei, ausnahmsweise ein Mannschaftsfoto zu machen. Er habe doch morgen Geburtstag, sei ein großer Fan und wünsche sich das so sehr. Der Trainer hörte ihm zu und versicherte ihm, dass das schon möglich sein werde.
Die Spieler laufen sich warm, üben Standardsituationen, machen ein Spiel, und irgendwann ist die Übungseinheit zu Ende und alles strebt Richtung Ausgang. Wo der Fan steht und wartet. Da pfeift Balakov seine Jungs zurück, schickt sie noch einmal auf den Platz, stellt sie fürs Foto auf und erklärt ihnen, mit Blick zum Fan: „Ich habe ihm das versprochen, und deswegen machen wir das ausnahmsweise.” Das Geburtstagskind bekommt das Foto und ist glücklich. Auch wenn es solche Überraschungen nicht für jeden gibt, können Geschenke über Enttäuschungen hinwegtrösten. Wie wär's mit drei Punkten in Hannover?
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Fussball in Kürze
Eintracht will Trapp
Bundesliga-Aufsteiger Eintracht Frankfurt geht fest von der Verpflichtung des beim VfB Stuttgart ausgemusterten Außenverteidigers Stefano Celozzi (23) aus. Als neuer Torwart will Eintracht-Trainer Armin Veh unbedingt Kevin Trapp (21) vom 1. FC Kaiserslautern.
Yahia tritt zurück.
Anthar Yahia (30) vom 1. FC Kaiserslautern hat nach 53 Länderspielen seinen Rücktritt aus Algeriens Nationalmannschaft verkündet.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau