Thomas Müller sucht den Wertsachenbeutel: Amateurfußball statt WM in Katar!

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    Thomas Müller sucht den Wertsachenbeutel: Amateurfußball statt WM in Katar!

    Was machen Fußballsüchtige, die die WM in Katar boykottieren, aber nicht auf ihren Lieblingssport verzichten wollen? Sie gehen zum Amateurfußball. Eine kleine Hommage.


    Die ersten Tage der Weltmeisterschaft in Katar sind gelaufen. Dennoch wollen besonders unter den regelmäßigen Stadiongängern viele Fans die WM boykottieren. Je nach Liga sind das bis zu elf Wochen ohne ein einziges Spiel. Zum Glück für alle Fußballabhängigen rollt der Ball von der Regionalliga hinunter in die Kreisliga - parallel zum WM-Turnier - bis tief in den Dezember hinein. Der unterklassige Fußball bietet vieles, wovon Profis und vor allem Fans in Katar nur träumen können. Und er verdient Unterstützung. Deine Unterstützung!

    Dein Heimatclub


    Wann hast Du Dir bei deinem Heimatverein zuletzt ein Spiel angesehen? Dem Verein, in dem Du mit dem Kicken begonnen hast. Wo Du als Bambini auf dem Ascheplatz - statt dem Ball hinterherzurennen, lieber zusammen mit dem Gegenspieler Sandhaufen formtest. Wo Du nach der A-Jugend die aktive Karriere leider beenden musstest, weil die Anstoßzeiten am Sonntag einfach nicht mehr mit deinem Wochenend-Partymodus zu vereinbaren waren. Wo du einst aus 30 Metern Torentfernung einen unhaltbaren Hammer in den Winkel gejagt hast. Okay, eventuell waren es auch nur 16 Meter und der stark abgefälschte Ball schlug halbhoch und relativ mittig im Kasten ein. Aber egal, mangels Videobeweis hält sich die 30-Meter-Traumtor-Legende weiterhin hartnäckig.

    Bratwurst, Bier und Eisspray


    Im unterklassigen Fußball freuen sich Vorstände, Kassenwarte und Schriftführer noch über jeden Zuschauer, der den Verein mit seiner Anwesenheit und ein paar Euros unterstützt. Als Gegenleistung gibt es jede Menge Dinge, von denen WM-Besucher nur träumen können. Das ehrliche Flaschenbier, die Wurst vom Holzkohlegrill und der selbstgebackene Kuchen schlagen auch den Eurest-Aramak-Einheitsfrass deutscher Stadien sowohl geschmacklich als auch preislich um Längen.


    Vor allem aber ist der Kick auf den Sportplätzen der unteren Ligen noch authentisch. Seinen persönlichen Marktwert checkt man hier nicht auf transfermarkt.de, sondern auf dem Schützenfest oder freitagabends in der Disco. Der gegnerische „Möchtegern-Neymar“, der sich bereits zum dritten Mal nach einer Mini-Berührung übertrieben brüllend quer über den Rasen rollt, erhält vom Innenverteidiger beim nächsten Eckball garantiert einen glaubhafteren Grund zu Boden zu gehen. Und wenn auf dem Sportplatz das Spiel für zehn Minuten unterbrochen ist, dann entweder, weil der Teambetreuer versucht, den Treffer in den Unterleib des Außenstürmers mit Eisspray zu behandeln - oder weil nun auch der dritte Ball unerreichbar im benachbarten Schrebergarten gelandet ist. Aber niemals, weil der Schiedsrichter mit den Zeigefingern ein Quadrat formt, um anschließend einen Bildschirm am Spielfeldrand anzusteuern.

    Social Media: Weltklasse vs. Kreisklasse


    Beide, sowohl WM-Profis als auch Amateurfußballer, nutzen ihre Instagram-Accounts primär zum Herumposen. Bei den Profis reicht es vom perfekten Foto des perfekt inszenierten Torjubels bis hin zum nicht minder perfekten Resultat des letzten Frisörbesuchs. Unterdessen postet der unterklassige Kicker lieber unvorteilhafte Bilder hochachtungsvoller Teamkollegen beim letzten Kabinenfest. Gemessen an der Followerzahl heimst der Kreisklassenronaldo damit sogar verhältnismäßig mehr Likes ein, als der echte CR7 mit dem Bild seiner neuen Frise.


    Apropos Likes: Hätte der Überraschungsaufsteiger in die Verbandsliga eine eigene Medienabteilung, sie hätte jeden einzelnen Spieler genötigt, sämtliche hochgeladenen Videos von der Mannschaftstour zum Ballermann umgehend zu löschen. Aber welcher Verbandsligaclub hat schon eine Medienabteilung?

    Sätze, die nur im Amateurfußball fallen


    Nach dem Schlusspfiff werden sich Bellingham, Pedri & Co. im WM-Stadion stets Horden von mit Pappschildern bewaffneten Trikotbettlern ausgesetzt sehen. Auf den Amateurkicker lauert an dieser Stelle eine völlig andere Gefahr. Der mannschaftsinterne Kassenwart. Bier trinken im Trikot: Strafzahlung in die Mannschaftskasse! Rauchen im Trikot: Strafzahlung in die Mannschaftskasse! Würde Niclas Füllkrug lässig mit der Kippe in der Hand durch die Mixed Zone flanieren und Manuel Neuer mit dem Reklamierarm erstmal ein kühles Pils öffnen - es würde das Einschalten der WM beinahe noch rechtfertigen, aber Hand aufs Herz - so etwas wird nicht passieren.


    Genauso wenig wird der gefoulte Kylian Mbappé seinem Gegenspieler zurufen: „Wir müssen doch morgen alle wieder arbeiten!“. Lionel Messi wird beim Betrachten der gegnerischen Aufstellung definitiv nicht attestieren, „die haben zwei von der Ersten dabei“ und auch Thomas Müller wird nach seiner Auswechslung nicht fragen, welcher Teamkollege denn nun den Wertsachenbeutel habe. So etwas gibt es einfach nur im Amateurfußball.

    Jetzt seid Ihr dran!


    Zwei Bitten haben wir abschließend an Euch. Erstens: Ob Frauen- oder Männerfußball, D-Jugend oder die 2. Mannschaft, nutzt die WM-bedingte-XXL-Winterpause und lasst Euch mal wieder auf dem Sportplatz sehen! Spendiert dem Platzwart, dem Mannschaftsbetreuer oder dem Schiedsrichter ein Bier und geniesst die Zeit mit den Leuten, für die Fußball kein Business, sondern wirkliche Leidenschaft ist.


    Und zweitens, beantwortet uns bitte folgende Frage: Welche Sätze hört man garantiert nie bei der WM, sondern nur beim Amateurfußball? Schreibt Eure Ideen gerne als Kommentar im Forum von Treffpunkt Betze oder unterhalb unserer Facebook-, Twitter- und Instagram Posts auf. Wir sammeln Euren Input und veröffentlichen dann die besten Antworten.


    Quelle: Treffpunkt Betze

  • Zum zweiten Teil:


    Schiedsrichter an Spieler, der gerade rüde gefoult wurde und der Schiri dennoch kein Freistoß gepfiffen hatte:


    „Junge! Wenn der Zug kommt, musst du von den Gleisen runter!“

  • Und zweitens, beantwortet uns bitte folgende Frage: Welche Sätze hört man garantiert nie bei der WM, sondern nur beim Amateurfußball?

    Wie jetzt? Gar keine Kreisliga-Kicker hier unterwegs? ;)

    Florian Dick: "Der 1. FC Kaiserslautern ist der englischste Klub in Deutschland."

    Hans Sarpei auf Twitter: Relegation 2013: Der Moment, wo ganz Deutschland zum Fan des 1. FC Kaiserslautern wird.