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Kommentar: Defizite des FCK werfen Fragen auf
Offensiv wie defensiv offenbarte der FCK in der englischen Woche eklatante Defizite. Bald könnte noch die Abstiegsangst dazukommen. Ein Kommentar.
Eine
ereignisreiche Woche liegt hinter dem FCK. Am Dienstagabend
informierte der Klub beinahe schon nebenbei darüber, dass die
Investorengruppe „Saar-Pfalz-Invest GmbH“ für elf Millionen Euro
33 Prozent der Anteile an der 1. FC Kaiserslautern GmbH & KGaA
erwarb. Einen Tag später folgte dann ein emotionales Remis auf dem
Betzenberg gegen Ingolstadt (1:1), samt Henke-Tritt und der schlimmen
Verletzung von Dominik Schad, ehe die englische Woche für die Roten
Teufel mit einem miesen Auftritt am Samstagmittag beim SV Meppen
endete. Statt Aufstiegskampf richtet sich der Blick nun - mal wieder
- zunächst nach unten.
Rote
Teufel agieren gegen Ingolstadt offensiv zu einseitig
Dabei
war man eigentlich frohen Mutes nach dem 0:0 gegen die kleinen
Bayern, wo die Lautrer in der Schlussphase durchaus einen Sieg hätten
eintüten können. Man hoffte, dass die Roten Teufel im Spiel gegen
den FC Ingolstadt 04 an dieser Leistung anknüpfen und der Knoten
endlich platzen würde. FCK-Coach Jeff Saibene hielt dabei an der
Aufstellung sowie an dem 4:1:4:1-System fest, auf das er bereits
gegen die FCB-Reserve überraschend setzte. Und tatsächlich dauerte
es nur zehn Minuten, bis Lauterns Stürmer Marvin Pourié per Hacke
nach Vorarbeit von Daniel Hanslik die Führung für die Roten Teufel
erzielte. Alles lief nach Plan.
Dem
Treffer voraus ging ein langer Ball, was System im Lautrer
Angriffsspiel hat. Vor allem die Innenverteidiger Kevin Kraus und
Carlo Sickinger spielten diese weiten Pässe gegen den FCI gekonnt.
Aber auch die Außenverteidiger Schad und Adam Hlousek brachten die
Bälle nach vorne. Meist kurbelten sie die Offensive an, dann folgte
eine Flanke in den Strafraum. Nur: Egal von wem diese - teils
brauchbaren - Pässe kamen, was danach folgte, war meist pures Glück
wie eben beim Treffer durch Pourié. Das
Mittelfeld existierte dagegen kaum, weil es häufig überspielt
wurde. So wurden kaum Flanken von der Grundlinie geschlagen und von
Kombinationsfußball fehlte sowieso jede Spur. Zu letzterem könnte
man allerdings anmerken, dass dies von Saibene auch gar nicht gewollt
sei - und damit hätte man nicht ganz Unrecht. Schließlicht sagte
der Lautern-Trainer schon bei seiner Vorstellung, die 3. Liga
dominiere man nicht mit „spielerischen Ansätzen“.
FCK
kämpft, doch am Ende bleibt nur ein Zähler am Betzenberg
Vielmehr
sei sein Plan, über Kampf ins Spiel zu kommen, was schnell an die
oft zitierten Betze-Tugenden erinnerte: Die Spieler müssen Gras
fressen! Solche Phrasen enthüllten sich in der Vergangenheit
allerdings nicht selten als leere Versprechungen, mit denen Trainer
zu Beginn ihrer Amtszeit gerne versuchten, Sympathien beim Anhang zu
gewinnen. Was mich betrifft, kann ich diesbezüglich nur sagen, dass
ich bei solchen Sätzen längst auf Durchzug schalte.
Doch
gegen Ingolstadt kämpften die Lautrer tatsächlich, was uns zu einem
wirklich positiven Aspekt führt: die Körpersprache. Über weite
Strecken der Partie stimmte sie und man hatte das Gefühl, die Roten
Teufel wollen mit aller Macht als Sieger vom Platz gehen. Nur
als leidgeprüfter FCK-Fan weiß man eben: Nutzt die Mannschaft ihre
wenigen guten Möglichkeiten nicht, um nachzulegen, ist der Ausgleichstreffer nicht weit. Und so kam es, dass der FCK einen der
vielen langen Bälle nicht verteidigen konnte und Ingolstadts Filip
Bilnija das 1:1 erzielte (76.). Erschreckend mein erster Gedanke
dabei: „Das war´s jetzt halt wieder…“.
Dass
sich eine FCK-Elf nämlich in solch einer Situation nochmal fängt,
daran glaubt man als Fan leider schon lange nicht mehr.
Schlussendlich
holte der FCK auch in diesem Spiel, das er über weite Strecken
dominierte, nur einen Zähler. Nach der Partie lag der Fokus der
Berichterstattung natürlich vor allem auf der schlimmen Verletzung
Dominik Schads, die den Frust noch erhöhte.
Außerdem sorgte der Tritt von FCI-Sportdirektor Michael Henke gegen
Jeff Saibene für Wirbel. All diese Nebenkriegsschauplätze ändern
aber am Ergebnis nichts: Die Lautrer blieben auch nach dem sechsten
Spieltag sieglos.
Defizite
in Defensive lassen am großen Ganzen zweifeln
Trotzdem
schöpfte man erneut Hoffnung aus dem Remis gegen den FCI und beim SV
Meppen sollte dann endlich der erste Dreier her. Pustekuchen! Die
Saibene-Elf, die wieder in der 4:1:4:1-Formation auflief, enttäuschte
auf ganzer Linie und zeigte sich von Beginn an erschreckend passiv.
War Meppen im Ballbesitz, lief der FCK den Gegner erst an, als die
Emsländer längst in die Hälfte der Roten Teufel eingedrungen
waren. Vermutlich eine taktische Anweisung des Trainers Saibene, die
hinterfragt werden muss. In einem Auswärtsspiel zunächst abzuwarten
ist zwar legitim, doch in den richtigen Momenten sollte der Schalter
umgelegt werden. Dies gelang nicht. Nach einem Freistoß ging Meppen
folgerichtig in Führung (25. Minute), als sich die gesamte Lautrer
Defensive im Tiefschlaf befand und Schad-Ersatz Philipp Hercher das
entscheidende Kopfballduell gegen Steffen Puttkammer verlor, der die
Kugel lässig einnickte.
Auch
der schnelle Ausgleichstreffer durch Hendrick Zuck (27.) änderte
nichts an der Herangehensweise der Roten Teufel, für die der FCK
nach Wiederanpfiff schnell die Quittung kassierte: Wieder war es
Hercher, der zu spät kam und somit den Schuss von René Guder nicht
mehr verhindern konnte, der zur erneuten Meppener Führung im Lautrer
Gehäuse einschlug (47.). Ein Gegentor, das durchaus mal so
fallen darf.
Schlimmer
war dagegen das 3:2 für die Emsländer, das große Defizite
im Abwehrverhalten des FCK offenbarte. Sieben Lautrern gelang es
nicht, Lukas Krüger zu stoppen, der in den Strafraum dribbelte und
schließlich den Treffer erzielte. Ein peinliches Tor, das an der
Qualität der Verteidiger und am großen Ganzen zweifeln lässt. War
es richtig, in der Transferphase das Geld vor allem für
Offensivspieler auszugeben? Eine Frage, die sich Sportdirektor Boris
Notzon nach sieben Spieltagen und elf Gegentoren gefallen lassen
muss. Auffällig sind vor allem der Mangel an Konzentration in der
Defensive, die Unfähigkeit, im Kollektiv zu verteidigen sowie die
Kopfballschwäche der Abwehrspieler. Letzteres war schon einer der
Gründe bei der Pleite gegen den FCI, als sich Kevin Kraus vor dem
Ausgleichstreffer im Luftduell völlig verschätzte und dies
schlussendlich verlor. Fehler, die in der 3. Liga, in der das
Verteidigen von langen Bälle eine wichtige Rolle spielt, gewaltig
schmerzen.
FCK
in der Offensive planlos
Doch
auch die Offensive wirft Fragen auf. War gegen Ingolstadt wenigstens
noch ein Matchplan erkennbar, sah dies in Meppen anders aus. Wie beim
1:1 traf der FCK auch beim 2:2-Ausgleich nach einem Standard, als
Pourié bei der Ecke zum 2:2 einköpfte (60.). Zwar könnte man
sagen, immerhin trifft der FCK endlich nach Standards, doch das
Negative überwog: Denn spielerisch zeigte Lautern zu wenig. Obwohl
der FCK nach dem 2:2 das Momentum, zumindest in Sachen Körpersprache,
auf seiner Seite hatte, erspielte er sich kaum Chancen. Kam man mal
doch vors Tor, dann durch Zufall.
Die
Roten Teufel verfielen schnell wieder in eine Passivität, aus der
sie sich nicht mehr befreiten. Risikobereitschaft? Fehlanzeige!
„Wir
haben gespielt wie kleine Kinder“, war Stürmer Pourié nach der
Pleite in Meppen mächtig sauer. Laut Saibene habe seine Mannschaft
besonders die Leidenschaft vermissen lassen: „So kann man kein
Spiel gewinnen!“. Deutliche Worte der Verantwortlichen, wie schon
nach der erschreckenden ersten Hälfte im Derby gegen Waldhof
Mannheim.
Empfand
ich die Selbstkritik dort noch erfrischend, waren die Worte nach
dieser gruseligen englischen Woche, mit nur einem Punkt und Rang 18,
für mich völlig wertlos. Punkte müssen nun her, bevor neben dem
Mangel an Qualität die Angst vor dem Abstiegskampf dazukommt und die
Beine der Roten Teufel endgültig lähmt.
Quelle: Treffpunkt Betze