Die Krux mit den verschenkten Führungen

  • Früher kam man mit dem Druck auch klar. Ein Fritz Walter hat sich auch vor Spielen erbrochen und hat es trotzdem sogar bis zum Weltmeister geschafft. Druck sicherlich, aber als Erklärung isses mir zu einfach. Vor allem, weil sich das bei uns nach zig Umbrüchen wie ein roter Faden durchzieht. Und brauch mir auch keiner erzählen, es wären die Fans und die beeindruckende Kulisse. Denn die is inzwischen so gar nimmer beeindruckend. Wenn Gästemannschaften schon mehr Fans mitbringen, kann es daran schon mal nicht liegen. Vielleicht einfach mal konzentriert bleiben über 90 Minuten +x. Das würd sicher mehr helfen.

  • Mit welcher sachlichen Begründung darf ein Otto-Normal-Arbeitnehmer Druck spüren und hat damit umzugehen und ein Profi-Fußballer nicht?


    Das erhöhte (Schmerzens-)Geld ist keine sachliche Begründung, zumindest nicht alleinstehend. Davon ausgehend, dass jeder das "arbeitet" was er gut kann (der Fliesenleger kann gut Fliesen legen, der Verwaltungsangestellte gut allfälligen Schriftverkehr bearbeiten, die Bäckereifachverkäuferin gut Backwaren verkaufen, der Fußballer eben gut mit dem Ball kicken, etc.) darf noch jeder in seinem Bereich Druck spüren und muss lernen damit umzugehen. Und während man im Alter, sagen wir mal ü40, eine vermutlich gestandene Persönlichkeit innerhalb der Arbeitswelt darstellt, sind die meisten Profifussballer da aus ihrem Geschäft raus und müssen sich umorientieren. Insoweit besteht bei den Profis tatsächlich doch auch ein weiterer Druck, ähnlich der Existensangst der sonstigen Arbeitnehmer.


    Sicherlich, der finanzielle Aspekt darf nicht außer Acht gelassen werden; es wird gutes Geld auch in der 3. Liga verdient, sicher mehr als der Otto-Normal-Arbeitnehmer im Durchschnitt bekommt. Aber das vermindert nicht den (teilweise auch nur subjektiv empfundenen) Druck, im Gegenteil könnte es auch je nach Person zu einem Druckanstieg führen. Der Sprung zur Arbeitswelt mit Top-Gehältern und damit verbundenen Verantwortlichkeiten gelingt nicht, weil es zumeist an den Verantwortlichkeiten fehlt; das führt wohl dazu, dass man es sich leicht macht und behauptet, dass da kein Druck vorhanden sein kann oder dieser durch das Gehalt ausgeglichen ist. Aber so einfach funktioniert das nicht, weder bei den Profis, noch in der Arbeitswelt.

  • Früher kam man mit dem Druck auch klar. Ein Fritz Walter hat sich auch vor Spielen erbrochen und hat es trotzdem sogar bis zum Weltmeister geschafft. Druck sicherlich, aber als Erklärung isses mir zu einfach. Vor allem, weil sich das bei uns nach zig Umbrüchen wie ein roter Faden durchzieht. Und brauch mir auch keiner erzählen, es wären die Fans und die beeindruckende Kulisse. Denn die is inzwischen so gar nimmer beeindruckend. Wenn Gästemannschaften schon mehr Fans mitbringen, kann es daran schon mal nicht liegen. Vielleicht einfach mal konzentriert bleiben über 90 Minuten +x. Das würd sicher mehr helfen.

    heute ist ein ganz anderer Druck durch Medienpräsenz als zu Fritz-walter zeiten. Du vergleichst hier Äpfel mit Birnen

  • Tu ich das? Also ich verspür auch Druck. Ich weiss im Normalfall nicht mal, ob ich mit Nahrungsmitteln über den Monat komme. Trotzdem funktioniere ich gezwungenermaßen. Und ja, ich stehe jeden Morgen um 8 Uhr auf der Arbeit. Aber ich geb wenigstens keine dämlichen Interviews, in denen ich jede noch so abgenudelte Phrase dresche oder ähnliches. Oder hab die größte Sorge darin, ob mein Seitenscheitel ala Rossi oder Kroos bis Spielende hält. Und davon abgesehen, spielen die auch nicht anders, wenns grad mal um nix geht. Sieht man doch die Saison wieder gut. In der Rückrunde zählt doch eigentlich "nur" noch halbwegs durchzukommen. Wenn so Drucksituationen schon zuviel sind...


    Nein, ich glaub eher, die sind teilweise schon am überlegen, was sie gleich den wartenden Journalisten ins Mikro säuseln oder denken an die Dusche. Klar, so extrem wirds auch net sein. Und weiterhin klar, man kann auch mal wegen Druck verkacken. Aber zig mal die Nachspielzeit nicht über die Bühne zu kriegen, zeugt eher von Unkonzentriertheit und mangelnder Qualität. Und das mit der mangelnden Quali sieht man auch regelmässig. Ich nehm nur mal den Heino, wo er als Begleitschutz neben her rennt und den Gegner aufs Tor schiessen lässt. Druck? Unerfahrenheit? In dem Alter? Oder doch einfach net besser?

  • Druck hat fast jeder sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich. In einer Leistungsgesellschaft wie hier in Deutschland ist das normal. Wie man damit umgeht ist allerdings nicht so einfach zu erlernen, da spielen soziale und charakterliche Faktoren mit. Ein Profi muss öffentlich mehr aushalten, wie ein Ottonormalverbraucher aber er hat halt in anderen Bereichen weniger Druck. letztendlich geht es darum, seinen Beruf mit Einsatz auszuüben. Wer dazu nicht in der Lage ist muss sich halt was anderes suchen. Mitleid mit Profis habe ich nicht. Jeder ist seines Glückes Schmied.

  • Es gilt also festzustellen, dass jeder (!) mit individuell empfundenem Druck klarkommen muss. Und wenn wir nun uns nur auf die Fußballprofis fokussieren, dann gilt das vorweg ganz allgemein auch für sie. Speziell gilt für diese "Berufsgruppe" jedoch, dass sie viel stärker im öffentlichen Interesse stehen. Sie gehören einer Minderheit an, die das Glück hat, ihr Hobby zum Beruf machen zu können. Hierfür verdienen sie verhältnismäßig viel Geld, je nach Können sogar unverhältnismäßig viel Geld. Sie werden sehr viel früher auf dieses Berufsleben mehr oder weniger gezielt vorbereitet als alle anderen Arbeitnehmer. Diese Vorbereitung ist auf sportlichem Sektor stark ausgeprägt, auf dem sozialen und gesellschaftlichen Bereich eher defizitär. Die Kindheit eines angehenden Profis verläuft völlig anders als bei einem normalen Kind. Die Belastung durch Schule, Training und Spielen ist enorm. Der normale Alltag wird meist gar nicht mehr wahrgenommen, geschweige denn annähernd realisiert. Das haben inzwischen auch die Verantwortlichen für den Jugendbereich beim DFB erkannt. Es wird dementsprechend Zeit, dass die Jugendlichen auf das Leben und nicht nur ausschließlich auf "Fußball" ausgerichtet ausgebildet werden! Zumal diese eingleisige Ausrichtung fatale Folgen haben kann, wenn ein vermeintliches Talent diesen Anforderungen nicht gewachsen ist.

    Was nun den empfundenen "Druck" von Fußballprofis betrifft, kann man einerseits sagen: "Das muss man aushalten!". Man könnte aber auch in den NLZ die Jungs nicht nur mit speziellen Trainern (es gibt inzwischen sogar "Einwurftrainer") rein sportlich fördern, sondern verstärkt auch durch vereinsinterne Berater (u.a. Lehrer, (Sport)-Psychologen), die auch Sorge dafür tragen, dass die Jungs nicht "abheben" und mit dem zusätzlich empfundenen Druck besser umgehen können.

    Und was das Geld in diesem Zusammenhang betrifft - auch hier ist jeder seines Glückes Schmied.

    Das Ende einer Fußballerkarriere muss nicht gleich "Erwerbslosigkeit" oder gar "Absturz" bzw. "Armut" bedeuten. Man kann sich durchaus in jungen Jahren auf diese Situation vorbereiten, indem man das verdiente Geld sinnvoll verwaltet/anlegt. Man kann auch, wie es z.B. die Herren Bierhoff, Kahn, Lahm usw. getan haben, durch eine sinnvolle Aus- und Weiterbildung, ein zweites berufliches Standbein anstreben. Der Absturz in ein "tiefes Loch" nach dem letzten Spiel ist nur solchen Spielern vorbehalten, die sich um nichts während ihrer Fußballkarriere gekümmert haben.

    Beispiel: George Best, ein ehemals genialer Fußballspieler von Manchester United, soll einmal gesagt haben: "Ich habe viel Geld für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben, den Rest habe ich einfach verprasst." Er wurde nur 59 Jahre alt.

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  • Man sollte diese Fußballer einmal mit richtigem Druck konfrontieren und zwar in einer Firma, wo es um sehr viel Verantwortung geht. Ich musste in meiner Firma Teile bearbeiten, deren Wert in Hunderttausende ging und ich hatte immer nur einen Schuss. Meine wertvollste Sektion hatte eine Wert von 500 000 Euronen und wir mussten auch in schwierigsten Drucksituationen immer einen kühlen Kopf bewahren und die richtige Entscheidung treffen! Ein Fußballer hingegen muss nur das Tor treffen oder Tore verhindern, mehr nicht! Deswegen kann man mMn bei denen nicht von Druck reden, vielleicht von Anspannung und Nervosität, aber das auch nur bei den jungen Spielern! 8)

    Legenden werden niemals vergessen <3

  • Es ist schön, wenn du mit deinem Druck bislang gut klargekommen bist, aber du verkennst deutlich, was es bedeutet, im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen und die richtigen Entscheidungen im Profi-Fußballgeschäft zu treffen. Du gestehst dir selbst zu, einen gewissen Druck ob deiner Arbeit respektive Verantwortlichkeit zu spüren und verarbeiten zu können, aber verneinst das bei Fußballern. Klar, die müssen "nur" das Tor treffen oder verhindern ... in der Holzklasse mag das auch "egal" sein, aber je weiter es nach oben geht, desto größer ist der Druck diesbezüglich. Analog zu deiner Situation, wer mit 1 Euro bewertete Teile bearbeiten muss, dürfte weniger Druck verspüren, als eben Teile für 500k bearbeiten zu dürfen/müssen.

  • Es ist schön, wenn du mit deinem Druck bislang gut klargekommen bist, aber du verkennst deutlich, was es bedeutet, im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen und die richtigen Entscheidungen im Profi-Fußballgeschäft zu treffen. Du gestehst dir selbst zu, einen gewissen Druck ob deiner Arbeit respektive Verantwortlichkeit zu spüren und verarbeiten zu können, aber verneinst das bei Fußballern. Klar, die müssen "nur" das Tor treffen oder verhindern ... in der Holzklasse mag das auch "egal" sein, aber je weiter es nach oben geht, desto größer ist der Druck diesbezüglich. Analog zu deiner Situation, wer mit 1 Euro bewertete Teile bearbeiten muss, dürfte weniger Druck verspüren, als eben Teile für 500k bearbeiten zu dürfen/müssen.

    Prinzipiell richtig, aber mir geht es um die Verantwortung und die haben Fußballer nicht! Sie spielen ihr Spiel und wenn die einen Fehler machen, geht's halt weiter, aber in meiner Situation durfte ich keine Fehler machen, denn das hätte fatale Folgen nach sich gezogen! Zudem sind Profifußballer exorbitant höher dotiert, als Unsereins!

    Legenden werden niemals vergessen <3