ZitatAlles anzeigenFussball: Interimstrainer Alois Schwartz will Rote Teufel neu beleben - Franco Foda Nachfolgekandidat
VON OLIVER SPERK
KAISERSLAUTERN. Alois Schwartz, der Interimscoach, wirkte locker und unaufgeregt. Er freut sich riesig über diese Chance, die sich ihm am Montagabend so plötzlich eröffnete: Der 42-Jährige hat beim 1. FC Kaiserslautern, Tabellensechster der Zweiten Fußball-Bundesliga mit drei Punkten Rückstand auf den Relegationsrang, das Zepter übernommen - gestern, am Tag eins nach dem jähen Ende einer erneut kurzen Trainer-Epoche beim FCK, der Ära Milan Sasic.
Geduldig stellte sich Schwartz gestern Nachmittag allen Fragen - selbst lange nach einer dieser Trainer-Präsentations-Pressekonferenzen im Medienraum des Fritz-Walter-Stadions, die es in den vergangenen ereignisreichen Jahren der Klubgeschichte so häufig gegeben hat. Der in Nürtingen geborene Ex-Profi erläuterte gerne seine Auffassung, dass es nach einer Trainerentlassung besonders wichtig sei, neue Reize zu setzen, etwas anders zu machen. Als erste Amtshandlung verkürzte Schwartz gestern den ungeliebten langen Arbeitstag der Profis: Nach dem zweiten Training fielen das unter Sasic obligatorische gemeinsame Abendessen und die folgende Pflege-Einheit aus. „Es sind noch drei Wochen und noch vier Spiele bis zum Saisonende. Da geht es um die geistige Frische, denn fit ist die Mannschaft", betonte Schwartz, „es geht darum, alles zu geben, mit heißen Herzen und kühlen Köpfen. In der Mannschaft steckt genügend Qualität und auch Erfahrung." Für den Aufstieg, meint er. Dieses Wort wirklich ganz deutlich und offensiv auszusprechen, damit hält sich auch Schwartz natürlich zurück, ganz dem Vereinsduktus entsprechend, der schon galt, als die Chancen, aufzusteigen, noch besser waren.
„Alois soll das bewirken, dass die Mannschaft dem noch erreichbaren Ziel möglichst lange hinterher ist", betonte FCK-Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz. Es sei aber klar kommuniziert, dass sich der Klub auf die Suche nach einem Cheftrainer für die kommende Saison mache. Einer der Kandidaten bleibt nach RHEINPFALZ-Informationen der ehemalige FCK-Kapitän Franco Foda (43).
Dass nach nur knapp 15 Monaten Amtszeit des vor einem Jahr gefeierten Retters Sasic schon wieder ein neuer Trainer für die Roten Teufel gesucht werden muss, begründete FCK-Chef Kuntz gestern mit den seit Rückrundenbeginn währenden Meinungsverschiedenheiten - nicht nur über die Wintertransfers - mit dem 50-Jährigen, die zur Störung des Vertrauensverhältnisses führten: das Ende einer Männerfreundschaft. „Milan wollte nicht akzeptieren, dass im Verein alles so weiterläuft wie bisher", sagte Kuntz. Offenbar hat der Klubchef die Forderungen des Alles-Kümmerers Sasic nach weiteren personellen Umbesetzungen im Verein nicht erfüllen wollen. Auch in sportärztlichen Fragen hat es wohl Differenzen zwischen Sasic auf der einen sowie der medizinischen Abteilung und Kuntz auf der anderen Seite gegeben. Etwa was die Behandlung der hartnäckigen Fersenverletzung von Torjäger Srdjan Lakic angeht. Der Stürmer wird nun heute in München nochmals untersucht und fällt wohl für die Partie am Freitag (18 Uhr) gegen den FC Augsburg ebenso aus wie Tobias Sippel (Muskelfaserriss).
Die Trennung von Sasic habe „schon länger im Raum gestanden", bekannte Kuntz. Letzte Gespräche am Montag hätten gezeigt, dass es keinen anderen Weg mehr gebe. So hat der Vorstand mit Zustimmung des Aufsichtsrates die Trennung von Sasic sofort vollzogen. „Es stellte sich die Frage, ob es nicht für beide Seiten besser ist, das gleich zu tun", sagte Kuntz, der noch am Montagabend Schwartz als Übergangstrainer installierte. Jener schwärmt: „Was ich geil finde, ist, dass hier Fußball gelebt wird. Wenn ich die Westkurve sehe, sehe ich da bei Heimspielen 15.000 Leute stehen ...".
Gegen Augsburg kann er sich die Fankurve erstmals als Trainer der Lauterer Zweitliga-Mannschaft betrachten - und vielleicht auch feiern sehen. Dann würde er seine nächste große Pressekonferenz bestimmt noch lockerer meistern.
Quelle : Die Rheinpfalz