Kommentar: Trendwende mit Fragezeichen

  • Diskussionsthema zum Artikel: Kommentar: Trendwende mit Fragezeichen


    Kommentar: Trendwende mit Fragezeichen

    Drei Spiele in sieben Tagen: Hinter dem FCK liegt eine "turbulente" englische Woche. Was bleibt sind 7 Punkte und zu viele durchwachsene Leistungen.


    Beim FCK ist dieser Tage gewiss nicht alles Gold was glänzt. Doch mit sieben Punkten aus der englischen Woche haben die Roten Teufel zumindest ein Thema von ihrer Sorgenliste streichen können. Die potentielle Gefahr, doch noch einmal in die Abstiegszone abzurutschen ist mit 41 Punkten hinfällig - der FCK hat sich den Klassenerhalt gesichert. Ebenfalls positiv hervorzuheben ist, dass der 1. FC Kaiserslautern seit nun sieben Ligaspielen ungeschlagen ist und sein Nachspielzeit-Trauma zu beendet haben scheint – die Art und Weise jedoch gibt zu denken. Ein Kommentar.

    Die Schlussviertelstunde gehört plötzlich dem FCK

    Die Unzulänglichkeiten der Schlussviertelstunde kosteten den FCK in dieser Saison bereits 11 Punkte. Ganze 13 Tore kassierten die Roten Teufel in den letzten 15 Minuten. Seit dem Heimspiel gegen Jena scheint sich das Blatt plötzlich gewendet zu haben. Im ersten Teil der englischen Woche drehten die Pfälzer einen 0:1 Rückstand, langten in der Schlussviertelstunde noch einmal richtig zu und schickten Jena mit einer 4:1 Niederlage nach Hause. Matchwinner des Spiels war ohne wenn und aber Christian Kühlwetter. Als eigentlicher Backup für Spalvis und Thiele wurde Kühli in der Sommervorbereitung von Michael Frontzeck zu den Profis geholt. Derzeit avanciert er zu einer kaum noch wegzudenkenden Waffe im Sturmzentrum.

    Die Flügelzange: Lauterns heimliche Schwäche

    Seit Sascha Hildmanns Premiere als neuer FCK-Trainer mussten die Roten Teufel erst acht Gegentore in 12 Ligaspielen einstecken, gleich sieben Mal blieb der FCK ohne Gegentor. Für Lukas Gottwalt - aus Sicht von Hildmann eigentlich ein potentieller Stammspieler - gibt es derzeit keinen Platz in der Innenverteidigung. Das Trio Sickinger, Kraus und Hainault hat sich im Defensivverbund fest gespielt und sorgt mit Unterstützung von Lennart Grill für eine neue defensive Stabilität. Rotiert wird beim FCK also an anderer Stelle: Aufgrund von Leistungsschwankungen und fehlenden Alternativen ist Sascha Hildmann von Woche zu Woche gezwungen, sowohl im defensiven Mittelfeld als auch in der Sturmspitze zu rotieren. Besonders im defensiven Mittelfeld, der eigentlichen Schaltzentrale, bräuchte es ein eingespieltes Duo mit unterschiedlichen spielerischen Schwerpunkten. Doch weder Jan Löhmannsröben, Gino Fechner oder Mads Albaek können in diesem Frühjahr 2019 konstante Leistungen abrufen.


    Ein noch größeres Problem offenbart sich in Hildmanns neuem 3-4-3 System auf den Außenpositionen. Weder Christoph Hemlein (in der Kicker-Rangliste auf Platz 217 von 219 gelistet) noch Hendrick Zuck (in der Kicker-Rangliste auf Platz 187 von 219 gelistet) können die zu Saisonbeginn gewünschten und erhofften Leistungen erbringen. Hoffnung machte zuletzt der junge Toni Jonjic, der nach starken Leistungen vom neuen Vereinsvorsitzenden Andy Buck ein Sonderlob erhielt. Jonjic ist schnell, technisch versiert und mutig im offensiven Zweikampf. Toni Jonjic, erst 19 Jahre alt, beflügelt im wahrsten Sinne des Wortes das Lautrer Flügelspiel. Jonjic bekam seine Chance, da die eigentlichen Protagonisten Zuck und Hemlein nicht liefern. Beiden fehlt seit mehreren Wochen der Zugriff zum Lautrer Offensivspiel, zu viele verstolperte Bälle, zu viele Fehlpässe, zu wenig Übersicht und Schwung über die Außenpositionen. Flanken von der Grundlinie: Mangelware.

    Torloses Remis gegen Braunschweig: Einfach nur enttäuschend

    Für alle Beteiligten war das torlose Remis gegen Braunschweig am vergangenen Mittwoch nur schwer in Worte zu fassen. Fehlte der Mannschaft der Kampfgeist? Nein! Hat sie die nötige Leidenschaft auf dem Platz vermissen lassen? Auch nein! Fehlende Betze-Tugenden? Auch das nicht!


    70 Minuten lang rannten die Roten Teufel in Überzahl auf des Gegners Tor an. Zählbares ist trotz des enorm hohen Ballbesitzes dennoch nicht raus gesprungen. An diesem Mittwoch Abend und unter dieser sehr widrigen Wetterbedingungen mangelte es dem FCK vor allem an offensiven Lösungen. Mit Ausnahme ein paar harmloser Distanzschüsse endeten die Offensivversuche des FCK meist vor dem gegnerischen 16-Meter-Raum. Bei den Pfälzern fehlte also mal wieder die letzte Konsequenz auf dem Weg nach vorne. Aber auch der gelb gesperrte Kühlwetter und der verletzte Jonjic fehlten an allen Ecken und Enden. Kaiserslautern agierte an diesem Abend im Gesamtbild nicht zielstrebig und kreativ genug, um den erlösenden Siegtreffer doch noch zu erzielen.

    Florian Pick macht Lust auf mehr

    Definitiv ein Gewinner dieser englischen Woche ist Florian Pick. Gegen Jena erzielte der Flügelflitzer den Treffer zum 4:1 Endstand, feierte damit sein erstes Profitor überhaupt. Im Anschluss ließ er seinen Gefühlen freien Lauf, schrie die Last förmlich heraus, die auf seinen Schultern lastete.


    Auch gegen Lotte war er einer der entscheidenden Faktoren, die den Auswärtssieg möglich machten. Der FCK tat sich enorm schwer, die Vorhersage von Julius Biada, der Platz in Lotte sei bei diesen Bedingungen eine bessere Kuhwiese, (im Vergleich zum Betze-Rasen aber immerhin noch bespielbar) traf voll ins Schwarze. Als den Sportfreunden in der 22. Minute ein Elfmeter zugesprochen wurde, musste man im Lautrer Fanblock wieder einmal böses ahnen. Doch Jovic traf nur die Latte, wie rund 10 Minuten später Sickinger auf der Gegenseite, als er einen Freistoß ans Gebälk zimmerte.


    Ansonsten war das Niveau der Partie sehr überschaubar, bis eben in der 53. Spielminute Florian Pick eingewechselt wurde. Er machte mehr Betrieb, zog immer wieder gekonnt mehrere Verteidiger auf, riss durch starke Laufarbeit immer wieder Löcher in die Verteidigung der Sportfreunde. Und Pick tat das, was ein Flügelspieler tun soll - er versuchte öfter zu flanken und so für Gefahr zu sorgen. Was sich in der 86. Minute endlich auszahlte, als eine seiner Hereingaben Timmy Thiele traf und den Lautrer Fanblock, oder besser gesagt das ganze Stadion, zum explodieren brachte. Und auch ein "Nachspielzeitgebibber" blieb wie schon gegen Jena aus. In der 93. Minute tauschten Thiele und Pick die Rollen. Nach einem Lupfer von Thiele, der an der Latte scheiterte, vollstreckte Pick zum 2:0 Endstand. Der Tag und damit die gesamte englische Woche war für den FCK und seine Anhänger gerettet. Ein Erlebnis war das Auswärtsspiel in Lotte ohnehin. Mitten in der Prärie, umgeben von Kuhställen und einem Bauernhof, lag die Lotter Spielstätte, erreichbar auf einem besseren Feldweg. Ein wenig Fußball-Romantik kam an diesem kalten und verregneten Samstag Nachmittag auf. Umso schöner, dass die 1.400 mitgereisten Anhänger den Heimweg mit drei Punkten im Gepäck antreten durften.

    Zufriedenstellende Punkteausbeute gepaart mit teils fragwürdigen Leistungen

    Was bleibt von dieser englischen Woche? Punktemäßig ist sie fast perfekt gelaufen. Sieben von möglichen neun Punkten sprechen eine deutliche Sprache. Dazu gewinnt der FCK endlich einmal Spiele in der Schlussphase. Das lässt hoffen. Leistungstechnisch war mit Sicherheit noch viel Luft nach oben, doch danach fragt am Ende keiner mehr. Zumindest so lange, bis das nächste Mal Punkte liegen gelassen werden.


    Und nein, wir werden an dieser Stelle nicht nicht das Aufstiegsfass aufmachen. Es müsste schon einiges zusammen kommen und im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Teufel zugehen. Acht Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz bei neun verbliebenen Spielen, theoretisch ist alles möglich. Bezieht man in diese Kalkulation allerdings die fehlende Konstanz ein, platzen die letzten Resthoffnungen innerhalb von Sekunden. Nur all zu gut, dass auch die Mannschaft die Finger von jeglichen Aufstiegsträumereien lässt: "Wir wollen die Liga vernünftig zu Ende spielen, so gut wie es nur geht. Am Ende werden wir dann sehen, wo wir stehen - so weit oben wie es natürlich geht", so Stürmer Timmy Thiele, der nach langer Durststrecke endlich mal wieder traf. Für den leidgeprüften FCK kann es in den verbliebenen neun Spielen eigentlich nur noch darum gehen, die jungen Talente weiter zu entwickeln, ihre Potentiale zu entfalten und letztlich eine Mannschaft auf's Spielfeld zu bringen, die im kommenden Jahr um den Aufstieg spielen kann. Oder spielen muss.


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Florian Dick: "Der 1. FC Kaiserslautern ist der englischste Klub in Deutschland."

    Hans Sarpei auf Twitter: Relegation 2013: Der Moment, wo ganz Deutschland zum Fan des 1. FC Kaiserslautern wird.

  • Treffender Lagebericht. Warten wir mal die beiden nächsten Spiele gegen Osnabrück und in Duisburg ab. Vlt. steht ja dann eine 9-Spiele-ohne-Niederlage-Serie zu Buche?

  • Michael

    Hat den Titel des Themas von „FCK: Trendwende mit Fragezeichen“ zu „Kommentar: Trendwende mit Fragezeichen“ geändert.
  • Demnach müsste Hildmann ja nun auf Pick, Thiele und Jonjic auf den Flügeln und Kühlwetter im Sturmzentrum setzen. Zuck und Hemlein zu den Amateuren. Schade das Gottwalt derzeit außen vor ist, aber auch schön zu sehen das es mit Sickinger ein junger geschafft hat sich festzuspielen.

  • Wäre übrigens ein Klassiker: Ein Spieler (in diesem Falle Florian Pick) dessen Vertrag ausläuft, dreht gegen Saisonende richtig auf um anschließend den Verein ablösefrei zu verlassen. Ich hoffe mal, dass hinter den Kulissen die Weichen für eine Vertragsverlängerung längst gestellt wurden.


    Als ich vor 2-3 Wochen ähnliches zu Antonio Jonjic schrieb wurde ca. 1Stunde später seine Vertragsverlängerung bekannt gegeben:-)

  • Bei Jonjic handelte es sich aber um eine Klausel im Vertrag, die im Vorfeld nicht bekannt (gegeben) wurde. Es bleibt zu hoffen, dass bei Pick der Vertrag ähnlich gestaltet wurde (z.B. Anzahl von Spielen = Verlängerung), denn aktuell dürfte das Interesse von anderen Vereinen an seiner Person zunehmen.

  • in der Tat sind die Flügel extrem schwach besetzt. Zuck unbrauchbar, wie Heimlein eigentlich auch , ohne die Impulse von Jonjic sähe es ganz düster.

    Im zentralen Mittelfeld defensiv hoffe ich immer noch auf Albaek als Leitfigur, davor Bergmann offensiv.


    Pick hat seine Szenen definitiv wenn er in der 2 Halbzeit eingewechselt wird.

    Würde Spalvis fit werden und fit bleiben müsste eigentlich alles in die offensiven Außenspieler investiert werden um nächste Saison angreifen zu können, dazu ein gestandener defensiver Mittelfeldspieler, den Tattookönig können sie gerne wieder gen`Osten ziehen lassen.

  • Bei Jonjic handelte es sich aber um eine Klausel im Vertrag, die im Vorfeld nicht bekannt (gegeben) wurde. Es bleibt zu hoffen, dass bei Pick der Vertrag ähnlich gestaltet wurde (z.B. Anzahl von Spielen = Verlängerung), denn aktuell dürfte das Interesse von anderen Vereinen an seiner Person zunehmen.

    Da hast Du wohl leider Recht. Pick hat mittlerweile 20 Saisonspiele gemacht und hier wird sicher keine Klausel automatisch greifen. Was Pick kann hat er schon in der Hinrunde angedeutet und dass sein Vertrag ausläuft wusste auch jeder. Ich fürchte, dass wir nun schlechte Karten haben.