Moinsen,
hier mal ein paar Gedanken zur West, der Stimmung gestern und all den unterschiedlichen Meinungen darüber...
Natürlich hat der zahlende Fan faktisch ein Recht zu pfeifen, wenn er unzufrieden ist. Ok, er hat aber auch faktisch das Recht sich den Finger in den Popo zu stecken und dabei La Paloma rückwärts zu pfeifen. Rechte haben und sie einsetzen sind zwei paar Schuhe. Es geht doch um Aktion und Reaktion, um Ursache und Wirkung.
Man muss zudem unterscheiden, wie und vor allem "wann" gepfiffen wurde. "Nach" einem grottenschlechten Kick über 90 Minuten, in dem das Team keine Einstellung zeigte, kann ich ein abschließendes Pfeifkonzert schon nachvollziehen - vorrausgesetzt die Fans haben während des Spiels AUCH alles gegeben. Wenn ich aber sehe, dass bei einer Führung schon extrem gepfiffen wird, dann kann ich nicht behaupten, die Fans hätten alles versucht - aber es von den Spielern verlangen. Erst sollte Mensch einmal bei sich anfangen.
Aber schon während eines Spiels, das noch gewonnen werden kann und derart auf der Kippe steht, ist es schlichtweg kontraproduktiv und extrem dümmlich. Denn was hat man davon, außer dass das Team noch verunsicherter wird und die Chance zu verlieren nochmals steigt? Mit jeder Minute wurde das Team sichtlich unsicherer und was wird gemacht? Noch lauter gepfiffen...es ist unglaublich. Unser Team ist im Schnitt knapp 23 Jahre - könnt ihr Euch vorstellen, WAS solche Aktionen in jungen Spielern bewirken? Anscheinend nicht, den Menschenführung scheint nicht die Stärke einiger hier zu sein. Und sagt nicht "das sind Profis" - "die müssen das abkönnen". Diese billigen Alibis ziehen nicht.
Eines ist richtig, es sind Profis. Menschen, die mit Fußball Geld verdienen; aber auch Menschen wie Du und ich, einer so der andere so. Junge Menschen, die an sich zweifeln und uns Fans brauchen, um wieder nach oben zu kommen. Wie war das mit der Einheit? Das Pfeifen ist wie der 13. Mann für den Gegner. Dann frage ich: Seid Ihr für den Gegner, oder warum macht Ihr das?
Dann kommen wir zu den Auswechslungen. Ein Spieler, der nicht gerade berauschend spielte und einen Elfer verschossen hat, wird mit einem gellenden Pfeifkonzert und unzähligen Mittelfingern vom Platz getrieben - eine Art Demütigung für eine Person, der ich anmerkte, dass er wollte, aber es hat eben nicht so viel geklappt. Immer schön reintreten, in die, die schon am Boden liegen. Das macht Laune und lenkt eventuell auch von den eigenen Unzulänglichkeiten ab. Was fällt denen ein so viel Geld zu verdienen und dann einen Elfer zu verballern? Nicht aufm Betze, da wird der Typ zur Minna gemacht - ist ja unser Recht! "IIIcchh zahl den doch!" hört man immer wieder ...Niemand wird gezwungen Geld zu zahlen, nur mal so nebenbei.
Dann kommen wir zur Auswechslung Reinerts. Pfiffe, nicht gegen Reinert denke ich - gegen den Trainer, da ja Reinert einer der besseren war. Keiner dieser Schlaumeier wusste, dass Reinert runter wollte - er konnte nicht mehr, war platt und bat den Trainer runter zu dürfen. Aber die West pfeift in vollem Eifer über diese “schwachsinnige Auswechslung”. Großes Kino! Soll sich Rekdal in einem Tutut mit einem Plakat in der Hand vor die West stellen und jeden Wechsel rechtfertigen? Sieht fast so aus.
So werden junge Spieler nie zur Form finden, denn nach solchen Aktionen hat jeder Angst sich auch nur etwas zuzutrauen. Warum wohl blühen so viele Spieler woanders auf? Weil der Rucksack, den sie tragen müssen um einiges leichter ist. Und jeder Pfiff gegen einen verunsicherten jungen Spieler, macht diesen nur noch schwerer. Nur ein Beispiel: Kein Schwein will jetzt mehr einen Elfer schießen und wenn mal einer kommt, ist der auch noch nicht drin, denn das Team weiß: Verschieß ich, bin ich untendurch bei den "treuen Fans" - das ich nicht lache. Bei all diesen Aktionen verkommt das “You´ll never walk alone”, dass alle so inbrünstig anstimmen, zur Farce.
Und das fordern die Fans doch immer - Selbstvertrauen, eine breite Brust der Spieler, die sich was trauen und das FCK Emblem mit Stolz tragen. Aber wehe es geht etwas schief, oder daneben; dann ist Spießroutenlauf auf dem Betze angesagt. Nee, so funktionert das bestimmt nicht. Mit solch einem kurzsichtigen Fandenken tragen auch die Fans eine Mitschuld, dass das junge Team so schwer wieder auf die Beine kommt. Ich kann mich kaum noch erinnern, wann ein Spieler von uns nach einer schlechten Leistung aufgemuntert wurde anstatt runtergemacht zu werden.
Dann werden wieder neue Spieler verlangt. Wir brauchen Leader, Knipser, Leute, die sich mit Lautern identifizieren. Nehmen wir mal an ein junger talentierter Spieler hat die Wahl zwischen Lautern und Verein x,y. Geld ist gleich, also entscheiden die Umgebung und das Umfeld. Wo geht er lieber hin? Momentan überlegt sich jeder 5 Mal, ob er sich DAS hier bei uns antun soll. Eine solch vergiftete Stimmung. Und auch da tragen die viel zu kritischen und ungeduldigen Fans eine Mitschuld. Nur gemeinsam kommen wir da raus - merkt Euch das - nur gemeinsam und dann sollte man das eigene Ego doch einmal zurückstellen, auch wenn es noch so schwer fällt...
So, um den Kreis jetzt wieder zu schließen. Jeder hat das Recht zu pfeifen - das ist vollkommen richtig. Nur soll sich dann bitte keiner beschweren, wenn es eher abwärts als aufwärts geht - Keiner! Rechte haben und sie sinnvoll nutzen sind zwei paar Schuhe - dann lieber doch den Finger in den Allerwertesten stecken und das La Paloma anstimmen - Das Recht haben auch Alle.
mfg & in Hoffnung auf ein Besinnen...
SaZa