@WKV, eine kleine Ergänzung zu Deinen Ausführungen. Die Evangelien sind viel früher entstanden, als das lange Zeit angenommen wurde. Lange Zeit wurde angenommen, die Evangelien und vor allem Johannes seien erst um die Jahrhundertwende vom 1. Jhd. zum 2. Jhd. entstanden. Dies ist aber durch verschiedene Forschungsergebnisse inzwischen widerlegt. Natürlich sind sich die Wissenschaftler nie ganz einig, anzunehmen ist jedoch, dass Markus und Matthäus vermutlich bereits vor 50 n. Chr., Lukas nicht viel später und selbst Johannes vor 80, evtl. sogar noch früher entstanden sind.
Natürlich hat es eine gewisse redaktionelle Bearbeitung gegeben, aber wenn man die Evangelien mit den märchenhaften Schriften aus dem 2. Jhd. vergleicht, fällt auf, dass sich die Verfasser bemüht haben, den Sachverhalt so darzustellen wie sie ihn gekannt haben und möglichst wenig zu verändern. Oder meint ihr wirklich, dass der Verrat des Petrus, der der Gemeinde vorstand, in einem Text erhalten geblieben wäre, der geschönt wurde? Vor allem im Markusevangelium (Markus war ein Mitarbeiter von Petrus) werden die Stellen, bei denen Petrus von Jesus kritisiert wird, sehr genau beschrieben. So etwas hätte eine - ja immer wieder behauptete - nachträgliche Beschönigung niemals überlebt.
Von daher ist die wichtige Frage: Glaube ich den Berichten der Männer, die das aufgeschrieben haben? Es ist nämlich davon auszugehen, dass die Texte in weiten Teilen so erhalten sind, wie sie von den Evangelisten wenige Jahrzehnte nach Jesu Kreuzigung aufgeschrieben wurden (die Briefe übrigens noch viel früher).
Ganz anders sieht es übrigens im alten Testament aus - hier kann man die zahlreichen redaktionellen Überarbeitungen sehr stark bemerken.