Diskussionsthema zum Artikel: Wieder eine irre Partie - doch etwas Enttäuschung bleibt
Wieder eine irre Partie - doch etwas Enttäuschung bleibt
Spektakel und Betzenberg, das scheint ein Dauerläufer zu werden. Trotz eines phänomenalen Comebacks fehlt dem FCK die letzte Konsequenz, um ein Spiel über die Zeit zu bringen.
Der 1. FC Kaiserslautern macht das, was er in den letzten Wochen gemacht hat: Spiele drehen! Ob es am Ende immer für drei Punkte reicht, sei dahingestellt. Gegen den SV Darmstadt 98, dem im Vorfeld der Partie die klare Favoritenrolle zugeteilt worden war, bewiesen die Roten Teufel erneut Comeback-Qualitäten. Jedoch bleibt unter dem Strich ein fader Beigeschmack - gepaart mit der Erkenntnis, dass sich die Mannschaft so nicht jede Woche präsentieren kann. Denn sieben Gegentore in zwei Heimspielen sind einfach zu viel.
Sonntag, Sonne, Betzenberg
Dass das Aufeinandertreffen zwischen Kaiserslautern und Darmstadt ein besonders stimmungsvolles werden sollte, machte die Anhängerschaft der Südhessen mit ihrer Choreo direkt klar. So wurden Teile des Stadions vor Spielbeginn in dichten weißen Rauch gehüllt. Doch davon ließ der FCK sich nicht beeindrucken, machte in den ersten Minuten ordentlich Druck und riss die Spielkontrolle im ersten Durchgang weitestgehend an sich. „Wir haben sehr gut in die Partie reingefunden und haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt“, resümmierte Dirk Schuster. Doch der Elfmeter zur Darmstadt-Führung kurz vor dem Pausenpfiff hatte der Mannschaft in der Folge sichtlich den „Stecker gezogen“. Besonders erkennbar war dies an zahlreichen unnötigen Ballverlusten und Missverständnissen im Zusammenspiel der Betzebuben.
Da lag das 2:0 für die Gäste dann irgendwie schon in der Luft. Doch die Lautrer wären eben nicht die Lautrer, wenn sie nicht doch noch irgendwie den „Lautern-Zug“ mobilisieren könnten. Dieser fing in einer Phase des Spiels, in der alles klar zu sein schien, an zu rollen und trug den Namen: Drei Tore in dreizehn Minuten! In fast schon gewohnter Manier überrumpelte der FCK seinen Gegner innerhalb kürzester Zeit, sodass das Fritz-Walter-Stadion einmal mehr überzukochen drohte. Wenn da nicht diese eine Schlüsselszene gewesen wäre, die die Roten Teufel wie schon zuletzt gegen Magdeburg den Sieg gekostet hat. Die Gegentore in der letzten Sekunde sind kraftraubend und künftig unbedingt zu vermeiden. Gerade vor dem Hintergrund des Spielverlaufs ist es umso ärgerlicher, einen solchen Ausgleich kassieren zu müssen. Am Ende trennten sich beide Mannschaften dennoch leistungsgerecht mit 3:3.
„Wir bleiben bodenständig“
Kenny-Prince Redondo, der mit seinen beiden Treffern entscheidend zum Punktgewinn beitrug, war direkt nach Schlusspfiff „glücklich mit dem Punkt.“ „Wenn man die Emotionen der Fans gesehen hat, dann ist das ein unbeschreibliches Gefühl“, so Lauterns Doppeltorschütze. Nicht zum ersten Mal in dieser Spielzeit bewiesen die Pfälzer Moral. Auch Marlon Ritter, der mit seinem nicht gegebenen Abseitstreffer womöglich den Brustlöser für den Comeback-Spirit der Mannschaft gab, fand lobende Worte für die Unterstützung im Stadion. „Mit den Fans im Rücken haben wir gesehen, dass wir Darmstadt vor große Probleme gestellt haben.“ Und Cheftrainer Dirk Schuster würde es gerne künftig "weniger wild" haben wollen. „Klar, als Trainer möchtest du Spiele gewinnen und einen etwas ruhigeren Nachmittag haben. So ein 2:0 wäre vielleicht mal ganz beruhigend für die eigenen Nerven, aber die zweite Liga ist brutal.“
Angesicht dieser "Brutalität" machen die Roten Teufel bislang einen souveränen Eindruck - vor allem im Vergleich zu den beiden Mitaufsteigern Magdeburg und Braunschweig. Aktuell belegen die Pfälzer mit 13 Zählern den siebten Tabellenrang. Dabei sei erwähnt, dass die Lautrer gleichauf mit Fortuna Düsseldorf mit jeweils sechzehn Saisontreffern hinter Spitzenreiter Paderborn die zweitbeste Offensive darstellen. Hinzu kommt die gesamte Atmosphäre und der Spirit, der den FCK gegenwärtig pusht. „Ich glaube, dass man merkt, dass wir eine brutal geschlossene Einheit sind. Dass egal was passiert, uns nichts zurückwerfen kann. Wir fressen das Gegentor, bleiben dann aber klar im Kopf und verlieren nicht völlig die Nerven. Das macht uns in den Momenten auch stark", so Kapitän Jean Zimmer. Trotz der Unklarheit darüber, ob die Hausherren nun zwei Punkte verloren oder einen Punkt gewonnen haben, bleibt die Erkenntnis, die Mike Wunderlich treffend beschrieb; „Wir können stolz sein“.
Ab nach Heidenheim!
Nun gilt es, das Darmstadt-Spiel abzuhaken und voller Zuversicht - gleichzeitig jedoch auch mit der so oft zitierten „Demut“ - in Richtung des nächsten Spieltags zu blicken. Die vielfach zitierte Brutalität wird dem FCK auch am kommenden Wochenende beim Drittplatzieren aus Heidenheim begegnen. Allerdings hat der FCH nach rund einem Viertel der Saison auch „nur“ zwei Punkte Vorsprung auf die Roten Teufel. Die Lautrer können diese Auswärtsreise mit breiter Brust angehen, da sie nicht nur mit enormer Fanunterstützung rechnen dürfen, sondern ihnen auch die Spielweise der Heidenheimer mehr entgegen kommt.
Spirit, Teamgeist, der Glaube an die eigene Stärken - das sind Attribute, die den pfälzischen Traditionsverein dieser Tage so stark machen. Und sie sind gleichzeitig Voraussetzung für die nächsten drei Punkte. Erst der Zusammenhalt in der Mannschaft macht es möglich, Spiele wie gegen Magdeburg oder Darmstadt zu drehen. Nach Heidenheim ist zudem vor der Länderspielpause. Ein kleiner Ansporn für die Roten Teufel? Mit Sicherheit! Für Dirk Schuster und seine Mannschaft kommt endlich einmal die Zeit, um die vergangenen teils spektakulären Wochen Revue passieren zu lassen, Abläufe zu analysieren und sich voll und ganz auf die Wochen bis zum WM-Pause zu fokussieren. Vor allem aber wird dies eine wichtige Pause für Lauterns Cheftrainer sein, um den Puls etwas herunterfahren zu können. Oder auch nicht?, „Bei mir ist es egal, ich habe sowieso schon graue Haare“, entgegnet Dirk Schuster.
Betze Inside: Datenanalyse zu #FCKSVD
Zum zweiten Mal in Folge durften die Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion ein Spektakel bestaunen. Der Blick auf die Daten zeigt, dass das Remis unter dem Strich durchaus in Ordnung geht - wobei die Hausherren dem Sieg tendenziell etwas näher waren. Der entscheidende Umschwung gelang durch die Hereinnahme von Mike Wunderlich und Robin Bormuth und der damit verbundenen Umstellung auf die Fünferkette (5-2-1-2). Auffällig ist außerdem die sehr lange Darmstädter Phase ohne Torschuss in der zweiten Halbzeit.
Grafiken: Darstellung von Betze Inside (Instagram / Twitter)
Quelle: Treffpunkt Betze