ZitatAlles anzeigenNach dem 0:1 im Erzgebirge ist der FCK wieder auf dem Boden der Tatsachen – Ideen Mangelware
VON OLIVER SPERK
AUE. Jakub Sylvestr brachte das Erzgebirgsstadion zum Beben. Der Angreifer des FCE Aue sorgte mit seinem 1:0-Siegtor gegen den 1. FC Kaiserslautern nach klugem Steilpass seines Sturmkollegen Frank Löning für drei wichtige Punkte im Abstiegskampf der Zweiten Fußball-Bundesliga. Die Sachsen machten Luftsprünge. Die Pfälzer schlichen mit hängenden Köpfen vom Platz.
Rang zwei, der den direkten Bundesliga-Aufstieg bedeuten würde, ist das Ziel des FCK, dort wollen die Lauterer nach dem 34. Spieltag stehen. Einmal mehr haben die Roten Teufel die große Chance verpasst, sich auf einem der beiden ersten Plätze festzusetzen: Nach 21 von 34 Runden ist die Mannschaft von Trainer Kosta Runjaic nun auch nicht mehr Dritter – sondern Vierter.
Das Überraschungsteam des SC Paderborn hat sich zwischen die beiden direkten Aufstiegsränge, derzeit von Köln und Fürth belegt, und die Lauterer geschoben. Runjaic sprach am Montagabend ganz leise, nahm sein im Erzgebirge sehr uninspiriertes Team in Schutz und kritisierte es nur für das entscheidende frühe Gegentor (5.).
„Wenn man es dem Gegner durch einen einfachen Ballverlust so leicht macht und einem frühen Rückstand hinterherrennen muss, dann muss man sich nicht wundern, wenn man 90 Minuten gegen eine Wand anrennt“, sagte Runjaic. „So ein frühes Tor ändert alles, unsere Ausrichtung konnten wir nicht mehr so umsetzen wie geplant.“ Der Trainer versprach für Sonntag (13.30 Uhr) eine erfolgreiche Partie gegen Aalen. Ein Sieg ist nötig, um den Traum vom direkten Aufstiegsplatz am Leben zu erhalten. Indes: Auch Aalen (13.), ein Konkurrent Aues (15.) im Abstiegskampf, wird versuchen, eine Abwehrwand zu errichten.
Im Schacht, wie die Auer ihr Stadion im Bergarbeiter-Jargon des Erzgebirges nennen und Besucher mit „Herzlich willkommen im Schacht“ begrüßen, hatte der FCE angesichts seines 1:0-Vorsprungs das gute Recht, sich zurückzuziehen. Weil die in Leverkusen so starken FCK-Innenverteidiger Jan Simunek und Marc Torrejón im Erzgebirge zu lange träumten, führte Aue früh. Löning mit seinem Kopfballaufsetzer hatte kurz darauf die Riesenchance zum 2:0 (8.).
„Das 1:0 hat uns natürlich in die Karten gespielt“, konstatierte Aues Trainer Falko Götz. Im Schacht wurden die Roten Teufel nach ihrem Pokal-Höhenflug vom Mittwoch wieder auf den harten Boden der Tatsachen zurückgeholt. 0:1 – erneut gab es für den FCK keinen Sieg in Aue; 2013 hieß es dort 1:1, 2008 0:0 und 2007 0:1.
Entschuldigend sagte der umjubelte Torschütze von Leverkusen, Ruben Jenssen, der in Aue auf dem linken Flügel keine Offensivakzente setzen konnte: „Wir waren eigentlich auf Aue vorbereitet – und wir wollten doch nicht schlecht spielen.“ Zündende Ideen, es besser zu machen, hatten Jenssen und Kollegen aber höchst selten. Zu viele Fehlpässe. Kaum geplant wirkendes Aufbauspiel. Druck auf die geschickt verteidigenden und schlau konternden Auer konnte der FCK erst nach etwa 65 Minuten ausüben und dies nur kurz. Zu kurz. Die Lauterer hatte einige Chancen, waren aber vor dem Tor wie so oft nicht zwingend genug.
Da waren sie wieder, die alten Probleme. Das Mittelfeld hatte keine Kreativ-Lösungen parat, der Angriff hing in der Luft und blieb wirkungslos. Mohamadou Idrissou kam als einzige echte Spitze nicht zur Geltung, auch weil er von seinen Mitstreitern nicht eingesetzt wurde. Dann funktionierte die Doppelspitze Idrissou/Srdjan Lakic nicht, schließlich brachte auch Olivier Occéan den Ball nicht im Tor unter. So fand die permanente Berg- und Talfahrt des FCK auch im Erzgebirge ihre Fortsetzung.
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KOMMENTAR
Versteckspiel im Erzgebirge
VON HORST KONZOK
Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern tut sich schwererBoden gutzumachen, als das mit diesem Kader zu erwarten war.
In Aue setzte es am 21. Spieltag die schon siebte Saisonniederlage für den FCK. Wieder stolperten die Roten Teufel bei einem abstiegsgefährdeten Klub. Anstatt nach dem Remis zwischen Greuther Fürth und dem Karlsruher SC einen kleinen Vorsprung herauszuarbeiten, hinkt der FCK den eigenen Ansprüchen und Erwartungen hinterher.
Trainer Kosta Runjaic, sonst ein an Fakten orientierter Analyst, mochte nach der Schlappe im Erzgebirge zumindest öffentlich nicht hart mit seiner Mannschaft ins Gericht gehen, wohl auch, weil er sieht und spürt, dass Druck auch lähmen kann.
„Mit dem schnellen 0:1 war unser Konzept über den Haufen geworfen“, sagte der Coach. Und versuchte so zu erklären, warum seine Mannschaft offensiv eine Halbzeit lang nicht stattfand, bis zur Pause nicht eine Chance hatte. Sechs dicke Möglichkeiten in der zweiten Hälfte hätten zur Ergebniskorrektur reichen müssen. Sie blieben ungenutzt.
Auch die Umstellung auf zwei Spitzen nach der Pause, als Srdjan Lakic für den Gelb-Rot-gefährdeten Alushi kam und neben Idrissou stürmte, war nicht von Erfolg gekrönt. Das lag auch am ideenarmen Mittelfeld. Immer wieder rannten sich Karim Matmour und Ruben Jenssen fest, Markus Karl und Ede fanden keinen Passweg. Auf Marcel Gaus, dessen Dynamik vielleicht hätte helfen können, hatte der Trainer ganz verzichtet.
So toll der FCK beim Pokalspiel in Leverkusen spielte, so kopflos war er in Aue. Jenssen und Alushi hatten sich früh zwei dumme Gelbe Karten eingehandelt, Marc Torrejón ging als Kapitän auch erst nach der Pause voran, als sich Jan Simunek endlich stabilisierte. Das war ein schwerer Rückschlag!
Die Rheinpfalz - Ludwigshafener Rundschau