Kommentar: Die taktischen Kniffe des Marco Antwerpen

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    Kommentar: Die taktischen Kniffe des Marco Antwerpen

    Marco Antwerpen hat seine Mannschaft binnen weniger Tage komplett umgekrempelt: Personell und taktisch. Der Derbysieg kann dabei nur ein erster Schritt gewesen sein. Ein Kommentar.


    Der 1. FC Kaiserslautern gewinnt zum ersten Mal im Jahr 2021 ein Spiel und unser Skeptik-Redakteur und Taktikfuchs Mitti sieht ein goldenes Zeitalter auf die Roten Teufel zukommen. Vielleicht übertreibt er aber auch ...

    Reicht der Glaube an die eigenen Stärken?

    Im Vorfeld des Südwestderbys gegen Waldhof Mannheim habe ich mich gefragt, was ich eigentlich von einem neuen Trainer, der erst so spät in der Saison zu dieser verunsicherten und instabilen Mannschaft dazu stieß, erwarte. Ja, der Nicht-Abstieg soll es sein, das dürfte klar sein. Aber vor allem wünsche ich mir konstante Leistungen. Denn in den bisherigen Saisonspielen schaffte es der FCK, Spiele - in denen er gute Leistungen zeigte - zu verlieren und die meisten Spiele, selbst wenn diese dominiert wurden, mit einem Unentschieden zu beenden. Beide Ziele (Nichtabstieg und Konstanz) sind nicht mit einem einzigen Spiel zu erreichen, weswegen ich mich innerlich schon auf eine Niederlage gegen die starken Mannheimer eingestellt hatte. Nun denn.


    Wer war diese Mannschaft gewesen, die da am Samstag im Carl-Benz-Stadion auftrat? Und vor allem, was hat Marco Antwerpen aus seiner taktischen Trickkiste hervor gekramt, wenn er es binnen drei Trainingseinheiten geschafft hat, einer völlig desolat zusammengestellten Mannschaft ein taktisches Konzept einzutrichtern, wie ich es seit den Aufstiegsambitionen zwischen 2012 und 2015 nicht mehr gesehen habe. Marius Kleinsorge äußerte nach dem Spiel, der Trainer hätte im Grunde nichts weiter getan, als ihnen den Glauben an sich selbst zurück zu geben. Die Mannschaft muss also einfach nur an sich glauben? Sascha Hildmann, Boris Schommers und Jeff Saibene schlagen sich an die Köpfe. Wieso haben sie nicht daran gedacht. Man muss nur glauben. Aber genug der Häme: Marius Kleinsorge hat das beste Spiel seiner noch jungen und ereignislosen Zeit beim 1. FC Kaiserslautern gemacht. Der Glaube an die eigenen Stärken hat da sicherlich eine Rolle gespielt, aber schauen wir uns doch mal die Taktik hinter diesem Sieg an.

    Was bisher geschah ...

    Bislang spielte der FCK in dieser Saison auf Konter und lief ab der Mittellinie zum Pressing an. Das - so mein Urteil - wirkte allerdings in den allerwenigsten Situationen einstudiert. Eine weitere taktische Komponente im Spiel von Saibene war der lange Ball nach vorne, gefolgt von Gegenpressing bei Ballverlust und einer Ablage ins offensive Mittelfeld von Pourie bei Ballgewinn. Unter Antwerpen ist nun alles anders. Zum Pressing angelaufen wird nun nach Spielkontext. Mal an der Mittellinie mit Ouahim und Pourie gleichzeitig, mal am gegnerischen Sechzehner mit der gesamten offensiven Viererkette, bestehend aus Ouahim, Pourié, Redondo und Kleinsorge. Aber damit ist bei Antwerpens Pressing noch nicht Schluss. In bestimmten Situationen kippt Carlo Sickinger nach hinten ab und bildet mit Rieder und Winkler eine Dreierkette, die es Zuck - der völlig überraschend als Außenverteidiger eingesetzt wurde und Zimmer erlauben, die Passwege des Gegners zuzustellen. Durch dieses Pressing blieb den Mannheimern oft nichts anderes übrig, als den langen Ball nach vorne zu schlagen.


    Die erste Halbzeit wurde Mannheim förmlich an die Wand gespielt. Ob sie dabei nur einen schlechten Tag hatten, völlig überrascht wurden oder wegen des neuen Trainers auf der gegnerischen Bank auch einfach unzureichend eingestellt waren, kann ich nicht beurteilen. Fakt ist, dass selbst in starken Mannheimer Phasen die Lautrer-Verteidiger - die bisher der Schwachpunkt dieses Team waren - vor Sicherheit nur so strotzten. Gewonnene Bälle wurden klug herausgespielt und nicht blind nach vorne geschossen. An einigen Stellen ließ die Lautrer Abwehr das Mannheimer Pressing so dilettantisch aussehen - man hätte meinen können, sie würden die Kurpfälzer Stürmer bewusst müde spielen wollen.

    Nächster Halt: Champions League?

    Wenn die Mannschaft jede Woche solche Leistungen abrufen sollte, hält uns nichts darin auf, schon nächstes Jahr Champions League zu spielen. Aber meine Freude über diesen Sieg und die sieben Riesling-Schorlen lassen langsam nach, von daher versuche ich diesen Sieg inzwischen in einen realistischen Kontext einzuordnen. Der FCK ist immer noch punktgleich mit zwei weiteren Vereinen (Bayern München II, Viktoria Köln) im Tabellenkeller und liegt zwar drei Punkte vor den Abstiegsplätzen, muss jedoch immer wieder daran erinnert werden, dass allein drei Mannschaften (Unterhaching, Duisburg, Lübeck) auf den Abstiegsplätzen liegend ein Spiel weniger auf dem Konto haben. Diese erste gute Leistung unter Marco Antwerpen ist schön und gut, bringt den Roten Teufeln jedoch weder den Nicht-Abstieg (und die direkt darauffolgende Champions League) noch die nötige Konstanz. Im kommenden Heimspiel trifft der FCK auf die zweite Mannschaft des FC Bayern München - und erst wenn auch dieses Spiel gewonnen wird, bin ich mir sicher, dass uns der Abstieg in dieser Saison noch nicht ereilen wird.

    Und sonst noch?

    Die neue linke Außenbahn, die von Marius Kleinsorge und Hendrick Zuck beackert wurde, hat mich zutiefst beeindruckt. Kleinsorge spielte wie der offensivste Außenverteidiger, den ich je gesehen habe. Auch Zuck gefiel durch schnelle Tempoläufe und kluges Umschaltspiel. Als Außenverteidiger hat man die Aufgabe, gegnerische Flanken und Angriffe zu verhindern. Und wenn Marco Antwerpen diese Art der Verteidigung bereits an der Mittellinie fordert, dann gefällt mir das bislang sehr gut. Wie dieses aggressive Pressing gegen Mannschaften mit besonders begabten oder besonders schnellen Außenstürmern gelingen wird, wird sich zeigen. Die Hoffnung liegt darin, dass es Antwerpen gelingt, dieser Mannschaft mehr als nur eine einzige taktische Ausrichtung und mehr als nur eine funktionierende Aufstellung näherzubringen. Und mir wird schon ganz heiß, wenn ich nur daran denke. Der FCK ist wieder da. Hoffentlich. Und um abschließend nochmal an den Glauben zu den eigenen Stärken zurückzukehren: Taktik gewinnt keine Spiele.


    Quelle: Treffpunkt Betze

  • Zuck auf die linke Abwehrseite zu stellen hatte schon was, da wäre wahrscheinlich selbst Klopp nicht draufgekommen...

    Auch Kleinsorge das Vertrauen zu schenken zahlte sich mehr als aus

  • Jetzt hoffe ich nur,daß das gute Auftreten unserer Jungs nicht nur durch einen Motivationsschub zustande gekommen ist,weil es ein Derby war,sondern das Antwerpen wirklich dauerhaft etwas bewegen kann.

    Wer die Schorle nicht ehrt,ist des Rausches nicht wert!

  • Ich hoffe jetzt nur dass man nicht der Meinung der Knoten wäre jetzt geplatzt und es würde jetzt von allein laufen. Es muss weiter gearbeitet werden

    Wer die Menschlichkeit vergisst, weil man anderer Meinung ist, der schlägt der Freiheit ins Gesicht.

  • Zuck auf die linke Abwehrseite, ist genauso ein guter Schachzug, wie damals bei Briegel in die Abwehr zu stellen.

    :schild: Eine Liebe ein Leben lang :schal:
    „Großer FCK deine Lieder singen wir voller Liebe wieder, wir stehen zu dir bis zum Tod, unsere Farben sind Weiß und Rot.“

  • Ja. Nur das Briegel noch jünger und entwicklungsfähiger war. Wahnsinn, jetzt hat Zuck ein sehr gutes Spiel als LV gezeigt und wird gleich mit Briegel verglichen. Nimms bitte nicht persönlich, aber sowas in der Art erwarte ich von einem Bayernfan. :rofl: