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FCK nach 0:2 und 3:2 nur 3:3 gegen Union Berlin - Mo Idrissou trifft in Kampfspiel doppelt
Fast verloren, fast gewonnen - am Ende heißt es 3:3 (0:0) beim Zweitliga-Start des 1. FC Kaiserslautern gegen Union Berlin. Die Entdeckung des Abends heißt Hendrick Zuck!
Es sollte alles anders werden. Und endlich auch gut: Jan Simunek wollte in seinem dritten Lauterer Jahr durchstarten, gesund bleiben. Simunek stand gestern in der Startelf, gehört zum Führungspersonal des neuen FCK. Doch als sich das Bodenpersonal warmmachte, zog sich der spielintelligente Abwehrspieler eine Wadenverletzung zu - und musste passen. So rückte Anthar Yahia, wenig überzeugend, in die erste Elf.
Die ersten 45 Minuten - eine Darbietung der Gattung besonders unansehnlich. Das FCK-Spiel kam nicht auf Touren. Das war ein Stottern und Stümpern statt des angestrebten schnellen Direktpassspiels. Union, im 4-1-4-1 strukturiert, verengte die Räume, ließ die Lauterer auch nicht über die Flügel durchkommen. Uwe Neuhaus, seit fünf Jahren Coach der Elf aus Köpenick, setzte auf Konter.
Drei Chancen hatten die Lauterer vor der Pause, Union eine durch Simon Terodde, dem aber der aufmerksame Tobias Sippel das Leder vom Schussstiefel nahm (39.). Auf der Gegenseite konnte Mohamadou Idrissou zum Nutznießer eines kapitalen Ballverlusts von Roberto Puncec werden, der neue FCK-Stürmer aber scheiterte am guten Daniel Haas (8.). Der Ex-Hoffenheimer ist die neue Nummer 1 von „Eisern Union”. Glück für den Schlussmann, dass Albert Bunjaku nach Dick-Flanke und Zuck-Zuspiel den Ball freistehend aus 14 Metern über das Gehäuse hieb (17.). Klasse nach vielen tristen Momenten die Direktabnahme des 22 Jahre alten Zweitliga-Debütanten Hendrick Zuck, der aber an Haas scheiterte (44.).
Die zweite Chance nutzte Union zum Führungstreffer: Dick war viel zu weit nach innen gerückt, die Seite war verwaist, Michael Parensen, der Kapitän, nahm den Ball direkt mit links - 0:1 (47.). Fünf Minuten später lag das 0:2 in der Luft: Ballverlust Vermouth, Konter Parensen, Silvio frei vor Sippel, der zur Ecke klärt. Zwei Minuten später schlägt's ein: Silvio setzt sich gegen Alushi durch, der Pass erreicht Patrick Zoundi - 0:2. Aber der FCK kam zurück - dank Zuck und Idrissou, der auf Zack war. So wuchtete der Ex-Frankfurter einen Eckball Vermouths zum Anschlusstreffer ins Netz (58.) und ließ mit seinem zweiten Kopfballtreffer nach Zuck-Pass und Fortounis-Flanke das 2:2 folgen (72.). Pech, dass Bugeras Scharfschuss das Ziel nicht fand (75.). Dafür krönte Zuck seine großartige Vorstellung mit dem 3:2. Nach zwei Lehrjahren im FCK-Talentschuppen hat der schnelle Saarländer sein Gesellenstück bestanden!
Aber dann: Union kommt, Abel verliert das Kopfballduell, Bugera wird gefoult - kein Pfiff, aber Pfertzel trifft: 3:3 (90.). Jetzt rächte sich, dass Micanski nach Zuck-Pass die tausendprozentige Chance zum 4:2 vermasselt hatte. „Die zweite Halbzeit war okay”, sagte FCK-Trainer Franco Foda, „aber so müssen wir künftig über 90 Minuten spielen.”
So spielten sie
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Yahia, Abel, Bugera - Vermouth (59. Micanski), Alushi (59. Fortounis), Borysiuk, Zuck - Idrissou, Bunjaku
Union Berlin: Haas - Pfertzel, Puncec, Schönheim, Trapp - Karl - Zoundi (75. Quiring), Belaid (80. Matuschka), Silvio (85. Stuff), Parensen - Terodde
Tore: 0:1 Parensen (47.), 0:2 Zoundi (54.), 1:2 Idrissou (58.), 2:2 Idrissou (72.), 3:2 Zuck (86.), 3:3 Pfertzel (90.) - Gelbe Karte: Pfertzel - Beste Spieler: Idrissou, Zuck - Parensen, Silvio - Zuschauer: 31.680 - Schiedsrichter: Stieler (Hamburg).
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Kommentar
Hoffnung und Probleme
Der FCK tut sich ähnlich schwer wie die Mitabsteiger Hertha BSC und 1. FC Köln. Das 3:3 gibt Hoffnung, trotz der Probleme.
Der 1. FC Kaiserslautern hat wieder einen Torjäger: Mohamadou Idrissou markierte zwei tolle Kopfballtore, ließ aus dem 0:2 gegen Union Berlin zwischenzeitlich ein 2:2 werden. Hätte auch Rückkehrer Ilian Micanski nach Zuck-Pass getan, was ein Torjäger mit solch einer Möglichkeit tun muss, drei Punkte wären sicher gewesen. So aber traf Pfertzel zum 3:3 - die vorausgegangene Attacke gegen den guten Alexander Bugera blieb ungesühnt.
Der FCK bewies nach dem 0:2 Moral - und der neue Trainer Franco Foda durfte sich auf dem „Betze” wie zu seinen besten Spielerzeiten fühlen: Da wurden verlorene Spiele gedreht, da wurde Unmögliches möglich.
Dass das gestern auch möglich schien, lag an einem pfeilschnellen Debütanten: Hendrick Zuck beflügelte den FCK, er belebte den FCK, als die Mannschaft schon tot schien. Und er traf. Sein 3:2, vier Minuten vor dem Ende, hätte das das Siegtor sein müssen.
Franco Foda war wohl sicher, dass seine Mannschaft, der in der Zentrale ein Spielmacher fehlte, das Spiel heimschaukelt und verzichtete auf einen dritten, einen taktischen Wechsel. Eine Hypothese, dass es sonst anders gekommen wäre.
Die Erkenntnisse: Ohne Simunek und Rodnei ist die Abwehr anfällig - vor allem bei Kontern. Der junge Fortounis nährt die Hoffnung auf spielerische Fortschritte. Er hat - perspektivisch - das Zeug zu einem Zehner. Und Micanski wird treffen... Denn er kann es ja besser!
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau