ZitatAlles anzeigenDer FCK wird an dem Runden Tisch teilnehmen, bei dem Stadtwerke und Polizei das Dresden-Spiel aufarbeiten. Auch auf dem Betzenberg ist die Erschütterung über die Ausschreitungen der Dresdner Fans groß. Pressesprecher Christian Gruber spricht von einer „kriminellen Energie, die ihresgleichen sucht “.
Nach dem FCK-Spiel am Freitagabend waren, wie berichtet, drei Gelenkbusse der Stadtwerke in der Kantstraße von Dresdner Fans angegriffen worden. Es entstand ein Sachschaden von rund 100.000 Euro. Während der Stadtvorstand das Präsidium von Dynamo Dresden zur Regulierung des Schadens aufforderte, brachte Roland Warner, Vorstand der Stadtwerke, die Idee des Runden Tisches ins Spiel und möchte den FCK in Verantwortung für die Vandalismusschäden sehen.
„Wir werden an dem Runden Tisch selbstverständlich teilnehmen, um die Vorkommnisse aufzuarbeiten und die Verantwortlichen für die Übergriffe ausfindig zu machen“, erklärte FCK-Pressesprecher Christian Gruber. Zu den Äußerungen von Warner werde sich der FCK aber öffentlich nicht äußern. „Wir reden direkt mit dem Vorstand und nicht über die Medien“, so Gruber.
Er betonte, die letzten Jahre habe sich gezeigt, dass das Sicherheitskonzept bei Heimspielen des FCK richtig gut sei, die Ausschreitungen Dresdner Fans hätten eine neue Qualität der Gewalt gezeigt. Dass unbeteiligte Familien angegriffen werden, habe er so noch nicht erlebt, sagte Gruber und sprach von einer „kriminellen Energie, die ihresgleichen sucht“.
Auf die Frage, ob der FCK künftig einfach keine Karten mehr nach Dresden verkaufen könne, sagte der Pressesprecher, bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) könne ein solcher Antrag gestellt werden. Die DFL könne den Kartenverkauf etwa dahingehend beschränken, dass keine Stehplatz-Tickets verkauft werden, das Kontingent könne auch auf null zurückgefahren werden.
Aber damit sei das Problem nicht aus der Welt. Wenn das Stadion ausverkauft sei, funktioniere eine Kartensperre wunderbar, weil es keine Tickets mehr gibt. Dies sei in der Zweiten Liga aber die Ausnahme und die Erfahrungen zeigten, dass gewaltbereite Fans immer Mittel und Wege fänden, um an Karten zu kommen.
Eine Kartensperre für Gastmannschaften sei überdies eine Kollektivstrafe für die Taten weniger Randalierer und könne auch FCK-Fans treffen, erklärte Gruber weiter. Wenn eine Handvoll Chaoten aus dem Umfeld des FCK negativ auffalle und ein Club sage, er wolle keine Karten mehr nach Kaiserslautern liefern, würden damit alle friedlichen FCK-Fans bestraft.
Gruber erklärte, es müsse eine Mischung aus Prävention und sanktionierenden Maßnahmen gefunden werden. Dazu gehöre auch die Anstoßzeit. 20.30 Uhr in tiefster Dunkelheit sei nicht gut gewesen. Er wagte die Prognose, dass das Spiel nicht noch einmal zu dieser Zeit angesetzt würde.
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Soll der FCK beim nächsten Spiel gegen Dresden bei der DFL beantragen, keine Karten an die Gäste zu verkaufen, oder bestraft er damit zu viele friedliche Fans? Schreiben Sie uns eine kurze Mail an [email protected].
Zur Sache: Brutale Attacke an der Haltestelle
Rund um das Spiel des FCK gegen Dynamo Dresden soll es mehr Verletzte als die beiden Leichtverletzten gegeben haben, die im Polizeibericht aufgeführt wurden. Auch an der Bushaltestelle an der Agip-Tankstelle in der Kantstraße sollen Leute von Dresdner Gewalttätern brutal zusammengeschlagen worden sein. Die Polizei will nicht ausschließen, dass es mehr Verletzte gab als angenommen, nach derzeitigem Kenntnisstand gebe es jedoch keine Schwerverletzten.
Bei der RHEINPFALZ hat sich ein Mann gemeldet, der von einer brutalen Attacke Dresdner Gewalttäter an der Bushaltestelle in der Kantstraße berichtete. Er stand dort gegen 23 Uhr mit Bekannten und wartete auf den Shuttle-Bus der Stadtwerke, als eine Horde gewalttätiger Dresdner Fans auf die Menschenmenge zugelaufen kam. Etwa 30 Gewalttäter seien aus dem Waldstück zwischen Kantstraße und Stadion gekommen und auf die Wartenden zugestürmt, hätten auf Menschen eingeschlagen und eingetreten. Immer drei, vier Mann hätten eine Person attackiert, sie zunächst um- und dann mit schweren Springerstiefeln auf sie eingetreten.
Ein Mann habe leblos am Boden gelegen, die Gewalttäter hätten weiter auf ihn eingetreten, er sei dann in einen Notarztwagen gekommen.Der Mann erklärte weiter, auch der Sohn eines Freundes sei getreten worden, mit Gehirnerschütterung, Rippenprellungen und einem Rippenbruch ins Krankenhaus gekommen, er liege noch Zuhause im Bett. Der Zeuge aus Enkenbach konnte dem Angriff entgehen, indem er sich im Gebüsch hinter der Haltestelle versteckte. Dort habe er eine Frau rufen hören, die Angreifer sollten von einem Opfer ablassen, es sei doch noch ein Kind; der etwa zwölfjährige Junge sei trotzdem geschlagen worden. Nach sieben, acht Minuten seien dann etwa zehn Polizisten gekommen, die Angreifer zwischenzeitlich geflüchtet.
Der Mann fragt sich, wieso keine Polizei an der Bushaltestelle war; er ärgert sich, dass die Polizei lediglich von zwei Leichtverletzten bei der Attacke auf die Busse sprach; und er wundert sich, dass es keine Festnahmen gab. Seit 1951 gehe er auf den Betzenberg, habe solche Randale noch nicht erlebt und will nicht mehr ins Stadion: „Ich kann nicht, wenn ich die vielen Leute sehe.“
Franz-Josef Brandt, Einsatzleiter der Polizei, ist bekannt, dass es an der Haltestelle zu Übergriffen kam. Er habe von einem Mann erfahren, der vom Notarzt behandelt wurde, aber nicht ins Krankenhaus kam; womöglich habe der Mann an der Bushaltestelle gestanden. Brandt erklärte, es sei schwierig zu ermitteln, wie viele Verletzte es gab, nach dem Spiel habe man lediglich Kenntnis von zwei Verletzten in den Bussen gehabt.
An der Bushaltestelle stand nach den Worten des Einsatzleiters zunächst Polizei. Dann sei es jedoch innerhalb einer Viertelstunde Schlag auf Schlag gegangen, die Polizei habe an immer neue Stellen ausrücken müssen. Als die Dresdner Gewalttäter die Leute an der Bushaltestelle attackierten, sei das Polizeiaufgebot, das dort stand, gerade zum Dorint-Hotel beordert worden.
Die Horde, die die Menschen an der Haltestelle angriff, ist laut Brandt mit hoher Wahrscheinlichkeit die gleiche Gruppe, die die Busse attackierte. Sie sollte über den Treppenweg vom Stadion zur Kantstraße gehen, sei aber nicht über die Treppe, sondern Richtung Agip-Tankstelle gelaufen. Beim Angriff auf die Busse hätten die Angreifer Flaschen aus dem Glascontainer geholt, der dort stand, um Glas vor Betreten der glasfreien Zone rund ums Stadion einzusammeln. Die Polizei sei davon ausgegangen, dass der Container während des Spiels geleert wird.
DIE RHEINPFALZ
Pfälzische Volkszeitung