ZitatAlles anzeigenKosta Runjaic ist gefordert – Als FCK-Trainer und als Psychologe
Ein Schönwetter-Kapitän ist er nicht. Sagt Kosta Runjaic. In schwerer See ist beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern nun auch der Trainer gefordert, schnell richtige Lösungen zu finden: als Lotse, Kapitän und Steuermann. Denn das Schiff ist vom Kurs abgekommen, steuert momentan weit am Zielhafen vorbei.
Platz sieben, neun Punkte Rückstand auf Zweitliga-Spitzenreiter 1. FC Köln, drei Punkte Abstand auf Greuther Fürth, zwei Punkte hinter Karlsruhe, Union Berlin, Paderborn, einen Zähler hinter St. Pauli. Die Tabelle lügt nicht. Sie weist für den FCK aus, was er momentan spielt und darstellt: Mittelmaß. Tendenz negativ. Fünf Niederlagen aus den letzten sieben Spielen, dazwischen die stolzen Siege im DFB-Pokal bei Union Berlin und Bayer Leverkusen. Zwei tolle Erfolge, die sich in der Wirtschaftsbilanz gut lesen, aber dazu verführten, sich Sand in die Augen zu streuen.
„Unsere Fans haben gesungen, Lautrer geben niemals auf, und wir geben nicht auf. Wir basteln weiter“, verspricht der Trainer. Beim Basteln ist auch ihm, dem detailversessenen Fußball-Lehrer, zuletzt einiges danebengeraten. Die Puzzleteile passten häufiger nicht so ganz zusammen. Es scheinen wenige, aber ganz wichtige Zwischenstücke zu fehlen, um das Werk formvollenden zu können.
Beim Nachkauf fehlte in der Winterpause Bares zum ganz großen Wurf. Zwei Topspieler wollten Runjaic und Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz gerne noch holen, einen gestandenen Profi für die Abwehrzentrale und einen torgefährlichen Mann fürs offensive Mittelfeld. Die Mängelliste aus den beiden verlorenen Spielen in Aue und gegen Aalen gibt ihnen im Nachhinein recht. Aber die finanziellen Hürden, um an die gewünschten namhaften Spieler zu kommen, waren zu hoch. Die Ablöseforderungen der Vereine waren für den Zweitligisten nicht zu stemmen.
So ist die interne und externe Suche nach dem Mann, der den schnellen Pass in die Tiefe liefert, der das Spieltempo im entscheidenden Moment forciert und die Kollegen mitreißt, der aus der Distanz schießt und auch trifft, bisher nicht erfolgreich gewesen. Wohlgemerkt gemessen am Anspruch des FCK, möglichst direkt aufsteigen zu wollen, als Tabellenerster oder -zweiter. Alexander Ring startete als dynamischer Jungprofi im offensiven Mittelfeld gut.
Aber dann überschätzte er sich, spielte sich mit vielen leichtfertigen, vielleicht aus dem Übermut heraus entstandenen Fehlern aus der Mannschaft. Beim Coup im Cup in Leverkusen war er wieder gut dabei, in der Liga später überraschend außen vor. Auch weil Leihspieler Ede seine Chance haben sollte. Mit Kleinkunst aber sind keine großen Preise zu gewinnen.
Die Hoffnung, „Doktor“ Runjaic könnte den griechischen Patienten kurieren, trügt wohl auch: Kostas Fortounis (21) ist hoch veranlagt, aber wohl noch immer nicht in der Lage, Schmerzgrenzen zu überwinden. Er droht, auf dem steinigen Weg vom Talent zum Topmann zu scheitern.
Der FCK hat 35 Tore geschossen. Er müsste angesichts seiner Chancen 50 erzielt haben. Mo Idrissou war neben dem jungen Simon Zoller lange ein Garant für einen Aufstiegsplatz. Aber erst stand der polarisierende Stürmer auf dem Platz im Abseits und saß dann zuletzt nach Torflaute und Formtief im Abseits. Nachvollziehbar.
Fast schon tragisch indes, dass ein schwacher Idrissou bisweilen mehr zuwege bringt als der fleißige Olivier Occéan. Er versucht alles, aber ihm fehlen häufig die Handlungsschnelligkeit und das Geschick, die richtige Entscheidung zu treffen. Der Coach steckt im Dilemma – es ist schwierig für einen Chef, einen so fleißigen, lernwilligen und sympathischen Angestellten, der zudem eine prima Vorbereitung absolvierte, abzustrafen.
FCK-Trainer zu sein, ist reizvoll, aber sehr schwer. Das Wetter auf dem Betzenberg kann schnell umschlagen. Es sind mal wieder ein ruhiges, glückliches Händchen und starke Nerven gefragt im engen Aufstiegsrennen.
Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung