Mal unabhängig von der aktuellen Thematik, ich denke grundsätzlich dürfte man sich hier auch darüber im Klaren sein, dass es nicht ohne Stadionverbote geht - das beweisen immer wieder vorkommenden und teilweise exzessiver werdenden Vorkommnisse jede Saison, Tendenz leider steigend. Ergo geht es um das "wie". Ich sehe in dem BGH-Urteil keine vernünftige Lösung, würde den Fall dem BVerfG vorlegen. Das ist aber kein Freispruch für den "Fan" und erst Recht kein Argument für "die aktiven und organisierten" (tolle Bezeichnung im Übrigen) Fans.
Fakt ist eines, die Gewalt und damit verbunden auch die Straftaten nehmen seit Jahren zu. Das mag punktuell bei manchen Vereinen anders aussehen, gar gegensätzlich sein, aber bundesweit ist eine eindeutige Tendenz festzumachen. Dem kann man nur mit harten Strafen begegnen. Nur wo fängt man an, was ist legitim. Wo schützt man und an welcher Stelle wird es willkürlich. Die Vereine reiten da auf der Rasierklinge. Im Fall des vom BGH bestätigten Urteils halte ich die Vorgehensweise für willkürlich, ist dem Fan doch offenbar außer einer Gruppenzugehörigkeit nichts nachgewiesen und damit vom Grundsatz her freizusprechen. Allerdings muss hierbei beachtet werden, dass ein Hausrecht nichts mit einem normalen Gerichtsverfahren zu tun hat und der "Rechtsstaat" damit außen vor ist. Grundsätzlich hat also der Verein das Recht, Personen ins Stadion zu lassen oder eben nicht und darüber hinaus die Pflicht, Fans vor gewaltbereiten anderen Fans zu schützen. Nimmt der Verein seine Aufgabe ernst, dann geht dies nur über bundesweite Stadionverbote. Schließlich kann er sich nicht auf den Standpunkt stellen, er hat zuhause aufgeräumt, lässt den Krawall aber in die anderen Stadien ziehen. Hierbei sollte es natürlich - trotz Hausrecht - zu einem sauberen Verfahren kommen. Der Verein sollte also in der Lage sein, dem potenziell zu verurteilenden Fan das Fehlverhalten nachzuweisen. Dann sind auch Stadionverbote gerechtfertigt. Das ist die Vorgehensweise, die jeder sich wünscht.
Die Realität sieht leider anders aus - bedingt durch diverse Vorkommnisse und das Verhalten der entsprechenden Gruppen/Personen. Allein die Tatsache, dass Straftäter gedeckt werden, bringen den Verein in eine verdammt missliche Lage. Wie soll der Verein denn einer Person begegnen, die tatsächlich etwas getan hat, aber von einer Hundertschaft an "Zeugen" gedeckt wird und es zu dem Zeitpunkt ggf. kein Videomaterial oder ähnliches vorliegt? Wie darf bzw. muss ein Verein dahingehend zum Wohle der "normalen" Fans reagieren?
Es ist leicht, sich gegen Stadionverbote auszusprechen, ohne eine nähere Begründung zu liefern. Es ist auch von verschiedenen Personengruppen nicht anders zu erwarten. Stadionverbote sind keine "Endlösung" und werden den "Konflikt" nur verschärfen. Einen Konflikt, den kein Verein wirklich zu verantworten hat, den er aber von seinen "Fans" in die Schuhe geschoben bekommt und eine für alle Seiten nachteilige Entscheidung treffen muss. Meines Erachtens ist das die eigentliche Problematik und das Thema, mit dem man sich auseinandersetzen muss, nicht das Stadionverbot an sich. Die im Vorfeld eines erteilten Stadionverbotes handelnden Personen sind dazu aufgefordert, nachzudenken und Lösungen zu präsentieren und den (eigenen) Verein als notgedrungenen Scharfrichter zu entlasten.