Diskussionsthema zum Artikel: Kommentar: Für den Anfang schon ganz gut
Kommentar: Für den Anfang schon ganz gut
Der Saisonauftakt gegen Eintracht Braunschweig bringt dem FCK zwar nur einen Punkt, macht aber definitiv Lust auf mehr. Ein Kommentar.
Mit Mike Wunderlich, René Klingenburg und Boris Tomiak standen drei Neuzugänge in der Lauterer Startelf. Ein wenig überraschend fanden sich dort auch Marlon Ritter - auf ungewohnter Sechserposition - sowie Torhüter Matheo Raab wieder. Den meisten Applaus erhielt jedoch ein lange vermisster Rückkehrer.
Spieltagsbilder: 1. FC Kaiserslautern - Eintracht Braunschweig (0:0)
Braunschweig wollte einen Punkt und bekam ihn
„Wir sind mit dem Punkt hier zufrieden“ erklärte Braunschweigs Trainer Michael Schiele in der Pressekonferenz nach dem Spiel. Den Eindruck konnte man bereits während der kompletten 90 Minuten gewinnen. Die Niedersachsen spielten nicht wirklich nach vorne, sondern waren primär darauf aus, keinen Spielfluß auf Lauterer Seite aufkommen zu lassen. Das gelang ihnen fast über die gesamte Spielzeit hinweg hervorragend. Immer wieder verschoben sie clever, machten die Räume sehr eng und ließen damit weder Kombinationsfußball noch Flügelspiel der Männer in Rot zu. Bezeichnenderweise dauerte es rund eine halbe Stunde, bis Lauterns Zehner Mike Wunderlich überhaupt seinen ersten Ballkontakt hatte.
Zudem konnten die Braunschweiger das Lauterer Spiel immer wieder mit taktischen Fouls und theatralischem Fallen zerstören. Begünstigt wurde dies durch Schiedsrichter Dr. Martin Thomsen, der zwar unzählige Freistöße pfiff, die gelbe Karte aber scheinbar erst im zweiten Durchgang griffbereit hatte. Die größte Chance des Spiels hatten die Gäste mit einem Pfostentreffer durch Martin Kobylanski. Ansonsten waren die Lauterer das in jeder Hinsicht überlegene Team.
Ritter und Tomiak überraschen positiv
Mit der Abwehrreihe Zuck-Götze-Tomiak-Hercher entschied sich Trainer Antwerpen für eine Viererkette, die sich im Aufbauspiel zu einer Dreierkette umformierte. Die Außenverteidiger orientierten sich dabei nach vorne, die Innenverteider nach außen und der Sechser Marlon Ritter ließ sich als Ballverteiler in die hinterste Reihe fallen. Dass die Variante durchaus Charme hat, untermauerte vor allem Ritter mit herausragender Ballsicherheit und mehreren starken Pässen.
Die 10. Spielminute allerdings, in der der Braunschweiger Martin Kobylanski freistehend nur den Pfosten trifft, wird sich das Team in der Videoanalyse sicherlich noch mehrfach ansehen. Hier unterliefen gleich mehreren rot gekleideten Akteuren grobe Schnitzer. Zunächst beim Ballverlust an der Außenlinie sowie in der anschließenden Rückwärtsbewegung. Ansonsten ließ die starke Defensive der Roten Teufel Braunschweiger Torschüsse lediglich aus der Distanz zu.
Ein richtig starkes Debüt lieferte Neuzugang Boris Tomiak. Der 1,93m große Innenverteidiger präsentierte sich kopfballstark, konsequent im Zweikampf, aber auch ruhig und überlegt mit dem Ball am Fuß. Seinen Platz in der Innenverteidigung sollte der ehemalige Düsseldorfer erst einmal sicher haben. Sein Nebenmann Felix Götze spielte die Position wohl eher aushilfsweise - eventuell bis zur Rückkehr von Marvin Senger oder einem Startelfeinsatz von Kevin Kraus. Dann dürfte er seinen Platz eher im defensiven Mittelfeld einnehmen.
Kaum Flanken und vorne keine Lufthoheit
FCK-Coach Antwerpen hat es schon häufiger angedeutet: Wer in der 3. Liga die Lufthoheit besitzt, kann hier - insbesondere durch Standardsituationen - entscheidende Tore erzielen. Man merkt, dass Thomas Hengen und Marco Antwerpen nicht nur bei den Neuverpflichtungen ein Augenmerk auf Größe und Kopfballstärke gelegt haben. Am Samstag standen mit Huth, Götze und Tomiak drei sehr kopfballstarke Spieler in der Startformation.
Der Gast aus Braunschweig bot allerdings mit Nick Proschwitz (1,92m) und Luc Ihorst (1,90m) im Sturm gleich zwei „Kanten“ auf, die dem Innenverteidigerduo Götze und Tomiak einiges abverlangten. Letztlich konnte jedoch keiner der beiden Stürmer eine nennenswerte Chance für sich verbuchen, was absolut für die Lauterer Defensive spricht. Was in der Abwehr sehr gut funktionierte, lief vorne noch nicht richtig rund.
Elias Huth braucht als Mittelstürmer lediglich eins: Hohe Flanken. Am Samstag erreichte ihn keine einzige. Lediglich nach einem Eckball landete über Umwege ein hoher Ball bei ihm. Diesen musste er zudem mit dem Rücken zum Tor stehend köpfen. Ansonsten kam einfach zu wenig von außen. Im ersten Durchgang konnte Hendrick Zuck, von Marlon Ritter traumhaft bedient, ein einziges Mal unbedrängt flanken. Ansonsten kamen Flanken zumeist von rechts, selten jedoch unbedrängt und fast nie präzise in den Strafraum. Die Standardsitutationen blieben, bis auf Huths Kopfball und einen direkten Freistoß von Zuck nahezu komplett ungefährlich. Hier geht sicherlich noch deutlich mehr. Schließlich wurde mit Mike Wunderlich einer der besten Freistoßschützen der Liga verpflichtet.
Keine Kirmestruppe
Spätestens die zweite Halbzeit gestalteten die Roten Teufel deutlich überlegener und kamen über Kenny-Prince Redondo und Marlon Ritter auch noch zu klaren Chancen. Aber eben nicht zum Torerfolg. Vergessen sollte man hierbei allerdings nicht die enorme Qualität, die der Gegner hatte. Im Gegensatz zu den meisten Zweitliga-Absteigern hielt sich der Aderlass bei den Braunschweigern stark in Grenzen, das Team war also schon recht gut eingespielt. Sieben Spieler aus der Startformation waren letzte Saison bereits für den BTSV aktiv und auch die Neuzugänge haben allesamt Zweitligaerfahrung. Oder wie Marco Antwerpen es formulierte: „Da steht jetzt keine Kirmestruppe auf dem Platz“.
Sicherlich werden auch die nächsten Lauterer Gegner kein Offensivspekatel anstreben. Trotzdem sollten die meisten Teams der 3. Liga personell eher weniger gut besetzt sein als die Niedersachsen, die zweifelsohne zu den Top-Favoriten zählen.
Willkommen zurück, Dominik Schad!
Für ein Comeback gibt es sicherlich bessere Zeitpunkte als die 30. Spielminute, in der man - nur mittelmäßig aufgewärmt - direkt Vollgas geben muss. Durch die verletzungsbedingte Auswechslung von Philipp Hercher war es dann soweit: Unter donnerndem Applaus erhob sich das Publikum, um einen der zuverlässigsten Spieler der letzten Jahre zu begrüßen: Rechtsverteidiger Dominik Schad. Nach beinahe 9-monatiger Verletzungspause infolge eines Wadenbeinbruchs begann der 24-jährige Aschaffenburger sein Comeback exakt so, wie man ihn kennt und wertschätzt: Mit einer Balleroberung am eigenen Strafraum. Auch wenn ihm noch etwas die Ballsicherheit fehlte, zeigte er fortan genau das, was ihn auszeichnet: Die Linie rauf und runtersprinten, immer anspielbar sein und saubere Pässe spielen.
Die Nummer 1 trägt die Nummer 40
In der letzten Saison durfte Matheo Raab nur dann das FCK-Tor hüten, wenn Stammtorhüter Avdo Spahic verletzt oder gesperrt war. Lediglich im Abschlussspiel gegen Verl durfte sich der Keeper mit der Rückennummer 40 - ohne, dass Personalnot der Grund gewesen wäre - erstmals präsentieren. Spätestens die Tatsache, dass der 22-jährige beim letzten Testspiel vor Saisonstart gegen den VfB Stuttgart II über 90 Minuten spielte, deutet auf einen dauerhaften Wechsel im FCK-Tor hin. Der kam für einige überraschend.
„Kurz vor dem Abschlusstraining“ habe er erfahren, auch gegen Braunschweig in der Startelf zu stehen, gibt Raab nach dem Spiel zu Protokoll und schlussfolgert zugleich, „es hat ganz gut geklappt hinten". Dem kann man sich anschließen. Der neue Stammtorwart hielt, was zu halten war und strahlte dabei absolute Ruhe aus. Warum aber der Wechsel? Schließlich stand Avdo Spahic nie in der Kritik. Grundsätzlich unterliefen dem Bosnier in der letzten Saison kaum größere Fehler und auf der Linie zeigte er zum Teil herausragende Reaktionen. Allerdings offenbarte er gerade im letzten Saisondrittel zu oft Unsicherheiten bei hohen Flanken oder Ecken. Spahic „klebte“ sehr häufig auf der Torlinie oder unterlief die Bälle einfach. Mit dem Torwartwechsel könnte die Kontrolle über den Luftraum vor dem Lauterer Tor nun wiedererlangt werden.
Ausblick: Wir fahren nur _ Mal nach Meppen
Entgegen der großspurigen Ankündigung vieler Lautern-Fans aus dem Jahr 1996 fährt der FCK nicht „nur einmal“, sondern mittlerweile jedes Jahr nach Meppen. So auch am nächsten Samstag. Hier steht Mittelfeldspieler Nicolas Sessa nach seiner gelb-rot-Sperre wieder zur Verfügung, Philipp Hercher wird eventuell fehlen. Auch wenn im ersten Saisonspiel kein Lauterer Akteur enttäuschte, könnte es in Meppen Änderungen geben. Muhammed Kiprit (anstelle von Huth) könnte im Sturm eine Chance von Anfang an erhalten.
Im defensiven Mittelfeld könnten Sessa oder Götze (für Ritter oder Klingenburg) auflaufen. Sollte Götze gegen Meppen ins defensive Mittelfeld vorrücken und Kraus oder Senger dafür in die Startformation rücken, hätte der FCK damit wieder einen kopfballstarken Abnehmer für hohe Bälle mehr auf dem Feld.
Mit einem Sieg bei den Emsländern, die ihr erstes Saisonspiel mit 1:3 in Halle verloren, könnte es ein durchaus gelungener Saisonauftakt werden. Sollte der erste Lauterer Auswärtssieg hier gelingen, wäre sogar ein Treffer von „Drama Queen“ Christoph Hemlein zu verschmerzen.
Quelle: Treffpunkt Betze