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FCK verliert zu Hause 1:2 gegen den VfR Aalen – Mit solchen Leistungen und Fehlern verspielen die Lauterer den Aufstieg
Von OLIVER SPERK & HORST KONZOK
So platzt der Aufstiegstraum! 1:2 (0:1) unterlag Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern gestern dem VfR Aalen, rutschte nach der schon achten Saisonniederlage, der dritten auf dem Betzenberg, auf Platz sieben ab.
„Wir haben fünf der letzten sieben Punktspiele verloren, wenn wir so weitermachen, werden wir unser Ziel nicht erreichen“, sagte FCK-Trainer Kosta Runjaic nach der desillusionierenden Heimblamage. Die Fans waren am Ende ob der anfängerhaften Fehler von Marc Torrejón und Dominique Heintz bei den Gegentreffern, der Ideenarmut von Ruben Jenssen, Florian Dick und Enis Alushi im Spielaufbau und der Abschlussschwäche so frustriert, dass sie sich kaum noch zu Pfiffen aufzuraffen vermochten.
Hatte der Lauterer Coach nach dem 0:1 von Aue noch den Weichspüler in den Schonwaschgang gekippt, so zog er gestern Konsequenzen. Taktisch stellte der Trainer den FCK wieder auf 4-4-2 um, für Jan Simunek verteidigte Dominique Heintz. Olivier Occéan kam für Markus Karl ins Team, Srdjan Lakic stürmte anstelle von Mo Idrissou, der ganz aus dem Kader geflogen war. Unterm Strich steht ein 1:2.
Dabei begann es vielversprechend. Nach Alushi-Pass hatte Dick die Tür geöffnet, aber Lakic verfehlte das Ziel mit seinem 16-Meter-Flachschuss knapp (5. Minute). Sieben Minuten später kratzte André Hainault den Ball nach einem Schuss Edes von der Linie. Die dritte FCK-Chance vor der Pause vergab Karim Matmour nach einem Ballgewinn des zunächst sehr konsequenten Heintz gegen Robert Lechleiter (19.).
Auffällig, wie schlampig Jenssen und Alushi im zentralen Mittelfeld arbeiteten. Nach Alushis leichtfertigem Ballverlust ließ Lechleiter die erste Konterchance der tief gestaffelten Aalener aus (18.). Bei Daniel Buballas Konter zauderte Tobias Sippel beim Herauslaufen, ließ sich dann auf einen Zweikampf ein, den er mit einem riskanten Hackentrick erfolgreich gestaltete. Das war russisches Roulette (23.)! Eine Minute später jubelte Aalen: Nach der ersten Ecke Lechleiters gewann Benjamin Hübner das Kopfballduell gegen Marc Torrejón – 0:1. Der Gegentreffer lähmte die Männer in Rot.
Chris Löwe, als Dauer-Motzki bei der schwer geforderten Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus schnell auf die rote Liste gerückt, sah nach einem fairen Einsteigen gegen Junglas unberechtigt Gelb. In Cottbus fehlt Löwe nach der fünften Verwarnung gesperrt. Sein Ausfall schmerzt, zumal der Linksverteidiger mit Freistößen für Gefahr zu sorgen vermag. Nach Hübner-Foul am agilen Matmour aber parierte Torwart Jasmin Fejzic Löwes Freistoß klasse (47.) .
Dann scheiterte Matmour nach einem ausnahmsweise guten Jenssen-Pass knapp (54). Im Gegenzug wurde der FCK von Aalen mustergültig ausgekontert: Flanke Leandro, Joel Pohjanpalo düpierte Heintz – 0:2. Die Kurskorrekturen der Lauterer brachten nicht viel: Marcel Gaus kam für den schwachen Ede, vergab die Riesenchance zum 2:2 (78.). Kostas Fortounis löste Totalausfall Alushi ab, sein Spiel aber war nur für die Galerie bestimmt. Albert Bunjaku, der den völlig überforderten Occeán ablöste, hatte sich sein Comeback auch anders vorgestellt. Aber er war aktiv. Nach Löwes Schuss hatte Bunjaku den Ball abgelegt, Matmour verkürzte (68.).
„Ich bin wahnsinnig enttäuscht“, sagte Srdjan Lakic, der in der 49. Minute nach Löwe-Flanke eine tolle Kopfballchance vergab, nach der folgenschweren und äußerst schmerzlichen Heimniederlage. Im Gegensatz zu dem einen oder anderen Schönfärber in Rot redete Albert Bunjaku Tacheles: „Wir sprechen immer von unserer Qualität, dann müssen wir sie aber auch endlich zeigen und uns nicht nach einem Gegentor in die Hose scheißen!“
So spielten sie
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Torrejón, Heintz, Löwe - Matmour, Alushi (58. Fortounis), Jenssen, Ede (58. Gaus) - Lakic, Occéan (62. Bunjaku)
VfR Aalen: Fejzic - Traut, Barth, Benjamin Hübner, Hainault - Andreas Hofmann, Leandro - Junglas (79. Weiss), Buballa - Lechleiter (84. Reichwein), Pohjanpalo (67. Daghfous)
Tore: 0:1 Benjamin Hübner (24.), 0:2 Pohjanpalo (54.), 1:2 Matmour (68.) - Gelbe Karten: Löwe (5), Matmour (4) - Benjamin Hübner (5)
Beste Spieler: Matmour - Benjamin Hübner, Leandro, Lechleiter - Zuschauer: 25.430 - Schiedsrichterin: Steinhaus (Hannover).
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Stimmen & Stimmungen: Frust und Frust und Frust
„Wir wollen Euch kämpfen sehen!“ Wenn die Fans des 1. FC Kaiserslautern dieser Forderung lautstark Ausdruck verleihen, schreien sie ihre Verzweiflung heraus. Dann weiß jeder im Stadion, dass es wirklich nicht gut um den FCK steht. Gestern beim peinlichen 1:2 (0:1) der aufstiegsambitionierten Roten Teufel gegen die im Abstiegskampf steckenden Aalener riefen die Fans in der Westkurve die Parole in der 54. Minute zum ersten Mal. Da hatte der finnische Neuzugang Joel Pohjanpalo gerade das 2:0 für die Aalener erzielt.
Wenige Sekunden zuvor hätte Karim Matmour beinahe zum 1:1 ausgeglichen, doch seinen Schuss kratzte Manuel Junglas von der Linie. Das blitzschnelle Umschalten der Aalener auf Offensive klappte deutlich besser als das Umschalten der Lauterer auf Defensive – 0:2 statt 1:1. „Erst haben wir in dieser Situation Glück gehabt, dann machen wir durch einen guten Konter das 2:0“, sagte Aalens Trainer Stefan Ruthenbeck. „In der Zweiten Liga entscheiden Details, und wir haben gute Lösungen gefunden.“
Es sind besagte Details und Nuancen, die nach zwei Dritteln der Saison die Mannschaften zwischen Platz zwei (Fürth; 36 Punkte) und Rang sieben (FCK; 34 Punkte) trennen. Das Rennen um die Plätze zwei und drei – wohl alles im Rücken der erstplatzierten Kölner – wird womöglich zur Glücks- und Nervenlotterie. „Ich will nichts schönreden, die Ergebnisse sprechen gegen uns. Aber es sind noch zwölf Spiele, die Saison wird am Schluss entschieden. Wir müssen kühlen Kopf bewahren und weiterbasteln, weiterarbeiten“, sagte FCK-Trainer Kosta Runjaic, der äußerlich sehr, sehr ruhig blieb. Er betonte jedoch: „Glauben Sie mir, wenn sich jemand ärgert, dann sind es Team und Trainerteam. Ich bin kein Schönwetter-Kapitän, ich werde intern in die Kritik gehen.“
Alles andere als ruhig reagierte der ehrgeizige FCK-Linksverteidiger Chris Löwe, er schäumte vor Wut. „Wenn man hundertmal aufs Tor rennt und die Dinger nicht reinmacht, die anderen mit der ersten Chance das erste Tor machen, dann kannst du nicht gewinnen. Natürlich haben wir in den entscheidenden Szenen auch schlecht verteidigt“, sagte Löwe verärgert, „aber wir müssen unsere Chance auch reinmachen. Das will ich nicht an Einzelpersonen festmachen. Da sind wir als Mannschaft gefordert.“
Zurück zum „Kämpfen“. Gekämpft haben die Lauterer, sie sind – das besagt die Statistik – mehr gelaufen als die Aalener. Ihre Wege aber haben gestern nicht zum Ziel geführt. Noch zwölf Spiele hat der FCK Zeit, das Ziel zu orten und zu erreichen. (osp)
Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung