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Rund 15 Millionen Euro Verbindlichkeiten - der 1. FC KAISERSLAUTERN muss zurück in die Bundesliga, um finanziell zu gesunden. Ein möglicher Aufstieg hängt auch von einer Prüfung auf EU-Recht ab.
Leipzig rüstet auf, Nürnberg will mit einem hohen Etat den direkten Wiederaufstieg erzwingen, Braunschweig und Fürth setzen auf gefestigte Teams. Bei der starken Konkurrenz - mögliche Überraschungsteams inklusive - droht ein großer Traditionsklub auf der Strecke zu bleiben: der 1. FC Kaiserslautern. Können die Pfälzer nach zweimaligem Scheitern hintereinander überhaupt einen dritten Anlauf unternehmen?
Die Finanzlage sieht nicht rosig aus. Ende 2012/13 tauchten in der Bilanz zum Stichtag 30. Juni Verbindlichkeiten in Höhe von rund 15 Millionen Euro auf. Finanzvorstand Fritz Grünewalt versucht den alarmierend wirkenden Schuldenstand zu relativieren: "Den 14,92 Millionen Euro Verbindlichkeiten, wovon 6,69 Millionen nach 2019 fällig werden, stehen Forderungen und Guthaben bei Kreditinstituten in Höhe von 12,6 Millionen gegenüber. Bis auf knapp 200 000 Euro sind diese alle fällig beziehungsweise verfügbar." Unterm Strich bleibt eine Differenz von etwa 2,3 Millionen Euro. Hinzu kommen laut Grünewalt noch "Eventualverbindlichkeiten in Höhe von 1,5 Millionen Euro, die mit Aufstieg beziehungsweise bei einer dauerhaften Erstliga-zugehörigkeit gestaffelt fällig werden".
Wie es trotz Schulden mit dem Aufstieg klappen kann, machte der 1. FC Köln vor. Den drückten vor der abgelaufenen Saison etwa 30 Millionen Euro Verbindlichkeiten. Die Stadt Köln griff dem Klub unter die Arme, indem sie die Stadionpacht in der 2. Liga auf 2,1 Millionen Euro pro Jahr senkte. Das verschaffte dem FC zusammen mit einem Bonus durch die Vertragsverlängerung mit einem Caterer (Signing Fee etwa vier Millionen Euro) finanziell Luft, sodass er in ein aufstiegsfähiges Team investieren konnte. Das Risiko zahlte sich aus. Nun ist der Ausgleich fällig: Neben einer Aufstiegsprämie von 1,5 Millionen Euro zahlt der Klub in der Bundesliga jährlich 7,8 Millionen Euro Miete an die Stadt Köln.
Eine ähnliche Konstellation gibt es beim FCK. In Kaiserslautern besitzt die Stadt in Form ihres Tochterunternehmens Fritz-Walter-Stadiongesellschaft GmbH die örtliche Arena. 2003 hatte sie den Klub vor der Pleite gerettet, indem sie ihm das Stadion für rund 50 Millionen Euro abkaufte. Insgesamt nahm die Stadt dafür damals einen 65-Millionen-Euro-Kredit bei der Commerzbank auf, der bis 2028 läuft. Die Differenz zu den etwa 50 Millionen, die an den FCK flossen, wurde für die weitere Finanzierung des Stadionausbaus vor der WM 2006 verwendet. Der Verein nutzt das Stadion seitdem als Mieter und muss laut des aktuellen Vertrages 3,2 Millionen Euro Pacht pro Jahr an die Stadiongesellschaft entrichten. Davon sollen nach kicker-Informationen
2,4 Millionen die jährlichen Zinsen decken und die übrigen 800 000 Euro der Tilgung des Kredits dienen.
Da der FCK 2006 jedoch zum zweiten Mal in der Vereinshistorie in die 2. Liga abstieg und dort vier Jahre blieb, konnte der Klub die Miete des Öfteren nicht in voller Höhe aufbringen. Die Stadt gewährte Pachtzinsreduzierungen und stundete teilweise die Miete. Diese Nachlässe sind bis heute noch nicht komplett beglichen. Vor dem Aufstieg 2010 schaffte es der FCK immerhin, seine Altlasten bis auf drei Millionen Euro Steuerschulden abzutragen. In der lukrativen Bundesliga blieb man allerdings nur zwei Jahre. 2012 stiegen die Pfälzer wieder ab. In Liga 2 fehlt erneut Geld für die volle Stadionmiete.
Deshalb strebt der FCK nun durch sein "Zukunftsmodell" eine Änderung des Pachtvertrages an. Bei Zweitligazugehörigkeit will der Klub künftig nur noch 2,4 statt der 3,2 Millionen Euro pro Jahr zahlen. In der 1. Liga würde sich die Pacht dafür um 400 000 auf 3,6 Millionen Euro jährlich erhöhen. Um die Differenz auszugleichen, sichert der Klub erfolgsabhängige Zusatzzahlungen zu - etwa durch eine erfolgreiche Saison im DFB-Pokal oder ein mögliches Plus bei den Zuschauereinnahmen. Um Vorwürfen einer Begünstigung vorzubeugen, rechnete der FCK vor, dass das neue Modell dern Stadiongesellschaft in den vergangenen vier Jahren mehr Geld eingebracht hätte als die bisherige Regelung.
Der Haken: In diesem vom Verein gewählten Zeitraum sind die beiden Erstligajahre sowie die zuschauerreiche Aufstiegssaison 2009/10 als auch zweimal das Achtelfinale (09/10; 11/12) und ein Viertelfinale (10/11) im DFB-Pokal enthalten. Ein ähnliches Abschneiden für die nächsten vier Jahre zu erwarten, ist wenig realistisch. Eher bleibt der FCK vorerst in Liga 2 stecken und dann zahlt die Stadt beim neuen Stadion-Deal definitiv drauf. Schon in der abgelaufenen Saison verbuchte der Verein rund 1,5 Millionen Euro Einbußen bei den Zuschauer- und Hospitality-Einnahmen, weil der Besucherschnitt von 29 945 unter der Kalkulation (32 000) lag und beispielsweise zwei der elf Logen die Saison über leer standen. Hinzu kommt ein für jede Zweitligaspielzeit einkalkuliertes Minus von etwa 1,5 Millionen Euro - vor allem durch die geringeren Einnahmen aus der TV-Vermarktung der DFL.
Das "Zukunftsmodell" beinhaltet ferner den Rückkauf des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ). Der FCK hatte 2003 sechs Millionen Euro von der Stadiongesellschaft bekommen und möchte es nun für nur 2,6 Millionen Euro zurückerwerben. Dieser hohe Wertverlust macht stutzig. Der Klub beruft sich auf Gutachten und verweist auf Abschreibungen der Gebäude, Abnutzung der Sportanlagen und den konstant gebliebenen Grundstückspreis in Höhe von zwei Millionen Euro. Die Stadt lässt aktuell jedoch, aufgeschreckt durch Kritiker, die illegale Beihilfen durch Steuergeld vermuten, das von ihr eigentlich schon verabschiedete "Zukunftsmodell" auf EU-Beihilferecht prüfen.
Vieles hängt nun vom Ergebnis ab. Was passiert, wenn das "Zukunftsmodell" abgelehnt wird? Ist es überlebenswichtig für den FCK? "Überlebenswichtig wäre zu hart formuliert. Wenn dieses neue Pachtmodell nicht kommt, werden die Investitionen ins NLZ und in die Zukunft des FCK in der geplanten Form jedoch nicht möglich sein. Die Existenz in der 2. Liga würde es aber nicht gefährden", erklärt Grünewalt. Der Finanzvorstand sieht es aber als unabdingbare Basis für Erfolg an: "Wenn man von einer längeren Verweildauer in der 2. Liga ausgeht, wird der FCK ohne das neue Pachtmodell das Fritz-Walter-Stadion auf Sicht nicht bewirtschaften können. Die jährliche Kaltpacht von 3,2 Millionen Euro und knapp zehn Millionen Euro Spielbetriebskosten machen ungefähr ein Drittel der Einnahmen in der 2. Liga aus. Damit kann niemand wettbewerbsfähig sein oder werden." Vorstandschef Stefan Kuntz unterstreicht dies: "Der neue Pachtvertrag ist die Basis für eine Rückkehr in die Bundesliga. Und, um den Verein strukturell konkurrenzfähig zu machen."
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