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3:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern – Firmino-Doppelpack vor der Pause – Idrissou trifft für den Zweitligisten
1899 Hoffenheim hat das erste Bonusspiel um den Klassenerhalt gewonnen: 3:1 (2:0) gewann der Bundesliga-Drittletzte gegen den Zweitliga-Dritten 1. FC Kaiserslautern. Bei den Gegentoren erschienen die Roten Teufel arg blauäugig!
Den Worten – ,,wir müssen mutig sein, wer aufsteigen will, muss Initiative zeigen“ – ließ FCK-Trainer Franco Foda Taten folgen. Zwei Spitzen, „Jimmy“ Hoffer neben Mo Idrissou - das war sein Signal in der ausverkauften Sinsheimer Arena, wo Stadionsprecher Mike Diehl die Besucher zu einem „Bonusspiel“ herzlich willkommen hieß. In der Tat: Die Hoffenheimer waren am Samstag bis 17 Uhr abgeschrieben, abgestiegen. Als gestern sieben Minuten vor dem Anpfiff des Münchner Fifa-Referees Felix Brych das Badnerlied aus den Lautsprechern hallte und schallte aber war die Euphorie groß. Totgesagte leben länger.
Das Spiel – feurig. Kevin Volland setzt den ersten Torschuss ab, Tobias Sippel packt zu (4.). Die erste Chance aber hat Lautern: Der starke Florian Dick schaltet sich ein, Idrissou bringt Hoffer ins Spiel, dessen Scharfschuss zischt am Ziel vorbei (5.) – Torwart Casteels hat noch die Finger dran.
Der FCK setzt Akzente, Alexander Baumjohann zeigt auch mit couragierter Grätsche, dass er Großes vor hat. Doch dann schlägt Hoffenheim zu. Dominique Heintz foult Volland, Sejad Salihovic, der Meister des ruhenden Balles, serviert, Roberto Firmino schaltet schneller als Heintz – 1:0. „Ein dummes Foul“, urteilt FCK-Teammanager Marco Haber. „Ein Tor aus dem Nichts“, ergänzt Foda.
Nach Ecken führt der FCK nach 25 Minuten 5:0. Aber nach 29 Minuten steht’s 2:0. Die linke Abwehrseite der Lauterer erweist sich zunächst als Schwachstelle, Chris Löwe bekommt Volland erst später in Griff. Dann rast TSG-Kapitän Andreas Beck am Flügel entlang und an lauter Lauterer Statisten vorbei, von der Grundlinie kommt der Ball, die Innenverteidigung des FCK ist unsortiert, und wieder ist Firmino da, der den Angriff auch einleitet, und bugsiert den Ball ins Netz.
Fodas Taktik ist durchkreuzt. Er wollte mit Ariel Borysiuk und Willi Orban die Zentrale dicht machen, nun liegt seine Elf zurück, Hoffenheims Innenverteidigung mit Abraham und Vestergaard steht gut und stellt Idrissou wiederholt abseits. Erst in der 42. Minute die zweite FCK-Chance, nach Dicks Eingabe aber verzieht Hoffer.
Hoffenheim hat nur eine Chance mehr, führt aber 2:0. Das ist der Qualitätsunterschied. Qualität hat ihren Preis: Der Lizenzspieleretat der TSG stieg nach der Winterpause von 33 auf geschätzte 45 Millionen, der des FCK liegt bei rund 14 Millionen.
Die TSG wirkt reifer, abgeklärter. Auf der Sechs spielt Sebastian Rudy lange abgeklärt den Saubermann, das variable Offensivspiel mit Salihovic hinter den schnellen, technisch versierten Volland, Firmino und Johnson ist weniger leicht zu durchschauen als das zu sehr auf Idrissou fixierte Angriffsspiel der weiß gewandeten Roten Teufel.
Aber dann verliert Rudy den Ball an Löwe, der sich zurück ins Spiel beißt, Baumjohann liefert den klasse Pass, den Mo Idrissou veredelt. „Das ist die Qualität von Kaiserslautern, das kann man nicht über 90 Minuten verteidigen“, lobt TSG-Trainer Markus Gisdol. Das Anschlusstor (58.) weckt neue Kräfte. Schusspech hat Borysiuk, der große Kämpfer (63.).
Als das Spiel auf der Kippe steht, reagiert Trainer Gisdol und zieht seinen Top-Joker: Sven Schipplock trifft 120 Sekunden nach der Einwechslung nach Vorarbeit von Firmino und Torrejóns schwerem Fehler zum 3:1(67.). Johnson hätte in der 71. Minute gar das 4:1 nachlegen müssen.
So spielten sie
1899 Hoffenheim: Casteels - Beck, Abraham, Vestergaard, Thesker - Rudy (65. Schipplock), Polanski - Salihovic (86. Süle) - Volland, Firmino, Johnson
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Torrejón, Heintz, Löwe - Weiser (76. Bunjaku), Borysiuk, Orban, Baumjohann - Hoffer (68. Riedel), Idrissou (90. Zellner)
Tore: 1:0 Firmino (11.), 2:0 Firmino (29.), 2:1 Idrissou (58.), 3:1 Schipplock (67.) - Gelbe Karten: Beck (5/1), Slihovic (3) - Heintz (5/1), Baumjohnn (4), Torrejón (4)
Beste Spieler: Firmino, Abraham, Salihovic - Dick, Idrissou - Zuschauer: 30.150 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Brych (München).
Notenspiegel:
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Kommentar
Herkulesaufgabe
von Horst Konzok
Vorteil 1899 Hoffenheim: Nach dem 3:1-Sieg des Bundesligisten
braucht der FCK mindestens ein 2:0, um aufzusteigen.
Das war Fußball mit englischer Härte. Es steht viel auf dem Spiel in der Relegation, deshalb ein Kompliment an beide Mannschaften, die gestern mit hohem Einsatz spielten, aber anständig miteinander umgingen.
Gewonnen hat die reifere Mannschaft. Als der FCK die Partie nach Idrissous Treffer zu drehen schien, tat Hoffenheims Trainer Markus Gisdol, ein Glücksgriff nach vielen Fehlern der Macher, seinen Glücksgriff:
Sven Schipplock kam, sah und traf: 3:1!Verloren hat der FCK, weil Asse wie Heintz und Torrejón schwer patzten. Und weil „Jimmy“ Hoffer nach starkem Beginn aus dem Spiel war.
Klasse die Unterstützung der Lauterer Fans. Die Schmähungen von TSG-Mäzen Dietmar Hopp aber hätten sie ihm und sich ersparen dürfen.
DIE RHEINPFALZ
Pfälzische Volkszeitung