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1:1 gegen geschickten Aufsteiger Regensburg bedeutet Dämpfer im engen Aufstiegsrennen – Dick fehlt am Samstag gesperrt
Riesige Enttäuschung beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern, neue Euphorie bei Jahn Regensburg: Der FCK bleibt wohl weiter ungeschlagen, hat mit dem 1:1 (1:1) gestern gegen das Kellerkind aber zwei wichtige Punkte im Aufstiegskampf verloren. Der Jahn feiert Wiederauferstehung.„
„Zum Schluss mussten wir froh sein, dass wir nicht noch verloren haben“, sagte Florian Dick, der seine fünfte Gelbe Karte kassierte und am Samstag in St. Pauli fehlt, in Erinnerung an die Schlussphase. In letzter Minute nämlich holte Mimoun Azaouagh den schnellen Denis Weidlich elfmeterreif von den Beinen (90.), der eingewechselte Julian Wießmeier köpfte den Ball freistehend über das Tor des guten Tobias Sippel (90. + 1).Und doch musste der FCK die Partie in der Nachspielzeit für sich entscheiden, doch der eingewechselte Kwame Nsor scheiterte beim Alleingang an Torhüter Patrick Wiegers. „Wir haben nicht so gut gespielt, aber wir hatten fünf hundertprozentige Torchancen“, klagte FCK-Trainer Franco Foda – „riesig enttäuscht vom Ergebnis“ – über die erneut fatale Abschlussschwäche.
„Keine Stimmung ohne Stimme“ – die zwölfminütige Schweige-Aktion, mit der die Fan-Vertretungen bundesweit gegen das Maßnahmenpaket der Deutschen Fußball-Liga demonstrieren, auch um etwaigen Stehplatzverboten vorzubeugen, war grade zwei Minuten vorüber, da jubelte die kleine Regensburger Fankolonie: Einen Konter über den flinken Francky Sembolo schloss Patrick Haag vorbei am gestern ganz schwachen Steven Zellner zum 1:0 für den Aufsteiger ab.
So wurde die Hausaufgabe noch schwieriger gegen einen defensiv starken und aggressiven Gegner, der bei Ballbesitz über Denis Weidlich, Haag und Sembolo gefährliche Konter startete. Der FCK samt Spielgestalter Alexander Baumjohann verrannte sich immer wieder im Beindickicht der Regensburger Defensive. Das Flügelspiel der Lauterer – extrem schwach. „In den ersten 15 Minuten hat der Mannschaft komplett die Einstellung zum Spiel gefehlt, heute hatten nur Torrejón und Heintz Normalform“, haderte FCK-Trainer Foda.
Das Spiel begann schon nicht glücklich: Kapitän Albert Bunjaku verlor die Platzwahl, so mussten die Lauterer zunächst Richtung Westen auf die anfangs schweigende rote Wand zuspielen. „Das war ein komisches Gefühl“, betonte FCK-Torwart Sippel, „das hat uns nicht geholfen, dass es so ruhig war.“
Nach neun Minuten aber hätten die Lauterer führen müssen. Nach einem klasse Pass Bunjakus jedoch scheiterte Baumjohann an Patrick Wiegers im Jahn-Tor, den Nachschuss verzog der schwache Kostas Fortounis fahrlässig.
Regensburg hatte schon vor der Pause zwei riesige Chancen, die Sippel vereitelte. Gegen Amachaibou klärte er mit Fußabwehr (27.), beim Kopfball von Jahn-Kapitän Laurito mit einem klasse Reflex (39.). „Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden, hätten aber vielleicht sogar gewinnen können“, sagte Jahn-Trainer Franz Gerber. Dessen Pendant Foda hatte nach der Pause mit Azaouagh für Fortounis versucht, das Spiel zu entscheiden. Nach gutem Beginn aber verhedderte sich auch Azaouagh, dessen Schuss Wiegers prima parierte (47.).
Den heranstürmenden Hendrick Zuck legte Sebastian Nachreiner – der Elfmeterpfiff blieb ebenso aus wie später bei besagter Attacke Azaouaghs. Auch wegen Nachreiners Einsteigen wurde Zuck später angeschlagen ausgewechselt. Der 22-Jährige, gar nicht gut in die Partie gekommen, hatte nach Zusammenspiel mit Dick kurz vor der Pause die Vorarbeit zum 1:1 geleistet, für das Albert Bunjaku mit seinem achten Saisontor sorgte. „Zu wenig“, sagte der Kapitän, der nach Azaouagh-Pass die Riesenchance zum 2:1 vermasselte (59.). Das schon achte Unentschieden im 16. Saisonspiel „nervt uns Spieler am allermeisten“, meinte Bunjaku.
So spielten sie
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Torrejón, Heintz, Bugera - Zellner (75. Nsor), Borysiuk - Fortounis (46. Azaouagh), Baumjohann, Zuck (61. Derstroff) - Bunjaku
Jahn Regensburg: Wiegers - Altinay, Laurito, Kamavuaka, Nachreiner - Weidlich, Neunaber, Kotzke, Haag - Amachaibou (84. Wießmeier) - Sembolo (63. Machado, 90.+4 Sebastian Hofmann)
Tore: 0:1 Haag (14.), 1:1 Bunjaku (45.+2) - Gelbe Karten: Dick (5), Azaouagh (2), Nsor - Weidlich (2), Wiegers - Beste Spieler: Sippel, Heintz, Torrejón - Wiegers, Weidlich, Sembolo - Zuschauer: 24.297 - Schiedsrichter: Wingenbach (Mainz).
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Kommentar
Tristesse auf dem Berg der Berge
Nach dem dünnen 1:1 gegen Jahn Regensburg ist die Enttäuschung auf dem Betzenberg riesig. Der FCK hat zwei Punkte verträumt.
FCK gegen Jahn Regensburg – von Anfang bis Ende kein Spiel, um trübe Novemberstimmung zu vertreiben. Tristesse pur – auf diesen Spieltermin wochentags um 17.30 Uhr muss man erst einmal kommen im Haus der klugen Köpfe in der Frankfurter DFL-Zentrale. Klar, der Fußball hat sich mit Haut und Haaren verkauft, lebt zu einem ganz wesentlichen Teil vom Fernsehgeld. Und so bestimmen die Direktoren von Sky, ARD und ZDF, wer wann spielt. Der Traum bleibt – Cottbus gegen Bielefeld an Heiligabend. Am besten in Konferenz mit Ingolstadt gegen Paderborn. Kurz vor der Live-Schalte zur Christmette.
Der 1. FC Kaiserslautern wurde gestern dafür bestraft, dass er beste Möglichkeiten vermasselte. Hätte Kostas Fortounis nach neun Minuten gemacht, was er machen muss, das Spiel hätte wohl einen ganz anderen Verlauf genommen. So aber führte plötzlich der Gast – und zeigte, dass die Jahn-Jünger kicken können, prima kontern dazu. „Heute haben wir gezeigt, wie es gehen muss: mit Kampf! Ich bin stolz, dass ich der Mannschaft helfen konnte“, frohlockte der starke Regensburger Torhüter Patrick Wiegers nach dem entführten Punkt auf dem Betzenberg.
Bitter für den FCK, dass am Samstag am Hamburger Millerntor der nach fünf Gelben Karten gesperrte Florian Dick fehlen wird. Beim Gastspiel auf St. Pauli ist Mo Idrissou wieder dabei, dessen Präsenz gestern vermisst wurde.
Gut war die klare Analyse von FCK-Trainer Franco Foda nach einem schwachen Auftritt der Mannschaft. In der Spielgestaltung mangelte es. So hing Albert Bunjaku in der Luft. Das zweite Tor, das er hätte schießen müssen, machte der Kapitän aber nicht. Auch deshalb herrschte am Ende Novemberstimmung.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau