ZitatAlles anzeigenZum Einstand von Trainer Kosta Runjaic überzeugt der FCK vor 50 000 Zuschauern im ausverkauften Stadion des 1. FC Köln. Das torlose Remis ist ein 0:0 der unterhaltsamen Sorte auf hohem Niveau. Beide Teams unterstreichen ihre Erstliga-Ambitionen. Runjaic impft seinem Team Mut und taktische Disziplin ein.
Mit einem Lächeln im Gesicht klatschte sich Kosta Runjaic nach seiner Premiere mit den Kollegen auf der Trainerbank ab. Sein erstes Spiel als Chefcoach des 1. FC Kaiserslautern darf der 42-Jährige als schönen Erfolg betrachten. Und als tolles Erlebnis obendrein: Die allermeisten der 50.000 Zuschauer im ausverkauften, stimmungsvollen Stadion des 1. FC Köln applaudierten, obwohl sie an diesem milden Septemberabend keine Tore zu sehen bekamen.
Als der ausgezeichnete Schiedsrichter Felix Brych das erstklassige Zweitliga-Spiel zweier Aufstiegskandidaten zur Fußball-Bundesliga abpfiff, war der Siegeszug der zuvor 4:1 und 4:0 erfolgreichen Kölner gestoppt. Die Lauterer haben mit dem couragierten und taktisch disziplinierten Auftritt bei der Mannschaft der Stunde gezeigt, dass sie trotz der nun vier sieglosen Spiele auf dem Weg der Besserung sind. Der FCK hatte in dem hin- und herwogenden Schlagtausch beim enorm offensivstarken FC um den von „seinem“ Kölner Publikum gefeierten Rückkehrer Patrick Helmes die besseren Chancen.
„Wir haben wenig trainiert und viel geredet“, sagte Trainer Runjaic mit Blick auf die kurze Vorbereitungszeit, die der Fußball-Lehrer seit seiner Vorstellung am Dienstag mit seiner neuen Mannschaft hatte. Die Vorliebe Runjaics für exakte Spielanalysen, taktische Details und offene Kommunikation ist schnell deutlich geworden. Die peinliche 0:4-Niederlage der Roten Teufel Ende August beim VfR Aalen, der die Entlassung von Trainer Franco Foda folgte, und vor allem das ebenso bittere 0:1 beim SV Sandhausen unter Interimstrainer Oliver Schäfer hat Runjaic ganz intensiv aufgearbeitet.
Mittelfeldspieler Markus Karl, der sich wie das gesamte Team in Köln sehr konzentriert und stark verbessert zeigte, war angetan von den ersten Tagen unter Runjaic. „Der Trainer hat mit uns eine extrem gute Videoanalyse des Sandhausen-Spiels gemacht“, sagte Karl, „er hat uns ganz klar gezeigt, dass wir viel höher stehen müssen als vor allem in der zweiten Halbzeit in Sandhausen.“
Dass „höher stehen“ bedeutet, aktiver, offensiver und mutiger zu spielen, demonstrierte der FCK in den ersten Minuten im Kölner Hexenkessel. Doch Willi Orban, aus der Innenverteidigung unter Runjaic wieder ins zentrale defensive Mittelfeld gerückt, und Angreifer Simon Zoller vergaben ihre Chancen überhastet – wohl auch weil die Gelegenheiten ob der mutigen Lauterer Spielweise unverhofft früh kamen (2., 3.). Orban hatte später mit seinem Lattenkopfball die größte Chance der Partie (27.). Zuvor hatte Kölns Torwart Timo Horn einen Distanzschuss Florian Dicks toll pariert.
Auch Horns Gegenüber, Tobias Sippel, gefiel durch aufmerksames Spiel, auch weit vor seinem Tor. „Unser Manko war zuletzt, dass wir viele Gegentore bekommen und taktische Fehler gemacht haben. Jetzt wollten wir hoch stehen. So hast du den Gegner besser vom Tor weg“, sagte Sippel.
Dennoch hielt die starke Kölner Offensive um Helmes, Anthony Ujah, Marcel Risse und den Ex-Lauterer Daniel Halfar die FCK-Defensive um Jan Simunek und Marc Torrejón auf Trab. Torrejón, seit dem Relegationsrückspiel am 27. Mai wegen seiner Schambeinentzündung ohne eine einzige Praxisminute, wurde von Runjaic zum Kapitän geadelt. Und gefiel trotz anfänglicher Unsicherheit mit seiner souveränen Art. Auch seine Rückkehr machte den Roten Teufeln Mut.
Premiere
Kosta Runjaic durfte sich über ein gelungenes erstes Spiel als Trainer des 1. FC Kaiserslautern freuen. (foto: kunz)
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Mission, Vision
Beim Klassiker 1. FC Köln - 1. FC Kaiserslautern hatte auch der Geißbock fast nichts zu meckern.
Von Horst Konzok
50.000 Zuschauer – ausverkauft. Bundesliga-Kulisse und eine fantastische Atmosphäre im schönsten und stimmungsvollsten Stadion der Zweiten Fußball-Bundesliga: Der 1. FC Köln und der 1. FC Kaiserslautern boten erstligareife Kost und zeigten, dass auch ein 0:0 beste Unterhaltung und großartigen Fußball bieten kann. Zum Top-Spiel passten zwei Top-Torhüter.
Der neue FCK-Trainer Kosta Runjaic („Wir haben ein bisschen trainiert und viel geredet“) durfte sich freuen. In Jeans und Kapuzenpulli modern und locker gewandet, war der 42-Jährige viel unterwegs am Spielfeldrand. „Sie haben gezeigt, dass sie Qualität besitzen“, stellte Runjaic seiner Mannschaft, die nach drei Minuten eigentlich 2:0 hätte führen müssen, ein gutes Zeugnis aus.
„Ich hätte gerne gesehen, wie Köln dann reagiert hätte“, trauerte der Coach den vergebenen Großchancen von Willi Orban und Simon Zoller nach. Köln musste diesen Nachweis nicht erbringen, zeigte aber, dass die Mannschaft allein schon ob ihrer Kreativität, spielerischen Klasse und Wucht in der Offensive der Aufstiegsanwärter Nummer eins sein dürfte.
Kosta Runjaic ist es in vier Tagen gelungen, eine zuletzt arg verunsicherte Mannschaft als couragierte Einheit auf den Platz zu bringen. Seine Überzeugung hat die Mannschaft umgesetzt. Bei der Nominierung setzte er auf Routine – vor allem in der Abwehr, wo Jan Simunek und der als Kapitän aufgelaufene Marc Torrejón für Ruhe sorgten. Die stimmungsvollen Fans feierten Torrejón, den Spieler des Jahres 2013, mit Sprechchören. Ein schönes Comeback!
Der FCK hat gepunktet, er hat aber auch seit vier Spielen nicht mehr gewonnen. Diese Hypothek ist in der Tabelle abzulesen. Mit der Politik der kleinen Schritte will Runjaic den großen Schritt tun. Er weiß um seine Mission. Er besitzt aber auch Visionen, um diese Mannschaft voranzubringen, sie weiter zu entwickeln. Seine Analyse ist präzise, Schönfärberei nicht sein Ding.
Er vermag offenbar die Seelen seiner Spieler zu erreichen und könnte durch seine kluge Ansprache und herausragende Rhetorik dauerhaft der geeignete Motivator sein. Am Mittwoch ist DFB-Pokal. Wie gut täte der geschundenen Lauterer Fanseele ein Heimsieg gegen Bundesligist Hertha BSC! Mo Idrissou darf nach seiner Sperre stürmen. Er hat was gutzumachen !
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau