ZitatAlles anzeigenFCK zeigt beim Pokalcoup eine reife Leistung – Runjaics Strategie geht gegen Union auf – Joker Idrissou als Vorbereiter
VON OLIVER SPERK
BERLIN. Kosta Runjaic war „super happy, super glücklich“. Der Trainer des 1. FC Kaiserslautern freute sich nach dem 3:0 (2:0) seiner Mannschaft bei Union Berlin über den Einzug ins noch auszulosende DFB-Pokal-Viertelfinale. Und ein bisschen auch darüber, dass er alles richtig gemacht hat, als er die Startelf gegenüber der 2:3-Niederlage in Dresden deutlich verändert hat.
Die personellen und taktischen Schachzüge des 42 Jahre alten Fußball-Lehrers führten dazu, dass sein Berliner Trainerkollege Uwe Neuhaus später anerkennend feststellen musste, dass die Lauterer mit ihrer ungleich reiferen, klügeren Spielanlage überaus verdient gewonnen haben.Es war das zweite 3:0 der Roten Teufel gegen Union innerhalb von zehn Tagen nach dem Heimerfolg im Zweitliga-Duell am 15. Spieltag.
Dass Torjäger Mo Idrissou erstmals in seiner Zeit beim FCK auf der Ersatzbank Platz nehmen musste, ausgerechnet in dem hübsch aufpolierten Hexenkessel an der Alten Försterei in Köpenick, hatten die allerwenigsten erwartet. Für den 33-Jährigen, der in der Liga in dieser Saison schon achtmal und im Pokal dreimal getroffen hat, rückte Simon Zoller an die Seite Olivier Occéans – und erzielte das 2:0 (45.+1). Weil Kapitän Marc Torrejón nach überstandener Wadenverletzung Einsatzbereitschaft signalisierte, rückte die zuverlässige Vielzweckwaffe Willi Orban von der Innenverteidigung ins Mittelfeld. Und machte mit dem herausragenden Enis Alushi auf der Doppel-Sechs einen erstklassigen Job.
Der an der Hüfte verletzte Markus Karl war zu Hause geblieben, Ruben Jessen saß auf der Bank. „Das hat gut funktioniert mit Enis, er hat den offensiveren Teil übernommen, ich habe ein bisschen mehr abgesichert“, sagte Orban. Seine defensivere Rolle hinderte ihn nicht am Toreschießen. Sein 1:0 (18.) war beispielhaft für die gute Zusammenarbeit mit Alushi an diesem Pokalabend: Der von seinem Kreuzbandriss genesene 27-Jährige spielte den „zweiten Ball“ nach einer abgewehrten Ecke Chris Löwes klug in den Strafraum, und Orban vollendete per Kopf. „Es ist bekannt, dass ich recht kopfballstark bin und bei Standards gerne mit nach vorne gehe“, konstatierte Orban hernach. Alushi, erstmals seit seiner schlimmen Knieverletzung wieder in der Startelf, sagte: „Es ist ein gutes Gefühl, wieder 90 Minuten gespielt zu haben. Ein gutes Gefühl, dass wir weiter sind, vor allem weil wir auch so gut gespielt haben.“
Und Mo Idrissou? Er ließ beim für ihn ungewohnten Warmlaufen mit den Reservisten nicht erkennen, wie sehr ihn die Zwangsauszeit wurmte; er lachte und redete viel – wie gewohnt. Und wie gewohnt war der Stürmer, kaum für Zoller eingewechselt (81.), auf dem Platz brandgefährlich. Er bediente den diesmal für Kostas Fortounis ebenfalls nur eingewechselten Marcel Gaus ebenso klug wie selbstlos beim krönenden 3:0 (83.). „Mo hat nicht von Anfang an gespielt, weil Olivier Occéan und Simon Zoller gespielt haben“, meinte Runjaic nach dem Coup im Cup trocken, „aber er kam rein und hat einen überragenden Pass auf Marcel Gaus gespielt.
Er hat Gausi gesehen, ich hab’ ihn von draußen nicht gesehen.“ Des Trainers Zuckerbrot nach der zunächst so bitter schmeckenden Mo-Medizin. Drei Tage nach dem 2:3 in Dresden, der ersten Niederlage unter Runjaic, zeigten die Lauterer Charakter und Köpfchen. Das Pokal-Viertelfinale am 11./12. Februar macht den FCK alles in allem um eine gute Million Euro reicher. „Aber das steht nicht im Vordergrund“, sagte Vereinschef Stefan Kuntz, „ich finde es schöner, dass sich die Mannschaft mit einer bärenstarken Leistung belohnt hat.“
Lauterer Feiertag: Florian Dick, Tobias Sippel und Simon Zoller (von links).
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Kommentar
Dieser Trainer tut dem FCK gut
Von Horst Konzok
Der 1. FC Kaiserslautern hat die erste Niederlage unter Trainer Runjaic gut verarbeitet. In der Form von Berlin kann der FCK den Aufstieg schaffen.
Offensiv, couragiert und engagiert – vier Tage nach dem dummen 2:3 von Dresden zeigte sich die Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern völlig unbeeindruckt vom ersten wirklichen Negativergebnis unter der Regie von Trainer Kosta Runjaic. Und spielte beim 3:0-Sieg im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Union Berlin imponierend gut Fußball.
Die „Eisernen“ wurden mit ihren eigenen Tugenden, die sie nicht abzurufen vermochten, besiegt: Lauf- und Zweikampfstärke, klarem Passspiel, Mut und Leidenschaft. Über allem stand die Regiekunst des Zehners mit der Nummer 5: Enis Alushi, erkennbar des Trainers verlängerter Arm auf dem Spielfeld, war der Taktgeber.
Kosta Runjaic tut dem neuen FCK gut. Die Niederlage von Dresden hat er unaufgeregt analysiert, mit der Mannschaft besprochen und schnell abgehakt. Die Herausforderung der englischen Woche hat er mit verändertem Personal angenommen. Die Schachzüge gingen auf. Eindrucksvoll, wie Mo Idrissou ins Spiel fand und nach einem Zauberpass Karim Matmours den durchstartenden Marcel Gaus zum 3:0 einlud.
Eckhard Krautzun, 1996 als Trainer von Eisern Union zum FCK gewechselt, dann mit den Lauterern abgestiegen und Pokalsieger geworden, war beeindruckt von der Vorstellung der Roten Teufel. Seinem jungen Kollegen Runjaic, der so viel Lob erntet, gratulierte der Weltenbummler sehr herzlich.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau