ZitatAlles anzeigenFCK-Neuzugang gefällt beim Debüt – 0:1-Niederlage gegen RB Salzburg – Gute Leistung bleibt unbelohnt
Von Oliver Sperk
BELEK. Die Chancenverwertung bleibt das Problem: Der 1. FC Kaiserslautern hat gestern eine spielerisch ansprechende Generalprobe vor seinem ersten Auftritt des Jahres in der Zweiten Fußball-Bundesliga hingelegt. Gegen den österreichischen Tabellenzweiten Red Bull Salzburg hatte der FCK mehr Möglichkeiten, verlor jedoch 0:1 (0:0).
„Wir haben mit viel Tempo gespielt, hatten hochkarätige Chancen, die wir besser hätten nutzen müssen. Aber vom Spielerischen bin ich mit dem Test zufrieden“, sagte FCK-Trainer Franco Foda zum Abschluss des Trainingslagers im türkischen Belek. Das Tor des Abends erzielte Florian Klein (56.) nach einer Ecke.Für Salzburg war gestern unter den Augen von Red-Bull-Sportdirektor Ralf Rangnick der ehemalige FCK-Innenverteidiger Rodnei am Ball. Der Brasilianer steht nach einer Verletzung wieder voll im Training. Rodnei wurde von rund 20 noch im Trainingslager verbliebenen Kaiserslauterer Fans mit einem flugs handbe-malten Transparent begrüßt.
In der Startelf des FCK, die der Anfangsformation für den Wiederauftakt am 4. Februar bei 1860 München recht nahekommen dürfte, standen vier der bisher fünf Winter-Neuzugänge. „Sie haben ihre Sache durchweg gut gemacht“, lobte Foda. Markus Karl, erst am Donnerstag kurz nach seiner Verpflichtung eingeflogen, bekleidete die ihm angedachte Sechserposition vor der Abwehr sehr resolut.
„Der FCK ist ein gefühlter Erstligist. Da hab’ ich nicht lange überlegen müssen“, kommentierte der von Zweitliga-Konkurrent Union Berlin gekommene 1,91 Meter große Mittelfeldspieler seinen Wechsel, „das ging alles sehr schnell. Als das Angebot des FCK kam, hab’ ich sofort zugesagt.“
Vor dem 26-Jährigen bot Foda eine offensive Dreierreihe mit zwei Neuzugängen auf: rechts der quirlige, trickreiche Mitchell Weiser und in der Mittelfeld-Zentrale der erfahrene, ballsichere Benjamin Köhler. Alexander Baumjohann spielte statt auf der „Zehn“ auf der linken Seite. Hinter ihm links in der Vierer-Abwehrkette kam Winter-Zugang Chris Löwe gut ins Spiel. Allerdings forderte ihn sein sehr dynamischer Gegenspieler Georg Teigl später stark.
Der FCK traf zweimal die Latte: erst der stets gefährliche Kapitän Albert Bunjaku nach Löwe-Flanke (22.) und später Florian Dick mit einem 18-Meter-Freistoß (66.). Für Salzburg traf Soriano den Querbalken (36.). Mo Idrissou (2., 39.) und Weiser (27.) vergaben die besten FCK-Chancen.
Im Tor der Lauterer stand überraschend David Hohs, Tobias Sippel hatte in der Nachmittagspartie gegen den FC Daegu (2:1) gespielt. Hohs zeichnete sich vor allem aus, als er in der Schlussminute einen Foul-Elfmeter des von Dominique Heintz zu Fall gebrachten Valentino Lazaro hielt.
„David hat eine gute Vorbereitung gemacht“, sagte Foda, „ich wollte ihn mir in diesem Spiel anschauen. Alles andere sehen wir nächste Woche.“
Das Vorspiel gestern bestritten die Teams zweier Gesichter der Bundesliga: der FC Bayern II mit Trainer Mehmet Scholl und der VfL Wolfsburg II unter Lorenz-Günther Köstner. ARD-Experte Scholl hört im Sommer bei den Bayern auf.
So spielten sie
1. FC Kaiserslautern: Hohs - Dick, Torrejón (83. Orban), Heintz, Löwe - Karl - Weiser, Köhler, Baumjohann - Bunjaku (56. Azaouagh), Idrissou
RB Salzburg: Walke - Klein (46. Schwegler), Dibon (46. Schiemer), Rodnei (46. Hinteregger), Ulmer (46. Svento) - Ilsanker (46. Mendes) - Teigl (78. Hierländer), Leitgeb (46. Alan), Berisha (46. Lazaro), Mané (46. Nielsen) - Soriano (78. Bytyqi)
Tor: 0:1 Klein (56.) - Gelbe Karten: Karl, Torrejón - Alan, Schiemer, Schwegler - Beste Spieler: Weiser, Torrejón, Bunjaku - Teigl, Walke, Lazaro - Zuschauer: 120 - Schiedsrichter: Baumann (Kennelbach/Österreich).
Derstroff sichert Sieg
Auch Bugera trifft beim 2:1 gegen FC Daegu
Der kollektive koreanische Kampfschrei ertönte kurz vor dem Anpfiff in Belek-Kadriye. Trotz der traditionell praktizierten Einschwörungsformel verlor der südkoreanische Erstligist FC Daegu gestern 1:2 (1:1) gegen eine von den Routiniers Alexander Bugera (34) und Mathias Abel (31) angeführte junge Mannschaft des Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern.
Bugera brachte den FCK mit einem sehenswerten Freistoß von halblinks aus knapp 30 Metern mit 1:0 in Führung (28.). Einen fragwürdigen Foul-Elfmeter verwandelte Lee Jin Ho zum 1:1 (42.). Julian Derstroff nach Vorarbeit von Hendrick Zuck und Kostas Fortounis schloss die schönste Flachpass-Kombination des Spiels zum 2:1 ab (48.).Der von seiner Erkältung genesene FCK-Neuzugang Christopher Drazan zeigte auf der linken offensiven Außenbahn gute Ansätze, vor allem bei Flankenläufen. Bei Zweikämpfen ging der 22-Jährige resolut zur Sache. Einige Tage Trainingsrückstand waren ihm jedoch anzumerken.
Heute Mittag fliegen die Lauterer wieder nach Deutschland zurück. Dort erwarten sie nach den rund 15 Grad an der Türkischen Riviera nun deutlich kältere Temperaturen. In Belek waren die Trainingsbedingungen der Lauterer gut: zwei knapp drei Kilometer vom Hotel entfernte Trainingsplätze auf dem Gelände des gepflegten Fünf-Sterne-Hauses mit sehr freundlichem, geschultem Personal. Nun wartet wieder der Winter.
So spielten sie
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Riedel, Abel, Simunek, Bugera (60. Jessen) - Fortounis, Borysiuk, Linsmayer, Drazan (82. Wolfert) - Zuck, Derstroff
Tore: 1:0 Bugera (28.), 1:1 Lee Jin Ho (42., Foul-Elfmeter), 2:1 Derstroff (48.) - Beste Spieler: Zuck, Bugera, Drazan - Chang Ho - Zuschauer: 40 - Schiedsrichter: Bayraktar (Antalya).
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Ich bin der Meinung,...
… dass der FCK in der Zwickmühle steckt.
In der Mitte steht ein Schrank. Keine Angst, der Rasen des Fritz-Walter-Stadions wird nicht zur Ausstellungsfläche für eine Antiquitätenmesse. Kleinere Messen finden seit einigen Jahren in der Nordtribünenhalle der Arena statt. Vielmehr soll Markus Karl (26), der fünfte Winter-Neuzugang des 1. FC Kaiserslautern, der mit seinen 1,91 Metern von stattlicher Statur ist, den Gegnern des derzeitigen Tabellendritten der Zweiten Fußball-Bundesliga den Zutritt zur gefährlichen Zone vor dem Strafraum verwehren. Ein Abräumer, Abfangjäger oder Staubsauger soll er sein, um nur einige Ausdrücke aus dem Bilderbuch der Fußballsprache zu verwenden.
Bei seinem bisherigen Verein Union Berlin war Karl auf der zentralen Sechserposition im defensiven Mittelfeld ein Leitwolf, ein großer Kommunikator. Das wünschen sich FCK-Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz und Trainer Franco Foda nun auch bei den Roten Teufeln von Karl.Die junge Lauterer Truppe war ihnen zu still, vor allem in brenzligen Situationen. Die zu geringen Fortschritte beim Deutschlernen etwa von Kostas Fortounis (20) und Ariel Borysiuk (21) hat Kuntz zuletzt nach Einzelgesprächen mit den Spielern auch öffentlich angesprochen. Für den Polen Borysiuk ist Karls Verpflichtung zunächst ein Rückschlag.
Er muss befürchten, nun auf der Bank zu sitzen. Neben Fortounis, Hendrick Zuck (22), Julian Derstroff (21) und Denis Linsmayer (21). Talente, die der FCK weiterentwickeln will. Es ist eine Zwickmühle, weil andererseits verständlicherweise der lukrative Aufstieg möglichst noch in dieser Saison geschafft werden soll. Deshalb haben die Lauterer fünf Neue geholt, die den bisher vorhandenen Talenten zwangsläufig Spielzeit nehmen.
Auch die Fans wollen den Wiederaufstieg unbedingt. Aber viele von ihnen möchten auch die eigene Jugend entwickelt und integriert sehen. Ein Spagat für Kuntz und Foda. Die Unerfahrenheit des Teams hat Punkte gekostet. Das ist normal. Im Aufstiegskampf in dieser Zweitliga-Runde aber, in der Braunschweig und Hertha BSC an der Spitze ein Höllentempo vorlegen, könnten diese Punktverluste schon zu viel gewesen sein.
Kuntz betont, der FCK habe ob des Transfer-Überschusses vom Sommer finanziellen Spielraum für die Neuverpflichtungen und – im schlimmsten Fall für den Klub – auch ausreichend Mittel für eine zweite Zweitliga-Runde in Folge. Der FCK-Chef und Trainer Foda sehen die Neuen als Vorgriff auf den Sommer. Auch falls es nicht klappt mit dem Aufstieg. Liga eins oder zwei:
Wenn Foda seine Wunschformation gefunden hat, soll sie sich einspielen können. Das Beispiel Braunschweig zeigt, wie viel eine eingespielte Mannschaft wert sein kann. Aufstieg oder nicht: Das Gerüst muss bleiben. Wenn die Chemie stimmt. Das ist die Gefahr bei einem zu großen Kader. Auch bei vier Langzeitverletzten: Weit über 30 Lizenzspieler sind zu viel für einen Zweitligisten. Oliver Sperk
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau